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THEMA

Flo Rida

Whistleblower ohne Skandal Wo Licht, da auch Schatten: HÀtte Flo Rida (stammt tatsÀchlich aus Florida) dank seines muskelgestÀhlten Körpers nicht einen solch riesigen Schatten auf die Popmusik geworfen, hÀtte GlitzerschÀtzli Ke$ha nicht daraus ins Licht und unsere Herzen treten können.

Diablo Cody Vom ClubStrip zum Sunset Strip Wer sich selbst den KĂŒnstlernamen „Diablo“ aufdrĂŒckt, reduziert seine Möglichkeiten im Leben auf etwa drei Endstationen: Knast, Weltkarriere oder die Mittagsschicht an der Stripstange in einem Club in Tijuana. Diablo Cody wackelte auch kurz mit dem Arsch fĂŒr eine Peepshow in Minnesota. Doch dann setzte sie sich an den Laptop und schrieb und schrieb und schrieb – zum Beispiel die charmanteste Version von „16 And Pregnant“ in Form des Drehbuchs zu „Juno“ (2008), wofĂŒr es prompt einen Oscar setzte fĂŒr die damals 30-JĂ€hrige. Und auch wenn ihre beiden Nachfolge-DrehbĂŒcher („Jennifer's Body“, „Young Adult“) nicht sooo pralle sind: Ein bisschen neidisch sind wir schon. (rec)

Das macht den HĂŒnen, der so viel Flo(w) gar nicht hat, sondern eher auf der Welle seichter, dafĂŒr erfolgreicher Chartsongs ridat, noch nicht zu einem Rockstar. Sein goldgeschmĂŒcktes Auftreten und der nuttenreiche Lebensstil schon eher. Was Flo Rida aber wirklich zu einem Rockstar macht, ist die Tatsache, dass er mit „Whistle“ einen Song ĂŒber Fellatio schreibt („blow my whistle, baby“), damit auf Platz 1 der Schweizer Singlecharts einsteigt und mittlerweile seit zehn Wochen in den Top 3 rumblĂ€st (mit Ausnahme der, Ă€hem, schwachen Woche Anfang Juni, als nur der vierte Platz drinlag). Damit fordert er u.a. tausende sehr junge Schweizer tĂ€glich dazu auf, ihm die Pfeife durchzupusten. Nicht ĂŒbel. (shy)

Schweizer Arbeitnehmer Power to the people

Wenn Sie BĂŒsibabys, Kifferzubehör oder Kampfroboter im Ausland kaufen, kommen Sie billiger weg als noch vor ein paar Jahren, weil der US-Dollar oder der Euro gegenĂŒber dem Schweizer Franken massiv an Wert verloren haben. FĂŒr Unternehmen, die mit dem Ausland geschĂ€fteln, bewirkt diese Entwicklung das Gegenteil: Ihre Gewinnmarchen sinken und Geld geht verloren. Wie kann dieser Verlust ausgeglichen werden? Ganz einfach, mit mehr Arbeitszeit bei gleichbleibendem Lohn; mit der 45-Stunden-Woche, die einige grössere Firmen letzten Sommer eingefĂŒhrt haben. Nur mĂŒssen die Schweizer Arbeitnehmer da auch mitziehen, damit das Vorhaben FrĂŒchte trĂ€gt. 20 Minuten Online meldete Ende Juli, dass ein Grossteil der Unternehmen wieder auf die 40 Stunden pro Woche zurĂŒckgefahren hat, weil ihre Angestellten die zusĂ€tzliche Arbeitszeit mit mehr Kafipausen und weniger Motivation verbracht hĂ€tten. Stiller Protest ist auch Protest und das Schweizer Arbeitervolk besteht demnach aus lauter leisen Rockstars. (shy)

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93 Die Denn-sie-wissen-nicht-was-sie-tun-Ausgabe.

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