The Red Bulletin Juli 2014 - CH

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H Andy Damerum ist der Mann in der Zentrale. Der Tech­ niker hat nicht nur Kontrolle über das hydraulische Hexa­ pod, sondern sieht auch jede Bewe­ gung des Piloten.

Der Fahrer im ­Simulator ist per Interkom mit der Zentrale verbunden – genau wie im echten Rennfahrer­ alltag. Prominent platziert: der Not-Aus-Knopf.

eute ist der Groß­ vatersitz montiert“, grinst ein gut ge­ launter Daniel, als er pünktlich um halb neun Uhr in den Simulator in der Fabrik von Red Bull Technology klettert. „Normaler­ weise verwendet ­jeder Fahrer seine eigene Sitzschale.“ Und das aus gutem Grund: Bis zu acht Stunden pro Tag ver­ bringen die Piloten in diesem fensterlosen, schwarz ausgemalten und nicht sonderlich gut klimatisierten Raum in Milton Keynes, um ihre Simulationen zu absolvieren. Die Lampen der drei Beamer und die Hitze der Rechner heizen den Raum so stark auf, dass man eine kleine Lufthutze ans Cock­ pit montiert hat, durch die ein kleiner Ventilator den Fahrern Luft zufächelt. Daniel hat viele, viele Runden in Spiel­ berg absolviert. „Am Freitag wird die Strecke noch ziemlich grün sein. Je mehr Gummi auf den Asphalt kommt, desto schneller werden die Rundenzeiten sein. Das müssen wir in der Simulation für das Rennen berücksichtigen. Ich mag es, wenn sich die Bedingungen ändern.“ ­Virtuell auch schon im Regen gefahren? „Klar, aber ich hoffe, dass wir ein schönes Sommerwochenende in Österreich erleben werden.“ Anders als in der DTM darf die asphaltierte Auslaufzone hinter der ersten Kurve nicht befahren werden, sondern nur die Curbs. Die Daten aus dem Simulator ergeben, dass vor allem der linke Vorder­ reifen stark beansprucht wird. Die Strate­ gie: „Ich glaube, dass wir mit zwei Boxen­ stopps durchkommen.“ Das Fahren im Simulator von Infiniti Red Bull Racing hat nichts mit PlayStation spielen zu tun, bestätigt Ricciardo: „Bloß zu wissen, ob es nach links oder rechts weitergeht, reicht nicht. Das Fahrverhalten ist dem des echten Autos sehr ähnlich. Neulinge schaffen es vielleicht, langsam um die Strecke zu kriechen. Sobald man aber zu beschleunigen versucht, ist das geschulte Sensorium eines Rennfahrers gefragt. Näher als hier kann man dem echten Feeling nicht kommen.“ Sprach’s und drehte sich ausgangs der Rindt Kurve ins Kiesbett. „Besser jetzt als im Juni“, lacht der sympathische Aus­ tralier übers ganze Gesicht, während in der Kommandozentrale dahinter Driver Development Manager Andy Damerum das Auto wieder auf die Strecke bringt. Das spektakuläre Video von Spielberg auf www.redbulletin.com

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