Dorf-Blitz

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Region

12/2011

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Kevin allein beim Verein

In dieser Rubrik schildert Dorf-Blitz-Redaktor Kevin Knecht im 2011 in freier Berichterstattung regelmässig über seine Besuche und Erfahrungen bei willkürlich ausgewählten Vereinen in Bassersdorf, Brütten und Nürensdorf.

Zu Gast bei der «Nüeri-Chuchi»

Ein Festschmaus für Augen und Gaumen Als letzten Verein im Jahr 2011 besuchte Dorf-Blitz Redaktor Kevin Knecht am 6. Dezember die «Nüeri-Chuchi». Dieser Männerkochclub trifft sich immer am ersten Dienstag des Monats in der Schulküche Hatzenbühl und zaubert dort ein mindestens viergängiges Menu auf den Tisch. Kurz nach halb Sieben betrete ich die «Hatzi»-Schulküche, wo mich die sechs Mitglieder der «Nüeri-Chuchi» in traditioneller Kochkleidung erwarten. Nach dem Handschütteln verteilt Jan Obrist die Aufgaben. Er hat für den heutigen Abend die Rezepte zusammengestellt, die Zutaten eingekauft und den Tisch passend zum «Samichlaustag» dekoriert. Jeden Monat übernimmt ein anderes Vereinsmitglied die Aufgabe des Organisators.

Pfefferminz-Mousse Ich werde dem Präsident des Vereins, Richard Zihlmann, als Assistent zugeteilt. Unsere Aufgabe ist es, das Dessert zuzubereiten; eine «Pfefferminz-Mousse aux chocolats». Zuerst gilt es, einen ganzen Bund Pfefferminze klein zu hacken. Dazu verwenden wir aber keine Messer aus der Schulküche, sondern edle VictorinoxKlingen aus einem hunderte von Franken teuren Kochmesserset. So macht schneiden Spass! Die Pfeffer-

minze kochen wir nun zusammen mit Milch etwas ein. Ich beäuge die Flüssigkeit skeptisch, denn eigentlich bin ich kein grosser Fan der Kombination von Schokolade und Pfefferminze. Mit gemischten Gefühlen mache ich mich deshalb daran, die Schokoladetafeln in feine Späne zu verwandeln. Mit den «Victorinox» geht das fast von allein, und überraschenderweise trage ich nicht einmal Schnittwunden davon.

Marroni mal anders Jetzt ist die Vorspeise fertig. Stolz tischt Beat Meier seinen kunstvoll angerichteten Nüsslisalat mit Marroni und Speck auf. Was eine etwas seltsame Kombination zu sein scheint, entpuppt sich als geschmackliches Feuerwerk der Extraklasse: Die Würze des Specks, der erdige Geschmack der Marroni und der Balsamico-Essig munden ausgezeichnet. Solcherart gestärkt arbeiten wir an der Mousse weiter. Zuerst sieben wir die Pfefferminzblätter von der Milch und geben Gelatine zu. Dann lösen wir mit der noch warmen Flüssigkeit die weisse und die schwarze Schokolade auf. Schliesslich bleibt noch etwas Zeit

Richard Schmalz (l.) und Bruno Thalmann beim Zubereiten des Geschnetzelten in der «Hatzi»-Schulküche. (Bilder: Kevin Knecht)

für den ersten Abwasch, bevor der nächste Gang auf dem Tisch steht: Eine herrlich sämige Kartoffel-Marroni-Suppe mit Balsamico-Marroni, zubereitet von Dominik Schnyder.

Lockere Stimmung Gleich nach der Suppe ziehen wir den Schlagrahm unter die Mousse und stellen nun das Dessert für eine Stunde an die Kühle. Die Hobby-Köche der «Nüeri-Chuchi» sind gut organisiert, jeder hilft dem anderen und packt anfallende Arbeiten sofort an. Die erste der vier Kücheneinheiten ist bereits wieder sauber, Geschirr und Pfannen werden nach Gebrauch sofort wieder gewaschen. Natürlich wird während der Arbeit auch geschäkert, gelacht und «gefachsimpelt». Ich komme mit Richard Zihlmann ins Gespräch, der schon seit vier Jahren Präsident des 1988 gegründeten Vereins ist. Seither trifft man sich jeden Monat zum Kochen. «Wir kochen aber nicht immer für uns selbst. Im November beispielsweise werden unsere Frauen bekocht, und ab und zu laden wir auch andere Vereine ein», erzählt der 66-jährige Nürensdorfer. Die «NüeriChuchi» versorgt auch regelmässig

Hochzeits- und Festgesellschaften mit kulinarischen Köstlichkeiten.

Apfelsaft in der Sauce Die Hauptspeise ist ein wahrer Augenschmaus: Kürbisstock mit Geschnetzeltem und Bohnen-Speckbürdeli. Auch dieser Gang ist ausgezeichnet und lässt meine Geschmacksnerven in eine regelrechte Ekstase verfallen. Schliesslich enthüllen Bruno Thalmann und Richard Schmalz das Geheimnis: Die Sauce enthält einen Schuss Apfelsaft. Ich erhalte noch eine grosse zweite Portion und bin mit der Welt zufrieden. Schliesslich müssen Richard Zihlmann und ich die Mousse anrichten. Wir füllen sieben Coupe-Gläser zur Hälfte mit brauner und mit weisser Mousse. Dann servieren wir das Dessert. Die Runde probiert vorsichtig, und auch ich nehme zuerst nur einen kleinen Löffel und koste etwas skeptisch. Doch wider Erwarten schmeckt uns die Mousse ausgezeichnet: Die Pfefferminze ist äusserst dezent und nimmt der Mousse ihre Schwere. Mit verwöhntem und übervollem Magen mache ich mich nach dem Essen und Plaudern daran, die Schulküche in ihren Ursprungszustand zurückzuversetzen. Seltsamerweise macht mir diese Arbeit an diesem Abend sogar Spass. Kevin Knecht

Vorspeise und Hauptgang haben geschmeckt; gleich wird das Männerteam um Präsident Richard Zihlmann (r.) das Dessert probieren.


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