EINFACH GUT LEBEN
Ehrenrettung
Die Kulturgeschichte des Gartenzwergs
SERVUS IM AUGUST
Die Kulturgeschichte des Gartenzwergs
SERVUS IM AUGUST
In Alpbach in Tirol stehen die Maschinen beim Heuen still. Peter Oberauer mäht seine Wiesen wie vor siebzig Jahren mit der Sense. Auch das Gras trocknet er wie seine Vorfahren und verwandelt damit die Landschaft in ein Kunstwerk.
Text: Barbara Reiter Fotos: Sebastian Gabriel
Wiesenwesen. Nicht umsonst tragen die auffälligen Gebilde in der Landschaft die Bezeichnung „Heumandln“. Sie sehen ja auch aus wie lebende Geschöpfe.
Harmonisierend. Rotklee enthält natürliche weibliche Pflanzenhormone, die – zur Tinktur verarbeitet – ausgleichend wirken und bei Wechselbeschwerden unterstützen.
Seiten Spezial 24
Mutterkraut
Tanacetum parthenium
DIE „FALSCHE KAMILLE“
Seine weißen Knöpfchenblüten mit der gelben Mitte sehen der Kamille zum Verwechseln ähnlich, daher sein Beiname. Das Mutterkraut steht der Heilkraft seiner prominenten Schwester aber in nichts nach: In der Frauengesundheit wird das Kraut seit der Antike eingesetzt, es lindert Beschwerden der Gebärmutter, hilft bei ausbleibender Menstruation oder Wehenschwäche. Studien zufolge soll Mutterkraut auch Migräneanfälle schwächen. Wie man nun die Echte von der Falschen Kamille unterscheidet? Einfach kosten! Mutterkraut schmeckt richtig bitter, Verwechslung ausgeschlossen.
NATURKOSMETIK
Schüttellotionen sind die unkomplizierten Schwestern von Cremen Sechs Rezepte, in denen natürliche Pflanzenwirkstoffe direkt unter die Haut gehen, Feuchtigkeit spenden, straffen, reinigen und pflegen.
Text: Verena Randolf Rezepte: Katharina rührt Fotos: Mayer mit Hut
esunde Haut braucht nicht mehr als zwei Dinge“, sagt Naturkosmetik-Expertin Katharina Kohlbach von „Katharina rührt“, „Wasser und Öl.“ Unsere Hautbarriere, so die Expertin, könne man sich vorstellen wie ein Sieb. Ist das Sieb brüchig und damit zu durchlässig, braucht es Öl, das die Hautbarriere stärkt und dafür sorgt, dass wieder Feuchtigkeit gespeichert wird. Das Öl wird aber nur mit Hilfe von Wasser von der Haut aufgenommen – und das ist komplizierter, als es klingt, denn Öl und Wasser vermählen sich nicht ohne unser Zutun. In herkömmlichen Cremen gelingt die Verbindung mithilfe eines Emulgators, der aus den zwei unterschiedlichen Phasen eine homogene Lotion macht, die dann gut in die Haut einzieht. Will man Kosmetik selber herstellen, ist die Sache etwas komplizierter.
Emulgatoren brauchen nämlich eine gewisse Extrabehandlung, sie wollen bei der richtigen Temperatur und in der richtigen Geschwindigkeit eingerührt werden, sonst wird die Creme nichts. Katharina Kohlbach, die eine Freundin des Vereinfachens ist, hat einen Weg gefunden, das Prozedere abzukürzen: Katharina rührt
nicht mehr, sie schüttelt. Ihre Lotionen zum Pflegen und Reinigen brauchen in der finalen Herstellung nicht mehr als ein paar Sekunden. Selbst Naturkosmetik-Laien können sie nachmachen – ohne Vorkenntnisse oder Labor.
GUTE LAUNE IM BADEZIMMER
Jede Schüttellotion besteht aus einer Wasser- und einer Ölphase, die sich durch Schütteln miteinander verbinden. In der Vorbereitung setzen wir eine größere Menge des Ölauszugs und parallel die Wasserphase an. Zusammengemischt sind die Schüttellotionen rund zwei Monate haltbar, getrennt halten Öl- und Wasserphase um ein Vielfaches länger.
