Walgaublatt 13

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Freitag, 1. April 2016

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Vollversammlung von Kultur Rückblick und Neuausrichtung des Vereins Die Vollversammlung des Vereins Kulturgutsammlung Walgau in Frastanz stand ganz im Zeichen von Rückschau und Ausblick. Seit der Verein unter dem Namen ,,Kulturgütersammlung Walgau“ 2010 gegründet wurde, sind sechs intensive Jahre vergangen. Obmann Helmut Schlatter (Artenne Nenzing) betonte: „Am Beginn stand der Wunsch nach einem Sammlungsdepot für den Walgau

und die Bekanntmachung bestehender Sammlungen.“ Die ursprüngliche Zielsetzung zur Errichtung eines regionalen Depots war nicht durchführbar. Damit rückte die Bestandsaufnahme und virtuelle Dokumentation der Sammlungen in den Mittelpunkt. Ein EU-Leader-Projekt schlug sich in verschiedensten Projekten nieder. 15 Sammlungen wurden fotografiert und zwölf Sammlerinnen und Sammler interviewt. Einer der Höhepunkte war die mit dem österreichischen Design Award ausgezeichnete Ausstellung „Walgau Sammeln“. Rund 2800 Interessierte besuchten zahlreiche Veranstaltungen. Die Werkzeugsammlung Othmar Gmeiner in Ludesch und das Bienenmuseum von Edith Berchtold in Beschling konnten inventarisiert werden. Im Mittelpunkt aller Aktivitäten stand das

Erstellen eines Sammlungskonzeptes zur Sicherung und Nutzung der Sammlungsbestände im Walgau. Im Mai 2015 stellte Obmann Schlatter dieses Sammlungskonzept den Walgauer Bürgermeistern vor. In einer schriftlichen Stellungnahme erklärt die Regio Im Walgau im Herbst, dass keine weitere finanzielle Unterstützung des Vereins möglich sei. Ausnahmen wären ein neues EU-Leader-

Projekt oder Projektförderungen aus dem Elementa-Walgau-Topf. Das offenbar eher mangelnde Interesse der regionalen Politiker im Bereich der Kulturarbeit wurde vom Verein sehr bedauert. Insofern stellte sich die Kulturgutsammlung Walgau die Frage, ob und in welcher Form eine ambitionierte Weiterführung ihrer Arbeit ohne finanzielle Unterstützung überhaupt möglich ist. In Gesprächen mit Vertretern

Unter uns gesagt

Bildungspolitik: Pferd nicht am Schwanz aufzäumen... Es kommt nicht von ungefähr, dass gerade in dieser unsicheren Zeit erkannt wird, dass unsere – ach so gebildete und kultivierte Gesellschaft – ein erschreckendes Manko an Gefühl, Verständnis, Nächstenliebe, Bescheidenheit und Demut aufweist. Was schon seit längerer Zeit für unser abgehalftertes Abendland und speziell für die marode EU prophezeit wurde, jedoch bewusst von machtbesessenen Politikern und Meinungsmachern ignoriert wurde, ist eingetroffen, jedoch vielen immer noch nicht klar. Wir müssen uns alle – sowohl die sogenannten Intellektuellen als auch die breite Masse der Bevölkerung – des eingangs erwähnten Mankos bewusst werden, speziell was die Bildung und Kultiviertheit die Zukunft und damit das Wohl der jungen Generation anbelangt. Es mag durchaus begrüßenswert erscheinen, wenn für die heranwachsende Generation seitens der öffentlichen Bildungsmöglichkeiten der Schulen und in der Wirtschaft gute Möglichkeiten bestehen, sich aus freien Stücken heranbilden zu können. Es wird jedoch in beängstigendem Maße von der heranwachsenden Ju-

gend viel zu wenig genützt. Die sogenannte Zweiklassen-Gesellschaft macht sich auch auf dem Bildungsweg bemerkbar. Wenn auch immer wieder behauptet wird, dass es nicht so ist – der Tätigkeitssektor Dienstleistung (bei dem man sich nicht schmutzig macht) wird dem Sektor der Erzeugung (manuelle, schmutzige Arbeit) ausbildungsmäßig oft vorgezogen. Das Studium hat nach wie vor in dieser Richtung seinen, wenn auch trügerischen Reiz... Dies, obwohl es massenhaft Beispiele gibt, dass die Berufsausbildung in Handwerk und Gewerbe ein Sprungbrett für eine gute wirtschaftliche Zukunft sein kann. Voraussetzung ist jedoch auch hier eine dementsprechende gut fundierte Bildung, die den Bildungswilligen auch geboten wird. Das Besondere in der Bildung zählt auch hier... Spätesten hier sind wir jedoch bei einem Problem angelangt, dem sich unsere Bildungspolitik und speziell unsere dafür verantwortlichen Politiker/innen nach wie vor zu wenig widmen, weil es nicht nur gescheites Auftreten und Reden bedeutet, sondern unbequeme harte Basis- und

Knochenarbeit in der breiten Bevölkerung – sprich persönliche Überzeugungsarbeit mit den Eltern und Erziehungsberechtigten. Die schockierende Medienmeldung aus einem Medien-Interview mit einem Schüler über seine berufliche Zukunft – »Nach der Schule gehe ich zum AMS« – spricht Bände... Hier liegt der Hase im Pfeffer und dies sollen sich die Frau Minister Heinisch-Hosek, alle Landesschulschef/innen und Politiker der Bildungsressorts ins Stammbuch schreiben. Es gilt demnach, die Bildungspolitik so zu reformieren, dass nicht nur heranzubildenden jungen Menschen die Nutzen und Chancen der Bildung wirklich schmackhaft gemacht werden, sondern dass ein ersprießlicher Zugang dementsprechend zu deren Eltern und Erziehungsberechtigten gefunden und in nötigen Gesprächen mit Bildungspolitiker/innen sowie Pädagogen/ innen erfolgt. Dies muss sowohl vom zuständigen Ministerium, den zuständigen Stellen in jedem Bundesland als auch besonders von jenen Verantwortlichen in den Kommunen erfolgen.

Kultiviertheit und Bildung beginnen nämlich – und das sollten sich die Verantwortlichen unserer diesbezüglich maroden Bildungspolitik klar werden – im Elternhaus. Die Zustände und Gegebenheiten in einem ordentlich funktionierenden Elternhaus sind und bleiben Voraussetzungen für eine erfolgreiche Bildungspolitik und Familienpolitik, nicht nur das siebengescheite Daherreden von Bildungspoliker/innenn im Bund, im Land und in den Kommunen. Doch gute Elternhäuser sind keine Selbstverständlichkeit mehr... Der aus der Landesregierung »ausgeschiedene« Schullandesrat Siegi Stemer hat einen bedeutenden Satz geprägt, in dem er festhielt, dass ein Schüler für den Unterricht dann ansprechbar ist, wenn er zuhause ein anständiges Frühstück gehabt und gelernt hat »Guten Morgen« zu sagen. Unter uns gesagt – Bildungspolitik verlangt Basisarbeit... „Commentatore“

Günther J. Wolf Gastkommentar


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