Feldkircher anzeiger 05

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Donnerstag, 30. Jänner 2014

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Stickoxid-Belastung zu hoch VCÖ: In Feldkirch und in Höchst wurde der Grenzwert am deutlichsten überschritten „Mit Ausnahme vom Burgenland wurde in allen Bundesländern im Vorjahr Österreichs Stickoxid-Grenzwert überschritten. Der höchsten gesundheitsschädlichen Belastung sind Anrainerinnen und Anrainer entlang der Inntal-, Brennerund Tauernautobahn ausgesetzt. Auch in vielen Städten Österreichs ist entlang stark befahrener Straßen die Belastung zu hoch“, fasst VCÖ-Expertin Bettina Urbanek die aktuelle VCÖ-Analyse zusammen. Hauptverursacher der Stickoxid-Belastung in Österreich ist der Verkehr. Die Hälfte der Emissionen stammt vom Verkehr, insbesondere von Dieselfahrzeugen. Der VCÖ kritisiert, dass dennoch Dieseltreibstoff steuerlich begünstigt wird und die Mineralölsteuer um 8,5 Cent pro Liter niedriger ist als auf Benzin. Der VCÖ fordert die Abschaffung der Steuerbegünstigung für Diesel. Rund ein Viertel der StickoxidEmissionen wird von der Industrie verursacht, der Rest kommt vom Heizen, von der Energieerzeugung und Landwirtschaft. Die VCÖ-Analyse zeigt, dass im Vorjahr an der A12 bei Vomp die Stickstoffdioxid-Belastung am höchsten war. An 51 Tagen war im Vorjahr die Belastung mit dem gesundheitsschädlichen Schadstoff zu hoch. Bis Ende Ok-

tober betrug die durchschnittliche Stickstoffdioxid-Belastung 58 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft. Das ist doppelt so hoch wie Österreichs Grenzwert (30 Mikrogramm) und liegt auch deutlich über den weniger strengen EU-Grenzwert (40 Mikrogramm) - und das, obwohl die Monate November und Dezember, die traditionell höhere Werte aufweisen als der Jahresschnitt, noch fehlen. Österreichweit wurde im Vorjahr bei 14 Messstationen der Jahresgrenzwert überschritten. Am zweithöchsten war die Belastung in Feldkirch, wo bei der Messstelle Bärenkreuzung an 27 Tagen die durchschnittliche Belastung höher als 80 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft lag. Bis Ende Oktober wurden hier im Schnitt 54 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft gemessen. Auch hier ist zu befürchten, dass der endgültige Jahreswert mit den Werten von November und Dezember noch höher sein wird. Das gilt auch für Höchst, wo es bis Ende Oktober eine durchschnittliche Belastung von 40 Mikrogramm Stickstoffdioxid pro Kubikmeter Luft gab. Der VCÖ weist darauf hin, dass Stickoxide, insbesondere Stickstoffdioxid (NO2), extrem gesundheitsschädlich sind. Die Atemwege und Lungen werden geschädigt, Herzkreislauferkrankungen und Herzinfarkte

können die Folge sein. Studien in Wien, Linz und Graz ergaben, dass bereits ab einer Belastung von 30 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft die Zahl der Todesfälle steigt. In Wien gab es bei einer über zwei Wochen andauernden Zunahme der durchschnittlichen NO2-Belastung um 10 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft mehr Todesfälle durch HerzKreislauferkrankungen und mehr Todesfälle durch Atemwegerkrankungen. „Die Gesundheit der Menschen wird in Sonntagsreden gerne als unser wichtigstes Gut bezeichnet. Doch in der realen Politik zählte die Gesundheit der Menschen in der Vergangenheit wenig. Es ist zu hoffen, dass jetzt Maßnahmen gesetzt werden, damit auch die Anrainerinnen und Anrainer entlang von Straßen saubere Luft atmen können“, fordert Urbanek ein umfassendes Maßnahmenpaket. Druck wird nun auch von der EU kommen. Österreich droht ein Vertragsverletzungsverfahren und eine Verurteilung durch den EU-Gerichtshof. Denn während Linz und Kärnten eine Fristerstreckung zur Einhaltung der Grenzwerte bis zum Jahr 2015 erhalten haben, wurde für Tirol, Vorarlberg, Salzburg, Wien und Oberösterreich außerhalb Linz die Fristerstreckung abgelehnt.

Der VCÖ tritt für eine Investitionsoffensive für umweltfreundliche und gesunde Mobilität ein. Dazu zählt der weitere Ausbau des Öffentlichen Verkehrs und der Radfahrinfrastruktur. Wirksam sind auch niedrigere Tempolimits. Wichtig ist auch die stärkere Verlagerung des Güterverkehrs auf die Schiene, auch durch die Förderung von betrieblichen Anschlussbahnen. Der VCÖ kritisiert, dass aufgrund der fehlenden Kostenwahrheit im Lkw-Verkehr Waren tausende Kilometer quer durch Europa transportiert werden. Die Gesundheit der Bevölkerung muss auf EU-Ebene Vorrang für dem freien Warentransport bekommen. Lkw müssen die Kosten, die sie an Straßen, Umwelt und Gesundheit verursachen über die Maut zur Gänze bezahlen, betont der VCÖ. Der VCÖ sieht in erster Linie die Politik gefordert, Maßnahmen zu setzen. Doch auch jeder einzelne kann einen Beitrag für eine bessere Luftqualität leisten. „Kurze Strecken zu Fuß oder mit dem Fahrrad fahren. Wo es möglich ist, öffentliche Verkehrsmittel benutzen, Fahrgemeinschaften bilden und wer Produkten aus der Region den Vorrang gibt, hilft Lkw-Fahrten zu vermeiden“, empfiehlt Urbanek. (red)


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