PRESTIGE Switzerland Volume 34

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CULTURE

Auf den Strassen der 50er-Jahre

er Beliebtester Motorroll Weil Autos für die grosse Mehrheit der Italiener zu teuer waren, beschlossen kurz nach Kriegsende die Brüder Enrico und Armando Piaggio, einen Motorroller herzustellen, der die grosse Nachfrage für den Individualverkehr stillen sollte. Nach einigen Fehlversuchen wurde im Jahre 1946 die «Vespa 98» geboren. Die Form des Fahrzeugs und vor allem das Geräusch des Motors hatten die Piaggio-Brüder dazu veranlasst, den Motorroller «Vespa» zu nennen – italienisch für «Wespe». Erstmals erschien die Vespa 1953 im Film «Ein Herz und eine Krone» mit Audrey Hepburn und Gregory Peck. Danach trat sie ihren endgültigen Siegeszug quer durch Europa an.

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Als Symbol für die boomende Wirtschaftskraft in Deutschland galt allem voran der VW Käfer, welcher weltweit massenhaft verkauft wurde. Ursprünglich hiess er gar nicht Käfer, sondern «Kraft-durch-Freude-Wagen»: Unter Hitler wurde er als erschwingliches Auto für die breite Masse konzipiert, die Produktion dann jedoch mit Kriegsbeginn eingestellt. Bereits 1955 läuft bei VW in Wolfsburg der millionste Käfer vom Band. Ob man mit ihm am Wochenende ins Grüne oder im Sommer an die Adria fährt, der Käfer vermittelt den Deutschen nach Kriegs- und Hungerjahren ein neues Freiheitsgefühl. Erst 2003 stellt VW die Produktion endgültig ein, und noch immer trauern viele dem Kleinwagen hinterher. Im Gegensatz zu heute hiess die Devise beim Autokauf zumindest in Europa: klein und praktisch: Weitere beliebte Fahrzeuge hiessen Zündapp Janus, Trabant oder Isetta. Die sogenannte «Knutschkugel» erfreute sich besonders grosser Beliebtheit. Das ehemalige Unternehmen Iso Rivolta konstruierte 1954 die Iso-Isetta, die es im selben Jahr auf dem Genfer Autosalon der Öffentlichkeit vorstellte. BMW kaufte den Italienern die Lizenz ab und führte kleine Veränderungen durch. Schnell avancierte sie zum «Liebling der Saison». Die Isetta war nur mit einer Tür ausgestattet, die nach oben hin aufschwang. An ihr waren das Lenkrad und das Armaturenbrett angebracht. Aber auch das Goggomobil rollte über die Strassen der 50er-Jahre und fand viele Freunde. Mitte der 50er begann seine Erfolgsgeschichte. Für circa 3000 DM und mit einem Motorrad-Führerschein ausgestattet, konnte man dank ihm Auto fahren. Denn ausgestattet war das Goggo mit einem gebläsegekühlten Zweizylinder-Zweitaktmotor mit teil­ synchronisiertem Vierganggetriebe. Wegen dieses Motors durften auch Inhaber eines Motorrad-Führerscheins für Fahrzeuge bis 250 Kubik ein ­ Goggo lenken. Über 284’000-mal gebaut war das Goggo einer der erfolgreichsten Kleinwagen seiner Zeit. Der Kleinstwagen der Hans Glas GmbH in Dingolfing wurde bis 1969 in verschiedenen Versionen hergestellt. Wer hingegen allein unterwegs war, zog seine Runden auf der Vespa.


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