Tipi – Magazin für die Familie Winter 2020/21

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Leben und wir

Interview

Wie geht’s dir in Corona-Zeiten? Violetta Parisini: Am Anfang war da viel Trauer und Enttäuschung; es sind Konzerte abgesagt worden, auf die ich mich schon gefreut hatte. Mein Album ist ja Ende Februar 2020 veröffentlicht worden; ein Teil der Aufbauarbeit und viele Bookings sind ins Leere gelaufen. Ein Jahr mit Homeschooling und ständiger Verschiebearbeit ist natürlich auch weniger produktiv, was Komponieren betrifft. Allerdings habe ich mich endlich mit Social Media beschäftigt und da ein paar Ideen umsetzen können. Ich lerne diesbezüglich grad viel, und es freut mich, mich trotz Bühnenabstinenz auf diese Art und Weise mit meinem Publikum verbinden zu können. Welche Überlebensstrategien hast du? Am Anfang hab ich mir privat Geld ausgeborgt, im Laufe des Jahres gab es dann glücklicherweise Stipendien, Wettbewerbe und Überbrückungsfinanzierung. Wieder spannend wird es wohl nächstes Jahr. Psychologische Hilfen: Gespräche mit meinem Mann und mit Freund(inn)en. Therapie. Hinnehmen, dass Produktivität und Kreativität bei mir nicht auf Knopfdruck funktionieren. Wöchentliche Familienkonferenzen zu viert.

„Eine Phase der Sprachlosigkeit“ Wie ihre Mutterschaft und die Auswirkungen von Corona das Leben von Singer/Songwriterin/DJ Violetta Parisini veränderten. violettaparisini.at

Hat sich das Musikmachen nach der Geburt deines Kindes verändert? Zuerst gab es eine Phase der Sprachlosigkeit; das bedeutet bei mir auch, dass ich keine Lieder schreibe – oder nur wenige, die dann nicht lange leben. Nach einigen Monaten des Mutterseins kamen neue Themen an die Oberfläche: Das Leben hatte sich für mich ja radikal verändert; das, was mich nun beschäftigte, auch. Ich bin thematisch tiefer gegangen und habe auch Sachen thematisiert, die davor für mich nicht aussprechbar waren. In gewissem Sinne hat mich das Muttersein kompromissloser und radikaler gemacht. Außerdem habe ich begonnen, auf Deutsch zu texten, um meinen Gedanken besser Ausdruck verleihen zu können. Stellenwert von Musik in eurer Familie? Mein Mann und ich machen beide hauptsächlich Musik; es gibt Zeiten, wo im Wohn-

© Anita Schmid (1), Wolfgang Bohusch (1)

„Zeit hat eine andere Bedeutung bekommen“ Julian Hruza, Musikproduzent und Mastermind von Maraskino zum Thema frische Vaterschaft und Corona-Zeit. jhruza.com

Wie wirkt sich Corona auf dich aus? Julian Hruza: Da im Juni das Album Happy End von Maraskino herausgekommen ist, wäre jetzt die Zeit für Konzerte: Diesbezüglich bin ich arbeitslos. Und doch habe ich alle Hände voll mit Kinderkram zu tun, sodass eigentlich kaum Zeit für Arbeit bleibt. Wie sieht eure Familienstrategie aus? Gutes Aufteilen der Aufgaben, viel an die frische Luft gehen und Konfliktvermeidung wo nur möglich. Und uns gegenseitig in unserem Tun supporten und das Schmusen nicht vergessen :-) Außerdem haben wir im Studio eine kleine Lounge für uns eingerichtet; da hängen wir gemeinsam ab, sobald die Kids mützeln, und versuchen dem Alltag kurz zu entfliehen. Und das Allerwichtigste: Wenn es mal richtig laut und unerträglich wird – Baustellen-Gehörschutz aufsetzen und so tun, als sei alles super happy peppy!

Hat sich das Musikmachen nach der Geburt der Kinder für dich verändert? Zeit hat eine andere Bedeutung bekommen: „Ich tauch mal spontan drei Tage unter“ geht nicht mehr so gut. Feiertage beispielsweise fand ich immer sehr super zum Arbeiten, da das Telefon still blieb – jetzt hingegen sind sie dominiert von Bespaßungs- und Freizeitprogramm für zwei Kinder. Wie sieht es mit den Musikvorlieben deiner Kinder aus? Unsere große Tochter – sie ist dreieinhalb – hat vor ein paar Wochen entdeckt, wie der CD-Player funktioniert. Sie sucht sich die CDs nach dem Coverlook aus. Die erste CD war Prominent Libido von Ankathie Koi; an guten Tagen hören wir es acht Mal am Tag. Heute haben wir sie gefragt, ob sie mal eine neue CD aussuchen will – jetzt rennt Cyndi Lauper in der Dauerschleife.

zimmer drei verschiedene Tasteninstrumente rumstehen. Musik ist ein selbstverständlicher Bestandteil unseres Lebens – bei unseren Kindern zeigt sich das vor allem im ständigen und über alles Singen. Das ist aber sicher bei vielen Kindern so, dass sich das Singen mit dem Sprechen parallel entwickelt. Was wünschst du dir für die nahe Zukunft? Ich freu mich auf Live-Konzerte mit Publikum; anwesend, in Resonanz und spürbar. Können wir etwas ankündigen? Nun ja, momentan bin ich vorsichtig mit Ankündigungen: Mein Konzert im Wiener Konzerthaus ist auf nächsten Herbst verschoben; es gibt noch keinen fixen Termin. Aber hoffentlich spiele ich wie geplant am 15. Jänner 2021 ein Solokonzert im Gleis21 in Wien – wenn die momentanen Maßnahmen es erlauben.

Inspiriert sie dich beim Musikmachen? Ich hab ihr Demos vorgespielt; bei manchen hat sie gesagt „weiter“. Ich hab nachgefragt, ob es ihr nicht gefällt. „Nein, das ist nicht groß“, war die Antwort. Dann hab ich ihr eine andere Nummer vorgespielt und gefragt, ob die größer sei. Und sie: „Ja, noch mal.“ Stellenwert von Musik in eurer Familie? Das Studio neben der Küche: zwei meiner Lieblingsbeschäftigungen. Die Tür geht auf, eins der Mädels kommt rein, und wir tanzen. Laute Musik und tanzen ist für uns wichtig. Was wünschst du dir für 2021? Ich schreibe gerade an einem Drehbuch für einen Musikspielfilm. Die Filmmusik soll auch das nächste Album von Maraskino werden. Diese Flucht gibt mir Halt und Motivation in den bescheuerten Zeiten. Ganz besonders freue ich mich auf Herbst 2021, wenn wieder Konzerte mit einem Tröpfchen austauschenden Publikum möglich sind. Können wir etwas ankündigen? Ganz bald gibt es eine Männer-String-Kollektion von Viktoria Nowicky. Details demnächst auf den Social Media-Kanälen! Das perfekte Weihnachtsgeschenk für die Zeit nach 20 Uhr, wenn die Kids endlich schlafen ...

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