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Inkompatibler Führungsstil
Können Manager unabhängig von der jeweiligen Organisations- und Nationalkultur erfolgreich sein? Das unten stehende Beispiel zeigt: Nur diejenigen, die über genügend kulturelle Intelligenz verfügen, haben dauerhafte Erfolgschancen.
«Man kann eine ausgezeichnete Führungsperson sein, wie Vang-Jensen es war, und dennoch den Anforderungen nicht entsprechen.» Dies war die unmissverständliche Erklärung des Verwaltungsrates der Schwedischen Handelsbanken zur Entlassung des erst 17 Monate zuvor angestellten CEO (NZZ, 17.08.16). Der ausscheidende Chef, ein Däne mit autokratischem Führungsstil, hat sich an der Organisationskultur des schwedischen Instituts die Zähne ausgebissen. In seinem Bestseller «Führen mit flexiblen Zielen» erwähnt Niels Pfläging Handelsbanken als eine der Firmen, die alle Regeln bisheriger Führungsstandards gebrochen haben und dabei äusserst erfolgreich sind. Ihr Führungs- und Managementkonzept beruht auf flachen Hierarchien, dezentralen Organisationseinheiten und Mitarbeiter-Empowerment. Dass ein autokratischer Führungsstil sich mit einer solchen Kultur nicht verträgt, liegt auf der Hand. Kulturelle Intelligenz ist gefragt Niemand kann unabhängig von der jeweiligen National- und Organisationskultur einen stets erfolgreichen Führungsstil an den Tag legen. Eine Art universelle Führungskraft gibt es nicht. Zu unterschiedlich sind die Kulturen.
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Führungskräfte brauchen daher mehr denn je einen beweglichen Mindset. Die eigene Kompatibilität mit der Organisationskultur muss sowohl von Arbeitgebern als auch von Arbeitnehmern vor der Anstellung überprüft werden. Ferner müssen Führungskräfte mehr als budgetieren, planen und kontrollieren können. Situationen richtig zu erfassen und treffend zu entscheiden, erfordert eine ganzheitliche Perspektive, die alle Dimensionen integriert. Dazu gehört der kulturelle Hintergrund der zu führenden Mitarbeitenden und Teams. Chefs müssen wissen, was ihre Followers bewegt. Ohne Kenntnis der individuellen Motive gleicht das Motivieren einem Roulette-Spiel. Umso mehr in der Führung von multikulturellen Teams. Die Führungskraft des 21. Jahrhunderts Kontinuität für heutige Organisationen wird nicht ohne Agilität und Fokus auf die eigenen Werte möglich sein. Für Menschen gilt das Gleiche. Die Mitarbeitenden der Millenium-Generation erwarten attraktive Jobs, in denen sie sich frei entfalten können. Führungskräfte müssen vermehrt auf Vertrauen basieren können, auf intrinsische Motivatoren ihrer Mitarbeitenden setzen und aus vorhandenen Fähigkeiten Mehrwert
erzielen. Besonders in multikulturellen Teams ist ein grosses Synergiepotenzial vorhanden. Es geht hier nicht nur um soziale Verantwortung. Durch Anpassungsfähigkeit, adressatengerechte Kommunikation und situative Führung entstehen weniger Konflikte, weniger Leerläufe und steigende Produktivität.
Nourredine Yous MAS Transkulturelle Kommunikation & Management, ist Geschäftsführer der intermedio Yous & Partner und Mitglied der International Association for Cross-Cultural Psychology. Er hat Studien über Managementkonzepte in Bezug auf verschiedene Nationalkulturen, u.a. Japan, China, Singapur, Taiwan, Frankreich, Deutschland, USA und arabische Länder durchgeführt. Er ist Berater, Coach und Trainer im Bereich Leadership, virtuelle Teams und interkulturelle Kommunikation.
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