De:Bug 168

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Von links nach rechts: Timo Feldhaus, Thaddeus Herrmann, Michael Döringer, Alexandra Dröner, Sascha Kösch, Bianca Heuser

Michael: Wer hat den Begriff "Trap" überhaupt erfunden? Alexandra: Na, niemand. Das ist einfach Ghettoslang: "Trapped", also als Gangster von anderen Gangstern, Drogen und Polizei umzingelt. Michael: Ob das jetzt ein kleines Revival auslöst, was älteren Dirty-South-Rap angeht? Legowelt hat doch mal so einen Mix gemacht, mit 94er- und 95er-MemphisSound. Alexandra: Trap ist doch schon wieder out. Wie bekloppt diese Hype-Kultur in 2�12 mal wieder gelaufen ist! Zuviel Twitter- und Facebook-Pups, jeder gibt seinen Senf dazu, alle dissen alle. Timo: Wegen sowas hat man sich dann gefreut, als Mitte des Jahres ein ganz junger Nicolas Jaar daherkommt und einen sehr abgehangenen 2-Stunden-Mix mit gutem Altherren-Jazz für die BBC macht, wahnsinnig angenehme und prätentiöse Weltmusikperlen. Sascha: Jaar als Nichthype zu bezeichnen ist ganz schön schräg. Michael: Schon, aber selbst das Internet ist doch wieder undergroundig geworden. Alle haben immer gesagt, Underground sei mit dem Internet nicht mehr möglich,

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dabei ist es genau umgekehrt: Wer keinen Soundcloud-Account hat, bekommt nichts mit.

# 6

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Ooko - Downtown (von der EP "Sex Sells", Mimm) Alexandra: Ganz ganz ganz toll. Michael: Ich mag Rattle-Snake-HiHats. Aber wo soll das hinführen? Sascha: Apropos Underground ... Von Mimm hatte ich noch nie was gehört, bevor es in unserem Artikel zu Nottinghamerwähnt wurde. Kennt wirklich kein Schwein. Dabei ist dieser Track so perfekt und enorm erfrischend: wie da mit alten Drum-and-Bass-Sachen unerhörte Dinge gemacht werden. Alexandra: Sowas passiert wieder öfter, seitdem sich Dubstep nach der BrostepÜbernahme durch die Amerikaner wieder gesund stoßen musste: angedubbte, mit Jungle- und DnB-Sounds rumspielende Tracks. Sascha: Und warum zum Teufel geht die englische Hype-Presse ausgerechnet daran einfach vorbei? Da haben sie den coolsten Sound im Vorgarten und machen nichts draus.

»Chromatics finde ich ungefähr so interessant wie den ganzen Tag auf den Facebookstream starren: Man nimmt nichts richtig wahr und wird aggressiv.« Sascha Kösch über Chromatics

# 7

Frank Ocean - Thinkin Bout You (vom Album "channel ORANGE", Def Jam) Timo: Und jetzt ein aus der Zeit gefallener Song. Wo uns heute die neuen Genres nur so um die Ohren flattern, handelt es sich hier doch mit Soul- oder besser R&B um eines, das bereits erfunden wurde, als es in den USA noch die Sklaverei gab! Mein Lieblingslied 2�12. Michael: Mich zieht es da überhaupt nicht hin, obwohl ich das Frank-Ocean-Mixtape voriges Jahr total super fand. Aber ich will mir auch nicht mehr den neuen TheWeeknd-Track anhören, das neue Album von How To Dress Well finde ich auch nicht mehr gut - bin ich jetzt ein Hype-Opfer? Alexandra: Frank Ocean hat seinen Sound aus dem Hype herausgeschält und in die klassische Soul- und R&B-Erzählung gepackt. Michael: Vielleicht finde ich es genau deshalb so langweilig. Wahrscheinlich hat er jetzt auch Weltklasse-Produzenten … welches Label ist es denn? Alexandra: Def Jam. Michael: Also Universal. Thaddeus: Es gibt ja nur noch Universal auf der Welt.

19.11.2012 13:27:49 Uhr


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De:Bug 168 by Lars Hammerschmidt - Issuu