Wenn die Heilpflanzen nach ein paar Wochen ihre Wirkstoffe abgegeben haben, schütten wir einen Teil Öl zu einem Teil Wasser in eine Sprühflasche. Je nach Bedarf – im Sommer vielleicht einen Schuss mehr Wasser, im Winter, wenn die Haut trockener ist, etwas mehr Öl. Das Öl setzt sich nun hübsch perlend vom Wasser ab – vorm Aufsprühen heißt es also: schütteln! Und das macht schon frühmorgens im Badezimmer gute Laune.
Beruhigt die Haut nach einem Tag an der Sonne
Zutaten
1 EL Lavendelblüten (frisch oder getrocknet)
50 ml Apfelessig
12 g Lavendelhydrolat
22 g Johanniskrautöl
Zubereitung
1. In diesem Rezept besteht die Wasserphase aus Lavendelhydrolat, das in der Apotheke gekauft werden kann, und aus Lavendelessig. Dafür 1 EL Lavendelblüten mörsern, in ein Schraubglas geben und mit 50 ml Apfelessig aufgießen. Umrühren und an einem schattigen Ort ziehen lassen. Dabei gelegentlich schütteln. Nach 3 Wochen durch ein feines Sieb abseihen und in saubere Flaschen füllen.
2. Für 50 ml Schüttellotion werden 22 g Johanniskrautöl (selbst angesetzt oder gekauft) mit 12 g Lavendelhydrolat und 12 g Lavendelessig gemischt. Das Fläschchen sollte nicht ganz voll gemacht werden, damit sich der Inhalt beim Schütteln gut mischen kann. NaturkosmetikExpertin Katharina Kohlbach empfiehlt, kleinere Mengen abzumischen, weil das die Haltbarkeit erhöht.
Wirkung
Lavendel hat eine beruhigende Wirkung auf die Haut, Essig wirkt heilungsfördernd und entzündungshemmend bei Sonnenbrand. Auch Johanniskraut pflegt die Haut nach zu viel Sonne – gemeinsam ergeben sie eine sanfte und nährende Pflege nach einem langen Sommertag.
Sammelobjekt oder Symbol der Spießbürgerlichkeit? Beim Gartenzwerg scheiden sich die Geister. Wer den kleinen Wicht erfunden hat, warum er auch bei 35 Grad Mütze trägt und wieso seine Herstellung Kulturgut ist.
Mit Schürze und Scheibtruhe. Rote Mütze, weißer Rauschebart und immer fleißig bei der Arbeit: Der Gartenzwerg als Gärtner hat Tradition. Hier mit Besen (li.), Holzkarre und im grünen Kittel.
Woher der kleine Mann mit der Zipfelmütze kommt? Aus dem Wald womöglich. Dorthin jedenfalls wollte ihn die „Front zur Befreiung der Gartenzwerge“ – eine lose Gruppe von Studierenden, die sich 1996 in einer Nacht-und-Nebel-Aktion, angeblich nach reichlichem Konsum alkoholhaltiger Getränke, in Frankreich gründete – auch wieder zurückbringen. Und zwar gegen den Willen seiner Besitzerin, seines Besitzers. Zwanzig und noch mehr Gartenzwerge entführten die Mitglieder dieser Befreiungsfront, die rasch in ganz Europa Sympathisanten fand, oft in einer Nacht. Und sorgten so für Angst und Schrecken in den Vorgärten. Auf ihren zurückgelassenen Bekennerschreiben standen Parolen wie „Freiheit für den Gartenzwerg“ oder „Wir
fordern, dass Gartenzwerge nicht länger lächerlich gemacht und in ihre natürliche Heimat – den Wald – entlassen werden“. So weit, so kurios.
NANOLOGIE IST DIE LEHRE VOM ZWERG
Erstaunlicherweise aber ist diese Organisation nicht die einzige, die sich dem Schutz der Wichtel mit dem Rauschebart verschrieben hat. Bereits 1980 nämlich formierten sich in der Schweiz treue Anhänger der bunten Zwerge zu einem Verein und begründeten die sogenannte Nanologie, die Lehre von den Gartenzwergen. Mit „Zipfel auf“ begrüßen sie einander.
