Poolbar Magazin 2005

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FREITAG 22 JUL 20.30 POOL

MADSEN

TOCOTRONIC WAR DER STARTSCHUSS Parasol

Mit ihren jugendlich-rotzigen Rocksongs schließen Madsen durchaus nachvollziehbar bei den altvorderen Deutschpoppern an, leben und propagieren aber dennoch ganz offensichtlich einen neuen, unverkrampften und vor allem abgeklärten Zugang zur Pop-Realität. Ein Gespräch mit Schlagzeuger Sascha Madsen. Auf eurer neuen Single »Immer mehr« gibt’s eine Version »live in Augsburg«. Die klingt schon wesentlich räudiger als die Studioaufnahme. Wie hat man sich denn Madsen auf der Bühne vorzustellen? Es ist einfach – gute – Rockmusik. Man sagt uns eine besonders energetische Bühnenpräsenz nach. Was soll ich sagen – außer: Wir spielen halt besonders gerne live. Es ist wunderbar, denn wir haben den ganzen Sommer über hunderte Konzerte und Festival-Gigs vor uns. Bis wir beim poolbar-Festival auftreten, wird sich showtechnisch also vermutlich noch einiges ändern. Denn wir sind spontan und wollen uns und unser Publikum ja nicht langweilen. Du bist mit 21 Jahren der Jüngste bei Madsen. Wie sieht denn deine Pop-Sozialisation aus? Also Tocotronic und die ganze Hamburger Ecke waren natürlich extrem wichtig. Auch Tomte – und in den letzten Jahren Strokes oder Kings of Leon. Gewissermaßen Geschichte gelernt haben wir mit den Beatles und den Kinks. Apropos Geschichte: Mit breitenwirksamen Büchern wie Jürgen Teipels »Verschwende deine Jugend« fand in den vergangenen Jahren ja erstmals so eine Art Geschichtsschreibung der deutschen Indie-Szene statt. Beschäftigt ihr euch damit? Schon. Wobei mein persönlicher Startschuss Tocotronic war. Wir haben aber auch sehr viel Slime, Dritte Wahl und Goldene Zitronen gehört und kommen also eigentlich eher aus der DeutschpunkEcke. Mich interessiert das alles sehr, was in »Verschwende deine Jugend« beschrieben wird, aber es ist nicht unsere Welt. Dieser durch und durch politische Ansatz in den Songs – das wird zu schnell peinlich. Wir sind politische Menschen, klar. Aber wir spielen lieber auf Protestkonzerten oder Demos gegen die Castor-Transporte als uns in bemühten Texten lächerlich zu machen. Ich mag Blumfeld sehr, aber manche ihrer Songs finde ich ehrlich gesagt fast schon peinlich. Als Tocotronic vor ziemlich genau zehn Jahren in eurem Alter waren und als Generation nach Blumfeld gefeiert wurden, sah die Musikwelt ganz anders aus. Damals gab es mitunter hitzige Diskussionen, wenn eine Band ihre Alben nicht auf einem Indie-Label veröffentlichte, sondern bei einem der großen Musikkonzerne unter Vertrag genommen wurde. Ich muss zu meiner Schande gestehen, dass ich manche der Debatten von früher nicht kenne. Aber auch wir haben klarerweise darüber nachgedacht, ob wir unser Debüt »Madsen« bei Universal Music veröffentlichen. Letztlich haben wir uns dafür entschieden, weil‘s ganz einfach eine große Chance ist. Wie lebt es sich denn mit dem Bewusstsein, bloß deshalb von Universal unter Vertrag genommen worden zu sein, weil Wir sind Helden so erfolgreich sind und man sich von euch ähnliche Rekordeinnahmen erwartet? Das gibt’s klarerweise, dieses Bewusstsein. Dass unsere Musik zwar im Grunde nicht mit der der »Helden« vergleichbar ist, ist eine andere Sache. Klar: beides deutschsprachig, beides ein bissl rockig – das fällt für viele Menschen in die gleiche Schublade und ist eigentlich traurig. Aber so ist es halt. Der Boom des Deutschpops gibt uns Chancen, darüber sind wir nicht böse. Aber wir wissen, dass der nicht ewig anhalten wird. Das wird einfach immer mal wieder Mode sein und dann wieder mal nicht. Wir sehen den Hype kritisch, sind aber letztlich trotzdem froh drüber. THOMAS WEBER

www.madsenmusik.de

BUBBLE BEATZ SAMSTAG 23 JUL 23.30 POOL Die St. Pöltener Bauchklang schwören auf den Magen als Resonanzraum und ihre Mundhöhlen als Groovemaschinen. Die St. Gallener Bubble Beatz setzen ganz auf Schrott, Alteisen und Fässer. Heftig bearbeitet kreieren sie so einen Sound, der sich durchaus mit digital entstandenem Drum’n’Bass oder Tech-HouseTracks messen kann. Klar leben Bubble Beatz (wie auch Bauchklang) vom beeindruckenden Live-Erlebnis. Wenn löchrige Pfannen, alte Badewannen und andere Trashmachines perkussionistisch entschrottet und noch einmal in die schweißtreibende Pflicht genommen werden, dann ist und bleibt das ein Spektakel. BERN

www.bubblebeatz.ch

PARA SOL SAMSTAG 23 JUL 20.30 HALLE »Musikalisches Glück aus dem Schmelztiegel der Peripherie« verspricht das Bandinfo von Para Sol. Gesungen wird (von Gitarrist Jorge Stadler) von den Schattenseiten des Lebens ebenso wie von Alltagfreuden (Sex unter freiem Himmel zum Beispiel) oder Lebenswichtigem wie der Absolution. Unterstützt wird Sänger Jorge dabei von Step Lins (Piano), Tom Jäger (Bass), Kiyoshi Kubo (Gitarre), Ralph Suppan (Schlagwerk) sowie einem entzückt schwingendem Publikum. THIELE


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