REGJO 02/2012

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86 Kultur

RegJo

Erst gepresst und dann fein säuberlich wieder zusammen gesetzt werden die „Insekten“ von Erik Weiser.

In naher Zukunft möchte Erik Weiser nicht nur kleine Spielzeugautos in die Presse schicken, sondern auch echte Fahrzeuge in Kunstobjekte verwandeln.

Erik Weiser Text: Carolin Modes  Fotografie: Ellen Gruszinsky und Erik Weiser

Oft setzt sich Erik Weiser mit Themen über längere Zeiträume in Werkgruppen auseinander oder entwickelt langfristig angelegte Projekte gemeinsam mit anderen Künstlern. Zusammen mit Moritz Frei entstanden 2010 die Projekte „KUNSTGEWINNSPIEL“, „Einzelausstellung für 1,99 Euro“ und „Kunstraum Benjamin Richard“. Im Rahmen des Kunstprojektes „Einzelausstellung für 1,99 Euro“ konnten sich Interessenten aller Art und Berufstätigkeit für eine Ausstellung bewerben. Einzige Bedingung war es, einen Bewerbungsbogen auszufüllen und 1,99 Euro zu bezahlen. Dann entschied das Los, wer die Ausstellung gewann, welche im ebenfalls von Weiser und Frei betriebenen Projektraum „Benjamin Richard“ stattfand. Dort wurden auch die Ergebnisse des „KUNSTGEWINNSPIELS“ präsentiert. Um die Absurdität der mehr als zahlreichen Gewinnspiele und ihrer unsinnigen Preise zu verdeutlichen, nahmen die beiden innerhalb eines Jahres an hunderten von Gewinnspielen teil und schufen aus den erhaltenen Sachpreisen neue Objekte. Seit 2011 arbeitet Erik Weiser gemeinsam mit Julia Wilmes an dem Fotoprojekt: „PERIPHERAL VISIONS“. In mehreren Bildreihen rücken die beiden Künstler mit Objekten, Momenten und Zufälligkeiten gezielt jene Situationen in den Fokus, die sonst nur aus dem Augenwinkel wahrgenommen werden. Die Werkreihe „coleoptera“ besteht aus Insektenkästen. Diese sind jeweils mit einem oder mehreren bunten Insekten aller Größen und Formen bestückt. Jedoch handelt es sich bei diesen Insekten eigentlich um Spielzeughubschrauber, Mini-Lastwägen und kleine Sportflitzer, die Erik Weiser mit einer tonnenschweren Presse erst zerdrückt, um sie anschließend feinsäuberlich, wenn auch teil-

weise leicht verändert, neu zusammenzusetzen. Frisch lackiert sowie nach Form und Typ gruppiert, sehen diese aus wie große Käfer, Libellen und andere Insekten. Erst bei näherer Betrachtung entpuppt sich der Flügel eines Insekts als Autotür oder das Mundwerkzeug seines Nachbarn als Schaufel eines Baggers. Erik Weiser wurde 1978 in Annaberg­-Buchholz geboren. Er studierte von 1998 bis 2004 Kunstgeschichte, Kulturwissenschaft und Religionswissenschaft an der Universität Leipzig. Seit 2001 ist er als freiberuflicher Maler, Gestalter und Schriftsteller tätig.

Spielt der Begriff Arbeit für Sie und Ihr Schaffen eine Rolle? Und wenn ja, welche? Natürlich. Arbeit ist für mich nicht allein etwas materiell Geprägtes, dient demzufolge nicht nur zur Sicherung des Lebensunterhaltes. Für mich ist Arbeit eine gezielte, ernsthafte Auseinandersetzung mit einem Thema. Das künstlerische Schaffen ist eine intensive Arbeit mit und an sich selbst im ständigen Austausch mit der Gesellschaft und dem Alltag. Gibt es eine eindeutige Trennung zwischen Arbeit und Leben in Ihrem Leben bzw. Alltag? Nein. Trotz allem trenne ich in verschiedene Arbeitsfelder. Nicht jede Arbeit dient der Selbstverwirklichung. Sind Sie ausschließlich als bildender Künstler tätig oder üben Sie noch weitere Tätigkeiten aus? Und wenn ja, warum?


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