179 – Das Standortmagazin der Region Stuttgart (Ausgabe 1/2011)

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Existenzgründung

Makatec aus Bondorf macht Absorptionsanlagen für mittlere und kleine Anwender nutzbar

gründen

Aus heiß mach kalt Der nächste Sommer kommt bestimmt – und mit ihm der Wunsch, der Hitze mittels Klimaanlage zu entfliehen. Hohe Temperaturen machen jedoch nicht nur wärmeempfindlichen Menschen zu schaffen: Kälte ist für viele Produktions- und Lagerprozesse eine absolute Notwendigkeit. Vorhandene Wärme nutzen, um Kälte zu erzeugen, das ist die Grundidee der Makatec GmbH aus Bondorf. Angesichts steigender Energiekosten hat die Firma aus der Region Stuttgart eine ökonomisch und ökologisch attraktive Alternative zu herkömmlichen Kühlprozessen entwickelt und damit ein riesiges Marktpotenzial entdeckt. „Ob Abwärme von großen Industrieanlagen, Motoren, Solaranlagen oder Blockheizkraftwerken – oft kann man mit vorhandener Wärme nichts anfangen und hat stattdessen Kältebedarf. Mit Hilfe unserer Anlagen lässt sich diese sonst vergeudete Energie sinnvoll nutzen“, erklärt der Makatec-Geschäftsführer Dr. Thomas Weimer.

„Das weltweite Marktpotenzial für Absorptionsanlagen geht in die Milliarden.“ Bisher kamen derartige Absorptionsanlagen nur in der Großindustrie zum Einsatz. Denn sie sind extrem teuer, groß und schwer sowie empfindlich gegenüber Erschütterungen. „Deshalb haben wir uns überlegt, wie man die Anlagen weiterentwickeln kann, um sie einem wesentlich breiteren Anwenderkreis zugänglich zu machen“, beschreibt Weimer die zentrale Herausforderung und gleichzeitig die Geschäftsidee seiner Gründung. Um dieses Ziel zu erreichen, modifiziert Makatec als weltweit erstes Unternehmen herkömmliche Absorptionsanlagen durch einen neuartigen Aufbau und speziell entwickelte Membrankomponenten aus Edelstahl und Kunststoff. Das Ergebnis ist international patentiert und kann sich sehen lassen: Die Makatec-Anlagen sind bis zu 80 Prozent kleiner, entsprechend leichter, robuster und in der Anschaffung wesentlich günstiger. „Wir konzentrieren uns zunächst auf die mittlere Leistungsklasse, also Anlagen zum Beispiel für Hotels, kleinere gewerbliche Betriebe oder größere Häuser“, so Weimer. Universitäten und Institute in Stuttgart, Freiburg und Duisburg testen bereits erfolgreich Prototypen.

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Der Start einer Kleinserie ist noch für dieses Jahr geplant. „Wir haben gezeigt, dass unsere Idee funktioniert und werden schon jetzt mit Anfragen überhäuft.“ Prinzipiell kann in jeder Kühlanlage der herkömmliche Kompressor durch eine Absorptionsanlage ersetzt werden – immer vorausgesetzt, es steht eine kostengünstige Wärmequelle zur Verfügung. Die gewonnene Kälte kann genutzt werden zur Produktion von Kaltwasser, als Nutzkälte für Lagerräume oder zur Klimatisierung von Gebäuden. Weimer: „Vor allem für die Länder rund ums Mittelmeer und im arabischen Raum stellen unsere Absorptionsanlagen kombiniert mit Solarthermie eine ökologische und gleichzeitig günstige Alternative dar.“ Absorptionsanlagen für einzelne Räume oder für den mobilen Einsatz in Autos sind Zukunftsvisionen, bis zu deren Realisierung noch einige Zeit vergehen wird. Denn der Entwicklungsaufwand ist hoch. Im letzten Jahr hat Makatec zum ersten Mal schwarze Zahlen geschrieben, vor allem durch den Verkauf von Pilotanlagen für den gewerblichen Betrieb. Für das im Jahr 2005 gegründete Unternehmen war es deshalb existenziell wichtig, Investoren zu finden, die an das Marktpotenzial der Anlagen glaubten. Jemanden wie Berthold Mast, der über den Verein Business Angels Region Stuttgart auf die Gründerfirma aufmerksam wurde, in sie investierte und die kaufmännische Leitung übernahm. „Das weltweite Marktpotenzial für Absorptionsanlagen ist riesig und geht in die Milliarden“, erläutert Weimer. Folglich expandiert das derzeit zehn Mitarbeiter zählende Unternehmen kräftig. „In unserem sehr speziellen Bereich ist es nicht einfach, geeignete Mitarbeiter zu finden. Aus diesem Grund sind wir auf dem Gebiet der Nachwuchsförderung sehr aktiv und haben über Praktika und Abschlussarbeiten bereits einen großen Teil unserer jetzigen Mitarbeiter gewonnen.“ An spannenden Projekten mangelt es auch in Zukunft nicht: So forscht das Makatec-Team gemeinsam mit der Universität Stuttgart daran, wie man Biomasse zur Kältegewinnung nutzen, oder zusammen mit der Universität Duisburg, wie durch Vereisung von Meerwasser gleichzeitig Süßwasser und Nutzkälte gewonnen werden kann. Denise Nüssle


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