Ihr Chef, der Basler Fritz Friedmann, kürte sich selbst zum Professor für Nanologie und war als solcher dreißig Jahre lang
im gesamten deutschsprachigen Raum unumstrittener Experte und Ansprechpartner aller Medien in Sachen Zwergenkunde. Woher das leidenschaftliche Interesse, die vehemente Ablehnung oder die große Liebe zum kleinen Wicht rührt? Das konnte auch Fritz Friedmann zeitlebens nicht schlüssig beantworten. Fest steht: Der Siegeszug der fröhlichen Zipfelmänner durch die Gärten begann im zweiten Drittel des 19. Jahrhunderts.
Nicht ganz unvorteilhaft für die Emporkömmlinge: die Entstehung der Kleingärten. 1869 errichtete man im deutschen Leipzig die erste Schrebergartensiedlung, zwei Jahrzehnte später gab es auch in Wien bereits Kleingärten. Und so, wie Adelige und andere Reiche ihre Gartenanlagen
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Wir fangen das Aroma warmer Sommerwiesen ein und holen es zu uns in die Küche. In Heu gebettet sehen Lamm, Huhn und Erdäpfel nicht nur fantastisch aus, sie schmecken auch wohlig gut nach Sommer.
Text: Nina Kaltenbrunner Rezepte: Alexander Rieder Fotos: Eisenhut & Mayer
Wer an Heu denkt, hat sofort den Duft blühender Sommerwiesen in der Nase. Bis zu tausend Wirkstoffe kann diese Vielfalt bei guter Mahd im Heu entfalten –Wirkstoffe, die nicht nur den Almtieren im Winter zugutekommen. Auch uns entspannt ein Heubad und beugt Muskelkater vor, eine warme Heupackung hilft gegen Bauchschmerzen und bei Nieren- und Rückenleiden. Dass Heu aber auch hervorragend schmeckt, wussten bereits unsere Vorfahren.
So findet man traditionelle Rezepte mit Heu auch in allen Regionen, wo Milchvieh gehalten und Heu gemacht wird. Verdauen konnten zwar auch die Ahnen das Heu nicht, dazu fehlt uns Menschen das entsprechende Enzym. Es spricht allerdings nichts dagegen, duftendes Heu zum Kochen und Aromatisieren von Speisen zu nutzen. Seit Generationen wickeln Bergbauern daher schon ihre Käse oder Schinken in Heu, setzen Heulikör an oder
kochen Heusuppe. Dabei wird das Heu als Geschmacksgeber eingesetzt, der seine kräuterwürzigen Aromen an die restlichen Zutaten abgibt. Um Fleisch oder Gemüse schonend zu garen und gleichzeitig mit Aromen aufzuwerten, wird es nach uralter Küchentechnik in Heu gedämpft, gedünstet oder geschmort. Ähnlich wie Tee gibt es dabei seinen Geschmack an Saucen, Braten oder etwa Süßspeisen wie Eis ab.
Wie die Heumilchbauern bei der Erzeugung ihres Trockenfutters sollte man auch in der Küche danach trachten, nur mit den besten Rohstoffen zu arbeiten. Da Heu bei uns im Lebensmittelhandel nicht erhältlich ist, empfiehlt es sich, bei Biobetrieben oder im Reformhaus nach unbehandeltem Wiesenheu zu fragen. Mit diesem Heu und den folgenden Rezepten holt man sich den Duft der sonnig warmen Wiesen auf den Teller und kann genussvoll den Sommer zelebrieren.
DEKORIEREN
Sommer, Sonne, Sonnenschein – Gelb macht schon beim Hinschauen glücklich. Wir haben Polster, Decke und Glückwunschkarte in der Gute-Laune-Farbe verziert.
Der schlichte Schilfkorb hat ohne viel Aufwand ein schönes Detail in Gelb bekommen: Einfach ein gelbes Baumwollband in eine Stopfnadel mit großem Öhr fädeln und rund um den Korbrand nähen. Immer rauf und runter in einem Abstand von zwei Zentimetern. Darüber und darunter mit Perlgarn wiederholen, und schon ist die Bordüre fertig.
Verstecktes Kleinod. Der Blick auf das Bergdorf Ebnit am frühen Morgen. Weit verstreut liegende Häuser schmiegen sich sanft an die grünen Hänge.
HEIMATLEUCHTEN IN VORARLBERG
Das Walserdorf Ebnit versteckt sich in den Bergen des Umlands von Dornbirn. Hundert Menschen leben in dem verwunschenen Hochtal. Sie genießen Freiheit und Ruhe – und erzählen ihre ganz eigene Geschichte.