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An rund 250 Tagen im Jahr öffnet der Himmel seine Schleusen

Deshalb trägt Bergen auch den wenig schmeichelhaften Titel «Rain Capital of Europe». Und doch ist Norwegens zweitgrösste Stadt mit ihren knapp 280’000 Einwohnern einer der grössten Tourismusmagneten Skandinaviens. Schliesslich ist Bergen nicht nur Ausgangspunkt der legendären, rund 2 700  K ilometer langen Hurtigruten nach Kirkenes, sondern insgesamt einer der bedeutendsten Kreuzfahrthäfen Nordeuropas. Gleichzeitig hat es sich jedoch einen heimeligen Kleinstadtcharme bewahrt  – trotz Nieselregen.

© Sara Marie Ytreøy

Ihre Attraktivität verdankt die Stadt vor allem ihrer exponierten Lage zwischen den schneebedeckten Gipfeln im Hinterland und der Fjordküste. Tatsächlich zählt das Stadtpanorama, das wir nach der kurzen Standseilbahnfahrt auf Bergens Hausberg Fløyen geniessen, zu den schönsten der Welt. Doch uns bleibt nur wenig Zeit, die Highlights der Stadt zu erkunden, und wir beschränken uns deshalb auf das historische Bryggen-Quartier, das seit 1979 zum UNESCO-Weltkulturerbe gehört. Hier wurde Bergen um das Jahr 1070 von Wikingerkönig Olav Kyrre gegründet. 1343 entstand an dieser Stelle dann ein erstes Handelskontor der norddeutschen

Hanse, womit der kometenhafte Aufstieg der Stadt zu einem der wichtigsten europäischen Wirtschaftszentren des Spätmittelalters und der frühen Neuzeit begann. Die kunterbunten Holzhäuser, die das Gesicht des Bryggen heute prägen, stammen allerdings erst vom Anfang des 18 Jahrhunderts, da ein Stadtbrand 1702 grosse Teile Bergens verwüstet hat. Heute beherbergen die Gebäude unzählige Kneipen, Restaurants und Souvenirshops. Ausgangspunkt unserer Island-Hopping-Tour ist das direkt gegenüber des Bryggen liegende Fährterminal am Strandquai, das unmittelbar an den Fischmarkt angrenzt. Von hier startet Punkt 8 Uhr die M / S Vingtor, eine Norled-Express-Fähre in Richtung Sogn und Fjordane. Während das Ufer anfangs noch von zahlreichen Holzhäusern im typischen Norwegerrot geschmückt ist, werden diese Zeichen der Zivilisation im Laufe der Zeit seltener, und die Landschaft beginnt sich in ein Labyrinth von Inseln aufzulösen.

Eine unwirklich schöne Inselwelt

Nach rund zweieinhalb Stunden erreichen wir schliesslich Krakhella auf der Ostseite der Insel Sula, die am Ende des gewaltigen, mehr als 200 Kilometer langen und bis 13’802 Meter tiefen Sognefjords liegt. Dort verlassen wir die Fähre und nehmen den Linienbus, der uns in rund 35 Minuten entspannter Fahrt entlang der spektakulären Küste in das kleine Örtchen Hardbakke bringt, wo wir auf die MS Stjernsund umsteigen.

Die Kanäle zwischen den Holmen und Schären des Solund- und Askvoll-Archipels sind teilweise nur wenige Meter breit.

SPECIAL DESTINATIONS 20 IMAGINE VOLUME 23

In der Altstadt von Bergen findet man Unmengen von Restaurants, Bars und Cafés.

© Dr. Thomas Hauer

A

ls unsere SAS-Maschine im Landeanflug auf Bergens Flesland Airport durch die tiefgraue Wolkendecke bricht, macht das Wetter dem Ruf der Stadt alle Ehre: Es regnet Bindfäden.


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