Bludenzer anzeiger 03

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Freitag, 17. Jänner 2014

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Kampf dem Steuerbetrug 2013 haben die anonymen Anzeigen in Bezug auf Steuerhinterziehung um 20 Prozent zugelegt. WIEN (kast). Nein, Steuerhinterziehung ist kein Kavaliersdelikt (mehr). Spätestens seit dem Ausbruch der Wirtschaftskrise im Jahr 2008 gibt es kaum mehr Verständnis für jene, die glauben, Abgaben wie Steuern „an der Finanz vorbeitransferieren“ zu können. Gemeinsam mit der OECD (Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung) hat Österreich den Kampf gegen Steuerbetrug aufgenommen und präsentiert nun jedes Jahr bessere Ergebnisse. Zu den vermehrten Kontrollen setzt das Finanzministerium verstärkt auf Prävention und Aufklärung bei Firmen vor Ort. Dazu veranstaltet die Finanzpolizei mit Interessenvertretern wie Wirtschafts- oder Landwirtschaftskammern laufend Road„Niemand freut sich, wenn er kontrolliert wird, wir stehen für redliche Unternehmer.“ WI L F R I E D L E H N E R, F IN AN Z

shows und stellt Informaterial zur Verfügung. Immer mehr Anzeigen Daher ist es nicht weiter verwunderlich, dass die Zahl der Anzeigen im Vergleich zu 2012 um mehr als 20 Prozent zugenommen hat. Aber nicht nur aufgrund der Anzeigen erarbeitet die Finanzpolizei ihre Einsätze, auch stichprobenartig werden Baustellen oder Betriebe aufgesucht. So kam es von Jänner bis November 2013 (Dezember wurde noch nicht ausgewertet, Anm. d. Red.) zu 30.215 Kontrollen. In den ersten elf Monaten konnten so 36,2 Millionen Euro an zusätzlichen

Aktion scharf: Von Jänner bis November 2013 rückte die Finanzpolizei insgesamt 30.215 Mal in ganz Österreich aus. Dabei mussten mehr als 8.003 Strafanträge gestellt werden. Fotos: BMF

Abgaben einkassiert werden. Darüber hinaus haben die Beamten Strafen in der Höhe von 23,1 Millionen Euro ausgestellt. Bis November wurden auch 8.003 Strafanträge ausgestellt. Bei den Arbeitskontrollen wurden mehr als 6.175 Dienstnehmer ohne angemeldete Sozialversicherung ermittelt. „Niemand freut sich, wenn er kontrolliert wird, aber klar ist, dass wir für die redlichen Unternehmer in Österreich ein Garant für den fairen Wettbewerb sind“, erklärt der Leiter der Finanzpo„Wir treffen oft auf Dienstnehmer, die perfekt darüber instruiert sind, welche Geschichte sie uns erzählen sollen.“ L E H N E R ÜBE R AUSR EDEN

lizei, Wilfried Lehner. „Wir werden ein wenig wie Verkehrspolizisten wahrgenommen. Niemand möchte, dass einem ein betrunkener Autofahrer auf der

Straße entgegenkommt, aber dass man selbst kontrolliert wird, löst dann doch Unbehagen aus.“ Auch der Kampf gegen das illegale Glücksspiel wird von Seiten der Finanz weitergeführt: Bei 640 Kontrollen gab es 1.314 Beschlagnahmen – illegale Automaten und 986 Strafanträge waren das Ergebnis. Um keine Ausrede verlegen Viele „Hausbesuche“ machen Lehner und seine mehr als 500 Beamten auf Baustellen: „Wir treffen immer wieder auf Dienstnehmer, die perfekt darüber instruiert sind, welche Geschichte sie uns erzählen sollen. Früher ging diese am Bau so: „Ich habe heute meinen ersten Tag.” Denn damals konnte man sich mit der Anmeldung eines Mitarbeiters bis zu sieben Tage Zeit lassen, was heute nicht mehr der Fall ist. Und so gab es Tage, an denen ich auf einer Baustelle Dutzende neue Arbeiter kennenlernte.“

DIE FINANZPOLIZEI

Mehr als 500 Mitarbeiter sind operativ und in der Sonderheit „Finanzpolizei“ im Einsatz. Diese arbeitet ganzjährig in gesamt Österreich und in allen Branchen. Die Anzahl der Beamten pro Einsatz richtet sich nach der zu erwartenden Anzahl von zu kontrollierenden Personen vor Ort. Die präventive Arbeit der Finanzpolizei soll im Interesse des Arbeitsmarktes und des Wirtschaftsstandortes Österreich unfaire Konkurrenzverhältnisse in Folge von Wettbewerbsvorteilen durch Schwarzarbeit und Sozial- und Abgabenbetrug verhindern. Das dient auch der Sicherung der Lohn- und Arbeitsbedingungen inländischer und integrierter ausländischer Arbeitskräfte – vor allem in Hinblick auf die Entwicklung der österreichischen Arbeitsmarktlage.


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