PRESTIGE Austria Volume 2

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DAS ÄLTESTE

OPERNHAUS DER WELT Das Gran Teatro La Fenice di Venezia ist das grösste und bekannteste Opernhaus in Venedig und eins der ältesten der Welt. Wie ein Phoenix aus der Asche erhob es sich trotz einiger Brandkatastrophen wieder zu Weltruhm.

B

ereits im 16. Jahrhundert war Venedig ein bedeutendes Zentrum der Musik. So wundert es nicht, dass im 17. Jahrhundert viele Opernhäuser errichtet wurden. Das schönste und grösste der Theater war jedoch das Teatro San Benedetto, welches der Familie Grimani gehörte. Dieses brannte jedoch im Jahre 1774 bis auf die Grundmauern ­nieder. Die Betreibergesellschaft und die Patrizierfamilie Grimani stritten so heftig bei Fragen um den Wiederaufbau, dass die Betreiber beschlossen, ein eigenes Haus zu errichten: Das Gran Teatro La Fenice entstand – grösser und schöner als das San Benedetto, ausgestattet mit einem bekannten Namen aus der griechischen Mythologie: «Phönix» (La Fenice), der verbrennt und aus der Asche ­wieder neu entsteht und in neuem Glanz erstrahlt. Die Bühne wurde schnell eine der bedeutendsten Italiens und Europas. Die grandiose Akustik des Hauses führte schnell dazu, dass viele Uraufführungen im La Fenice stattfanden. Giuseppe Verdi liebte diese Bühne und hat auf ihr gleich mehrere Opern – unter ­anderen «Rigoletto» und «La Traviata» – uraufge-

«In der Oper ist alles falsch: das Licht, die Dekorationen, die Frisuren der Balletteusen, ihre Büsten und ihr Lächeln. Wahr sind nur die Wirkungen, die davon ausgehen.» – Edgar Degas –

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Yvonne Beck

führt. Und so faszinierte das Opernhaus für mehr als ein Jahrhundert Musikfreunde aus aller Welt, bis es Ende des 20. Jahrhunderts zur erneuten Katas­ trophe kam: Während Renovierungsarbeiten wurde am 29. Januar 1996 das Gebäude von dem Elektroingenieur Enrico Carella in Brand gesteckt, weil er eine Konventionalstrafe von 7500 Euro wegen Arbeitsverzuges umgehen wollte. Die Oper brannte bis auf die Grundmauern nieder. Doch dieses Mal erhob sie sich, mit Hilfe des Architekten Aldo Rossi, aus der Asche empor. Rossi hielt sich bei seinem Entwurf und dem Aufbau an alte Baupläne, suchte Fotos und Filmdokumente und bemühte sich, das Meisterstück originalgetreu zu rekonstruieren, ohne jedoch modernste Bühnentechnik zu vergessen. Und so konnte am 14. Dezember 2003 das Haus mit einem Konzert des «Orchestra del Teatro la Fenice» unter der Leitung von Riccardo Muti als Konzertsaal eröffnet werden. Am 12. November 2004 konnte nach der Fertigstellung der modernsten Bühnenmaschinerie der Welt auch der Opernbetrieb wiederaufgenommen werden. Auf dem Programm stand «La Traviata» von Verdi unter der Leitung von Lorin Maazel, allerdings nicht in der heute üblichen Fassung, sondern in jener Version, die gut 150 Jahre zuvor hier ihre Uraufführung erlebte.


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