punkt.ch SG, 11.06.2008

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11. Juni 2008

auf den

punkt

Stéphane Chapuisat

Ex-Nationalspieler

Viele Berner tragen zurzeit orange Kleider. Sie vertragen sich mit den vielen holländischen Fans hervorragend. Ja, viele Berner sind bereits vom HollandFieber angesteckt. Am Montag hatte ich für einen

Sponsor einen Auftritt in der Berner Fanzone. Das war für mich ein einmaliges Erlebnis. Die Stimmung wurde von Anfang an total von den Holländern dominiert. Alles war friedlich, alle hatten Freude. Ausser den Italienern natürlich.

«Holländer und Berner passen gut zusammen» Die Oranje-Fans dürfen von

ihrer Mannschaft noch einiges erwarten. Holland gewann sein Startspiel gegen einen der Topfavoriten, spielte gegen den Weltmeister sensationell. Das Team überzeugte als Kollektiv und hatte mit Wesley Sneijder einen überragenden ­Akteur in seinen Reihen.

Die Italiener waren hinten ex­

trem anfällig. Ich hätte nie gedacht, dass die Holländer zu so vielen Torchancen kommen würden. Goalgetter Van Nistelrooy hätte schon vor der Pause das alles entscheidende 3:0 schiessen können.

Die Holländer wissen jetzt, zu was sie fähig sind. Wie weit werden sie an dieser EM kommen? Das ist natürlich schwer zu sagen, zumal sie in der Hammergruppe spielen. Ihre Visitenkarte haben sie aber schon mal abgegeben. Also irgendwie bin ich überzeugt: Die Holländer kommen in die Viertelfinals. Das heisst, dass mindestens einer der beiden Finalisten der WM 2006 ausscheiden wird. Stéphane Chapuisat, bestritt 103 Spiele für die Nationalmannschaft und gewann mit Borussia Dortmund die Champions League.

Pures Glück: Töchterchen Lynn gratuliert Edwin van der Sar zum Triumph gegen Italien. Bild: Keystone

Holland Papi Van der Sar schwebt auf oranger Wolke Von Marco Keller

«Wir sind nur schwer zu schlagen», sagt der Nationalgoalie. Ganz Holland ist nach dem Sieg gegen Italien in einer Hochstimmung. Beim 3:0 gegen den Welt­ meister stimmte alles. Das Team von Marco van Bas­ ten dominierte den Welt­ meister. Logisch war der Bondscoach nach dem Spiel euphorisch: «Das war ver­ dient, fantastisch und histo­ risch. Ich könnte keinen ein­ zigen Spieler nennen, der nicht sehr gut war. Alle dür­ fen stolz sein.» «Perfekt gestimmt» Besondere Freude hat dem einstigen eleganten Mittel­ stürmer am Montagabend die kompakte Mannschafts­ leis­tung gemacht. Unabhän­ gig von der erschreckenden Schwäche des Gegners: Das

4-2-3-1-System, das Van Basten trotz landes­weiter Proteste eingeführt hat, be­ stand die Nagelprobe. Goa­ lie Edwin van der Sar: «Die Abstimmung hat perfekt

gestimmt. Wenn wir die Vorgaben so umsetzen, sind wir an dieser EM nur schwer zu schlagen.» «Nur erster Schritt» Verstummen dürfte nun auch die Kritik. Sogar Jo­ han Cruyff musste eingeste­ hen: «Das Team ist reifer geworden.» Doch aller be­ rechtigter Lobeshymnen zum Trotz: Van Basten

muss jetzt verhindern, dass die Euphorie zu gross wird, denn zu oft schon hat Hol­ land eine gute Ausgangslage noch verspielt. Der Bondscoach hält den Ball bewusst flach: «Es war wirklich eine sensatio­ nelle Leistung, aber es war nur der erste Schritt. Am Freitag erwartet uns mit Frankreich erneut ein sehr schwerer Gegner.»

Berner Begeisterung für Holländer Bis am frühen gestrigen Morgen feierten Zehntau­ sende von euphorischen Holländern in Bern feuchtfriedlich den Sieg ihrer Mannschaft. «Die Euro lief bisher hoch erfreulich für die Stadt Bern», stellte Ale­ xander Tschäppät am Tag nach dem holländischen Triumph fest. Der Stadt­

präsident lobte insbeson­ dere die ausgelassene Fest­ stimmung der Holländer. Freitag, der 13. Viele Oranje-Fans haben die Bundesstadt bereits wieder verlassen. Doch be­ reits übermorgen wird Bern wieder zur Hauptstadt der Niederlande: Der Freitag,

der 13. soll für die Hollän­ der ein neuerlicher Festtag sein. Sie spielen gegen die Franzosen, die nach dem 0:0 gegen Rumänien unter Druck stehen. Von den Ber­ nern dürfen die Franzosen kaum Unterstützung er­ warten, denn die haben die Holländer bereits in ihre Herzen geschlossen. (msi)


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