Auction 117B | Richard Riemerschmid - a private collection | Quittenbaum Art Auctions

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Vorwort Seit Gründung von Quittenbaum Kunstauktionen 1998 versteigern wir erfolgreich die Werke von Richard Riemerschmid in unseren Jugendstil-Auktionen. Umso mehr freuen wir uns über die einzigartige Gelegenheit, eines seiner seltenen Holzhäuser samt der vollständigen Einrichtung mit Möbeln, Lampen, Gemälden, Speiseservicen und Dekorationsobjekten zu präsentieren und auf diese Weise sein gesamtes Repertoire als Maler, Architekt und bedeutender Designer zu zeigen. Das Haus ‚Brigitte IV‘ gehört zu den ersten zerlegbaren Fertighäusern aus Holz, die Richard Riemerschmid Anfang der 1920er Jahre entworfen hat. 1926 errichtete die Firma Kowalsky und Glasser das zweigeschossige Haus in der Jaiserstraße 33 in der Gartenstadt Pullach bei München. 1983 wurde es abgebaut und am Chiemsee eingelagert, da die Familie des ersten Eigentümers in die USA auswanderte. Schon damals war es auf der Denkmalliste A des Freistaates Bayern aufgelistet und dadurch von der Ausfuhr aus Bayern ausgeschlossen. Als das Sammlerehepaar Renate und Peter Schuck durch eine Zeitungsannonce auf das zum Verkauf stehende Objekt aufmerksam wurde, musste es nicht lange überlegen. Unbesehen erwarben sie das zerlegte Haus und ließen es unter fachkundiger Aufsicht auf dem Familienanwesen Burg Kipfenberg im Altmühltal wieder aufbauen. In den folgenden Jahrzehnten ergänzten die Jugendstil-Liebhaber die auf das Notwendige beschränkte Einrichtung, bestehend aus Küche und Einbauschränken, mit Entwürfen aus der gesamten Schaffensphase des Architekten und schufen auf diese Weise ein charmantes Gesamtkunstwerk im Sinne Richard Riemerschmids, das Freunde und Interessierte auf Anfrage besichtigen durften. Sie erwarben Lampen, Türklinken aus dem Schauspielhaus in München um 1901 (Kat.-Nr. 36–40), Gemälde des ausgebildeten Kunstmalers aus den 1930er Jahren, Gebrauchsgegenstände genauso wie rare Möbelstücke, die einzig für bestimmte Auftraggeber entworfen worden waren wie zum Beispiel ein Beistellschränkchen für Dr. Adolph Frank, Göttingen, um 1910 (Kat.-Nr. 141). Zu den Highlights der Offerte gehören drei verschiedene Glasservice, darunter ‚Riemerschmid‘ und ‚Menzel‘ für Benedikt von Poschinger, Oberzwieselau, ein Teeservice aus Zinn von 1912, die Heizungsverkleidung für Konrad König, 1902, der ‚Sonntagsreiter‘ (Kat.-Nr. 92) und eine Anzahl an Korbsesseln für Theodor Reimann, Dresden (Kat.-Nr. 107–111). Richard Riemerschmid gehörte zu den Vorreitern der Kunst und Architektur des 20. Jahrhunderts, das bezeugt das Haus ‚Brigitte IV‘ ebenso eindrücklich, wie zum Aufruf kommenden Möbel und Objekte. Nach dem Vorbild der Arts and Crafts Bewegung gestaltete er Stoffe, Gläser und Gebrauchsgegenstände bis hin zum Eierkocher (Kat.-Nr. 1) und verhalf dem Jugendstil zum Durchbruch. Nach englischem Vorbild plante er die erste deutsche Gartenstadt in Dresden Hellerau und entwarf die ersten typisierten Möbel, die modern, funktional und aufgrund ihrer seriellen Herstellung erschwinglich sein sollten. ‚Brigitte IV‘ gehört zu den seltenen erhaltenen Zeugnissen der Reformarchitekturen, die in Deutschland nach dem Ersten Weltkrieg entstanden, um kostengünstig modernen und gesunden Wohnraum zu sichern. Zudem ist es aufgrund seiner Nutzung als privates Museumsobjekt in einem fantastischen Zustand. Wir wünschen Ihnen viel Freude bei der Lektüre des Katalogs und würden uns freuen, wenn Sie die Gelegenheit zur Vorbesichtigung ergreifen. Ihre Faridah Younès M.A.


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