Weißgefärbte Seen und Bäche

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VINSCHGER GESELLSCHAFT

„Gemeinsam für die Reschenbahn“ TIROL/SÜDTIROL - In der Novem-

ber-Sitzung, die im Zeitraum vom 18. bis zum 20. November geplant ist, wird sich der Tiroler Landtag mit einer Studie zum Bau der Reschenbahn auseinandersetzen, „das heißt, mit der Fertigstellung der Bahnverbindung zwischen Landeck und Mals“, wie die FPÖTirol und die Süd-Tiroler Freiheit in einer Pressemitteilung schreiben. Auf einer gemeinsamen Pressekonferenz haben die Landtagsklubs von FPÖ-Tirol und Süd-Tiroler Freiheit kürzlich weitere Maßnahmen „zum Bau dieser wichtigen Zugverbindung“ angekündigt. Die Reschenbahn sei die normalspurige, einer Fertigstellung harrende Bahnlinie von Landeck bis nach Mals, als deren Teilstück die Vinschgaubahn konzipiert und gebaut wurde. Vor knapp 100 Jahren, im April 1918, wurde bereits mit den Bauarbeiten der Zugstrecke über den Reschen begonnen. Es wurden umfangreiche Baupläne erstellt, die Linienführung festgelegt, Grundstücke enteignet und die Zustimmung aller Gemeinden eingeholt. Von Landeck kommend wurden weite Teile der Bahnlinie bis Tösens sogar schon gebaut. Eisenbahntunnels, Bahnhöfe, Brücken und Bahndämme wurden errichtet, die teilweise heute noch existieren. „Der Erfolg der Vinschgaubahn beweist den großen touristischen Nutzen, den auch die Reschenbahn hätte.

weltgedanke immer stärker wird, gerade solche Bahnprojekte von unschätzbarem Wert sind und werden sich daher gemeinsam für den Bau der Reschenbahn einsetzen. Es gibt viele Varianten

Im Bild (v.l.): Fabian Walch (Bezirksparteiobmann der FPÖ-Tirol), die Landtagsabgeordnete Evelyn Achhorner (Verkehrssprecherin der FPÖ-Tirol) und der Landtagsangeordnete Sven Knoll (Süd-Tiroler Freiheit).

Nach dem Vorbild des erfolgreichen Mobilitätskonzeptes der Pustertalbahn, könnten entlang der Strecke die Skigebiete Haider Alm, Schöneben, Nauders, Serfaus-Fiss-Ladis und Fendels unmittelbar an die Reschenbahn angeschlossen werden“, so die FPÖ-Tirol und die Süd-Tiroler Freiheit. Mit dem Bau der Reschenbahn würden das Obere Gericht und der Obere Vinschgau direkt an internationale Bahnverbindungen angeschlossen und wären somit schnell und autofrei erreichbar. Auch die Anbindung an die Schweiz wäre von Taufers oder Mals aus nach Zernetz bzw. von Pfunds oder Tösens aus nach Schuls möglich. Die FPÖ-Tirol und die Süd-Tiroler Freiheit haben bereits Vorarbeit zum Bau der Reschenbahn geleistet. Neben der Aushebung der historischen Streckenführungspläne, wurden auch

bereits eine Streckenbegehung sowie eine Erhebung über die bereits fertiggestellten Baukörper der Bahnlinie durchgeführt. 2019 wurde zudem ein gemeinsamer Informationsabend in Tösens organisiert, um die Bevölkerung über die Vorteile dieser Bahnlinie zu informieren, der auf sehr großes Interesse stieß. In Nauders und Graun fand auch ein Treffen mit Politikern und Tourismustreibenden statt, die sich bereits konkrete Gedanken über den Anschluss der Bahn an die Skigebiete gemacht haben. Allen Abgeordneten des Tiroler Landtages wurden kürzlich der Beschluss des Süd-Tiroler Landtages sowie eine Informationsbroschüre zur Reschenbahn übermittelt. Die FPÖ-Tirol und die Süd-Tiroler Freiheit sind überzeugt, dass in Zeiten, in denen der Straßenverkehr überbordet und der Um-

Die Verbesserung des Schienenverkehrs im Dreiländereck und die Anbindung an das internationale Bahnnetz ist übrigens auch das Ziel der Absichtserklärung, die am 11. September in Graun von Landeshauptmann Arno Kompatscher, dem Tiroler Landeshauptmann Günther Platter, dem Regierungsvizepräsident des Kantons Graubünden, Mario Cavigelli, des Präsidenten der Region Lombardei, Attilio Fontana, sowie der Tiroler Mobilitätslandesrätin Ingrid Felipe und ihrer Amtskollegen Daniel Alfreider (Südtirol) und Claudia Maria Terzi (Lombardei) unterzeichnet wurde (siehe „DER VINSCHGER“ 31/2020). In Graun wurde die Einsetzung einer technischen und einer politischen Arbeitsgruppe angekündigt. Ein Team von Technikern, bestehend aus Fachleuten der beteiligten Regionen, soll demnach alle bisherigen Varianten und Vorschläge überprüfen und bewerten. Sobald die objektiv beste Variante bzw. Trassenführung ermittelt ist, geht der Ball an eine politische Arbeitsgruppe. SEPP

AUFGESPÜRT & AUSGEGRABEN (55)

Kaspar Hauser des 21. Jahrhunderts? Es ist eine jener Geschichten, die aus dem Nichts auftauchen, sich schnell in den Medien breitmachen, einige Wochen faszinieren und verstören zugleich, für Klicks auf Internetseiten und Gesprächsstoff in der Cafeteria sorgen – und dann wieder schnell verschwinden. Doch der Reihe nach. Am 7. April 2005 wurde am Strand der englischen Küstenstadt Sheerness ein Mann in einem triefend nassen Anzug aufgefunden. Er wirkte verwirrt und gab weder Auskunft über das Geschehene noch zu seiner Identität. So brachte man ihn in eine psychiatrische Abteilung. Da er weiterhin nicht sprach, reichte man ihm Papier und Bleistift, worauf er ein Klavier zeichnete und man ihn zu einem ebensolchen führte. Ob er dann stundenlang auf höchstem Niveau melancholische Eigenkompositionen spielte oder doch nur immer auf ein und dieselbe Taste hämmerte – die Presse hatte nun einen Namen für ihn: der Piano-Mann. Sprechen konnte oder wollte er immer noch nicht. Man suchte europaweit nach einem vermissten Pianisten, ging mehr als 1.000 telefonischen Hinweisen nach, doch seine Identität blieb unbekannt. Einmal sollte er Tscheche sein, dann Algerier, wieder ein anderes

Mal Italiener, Schwede oder Ire. Jede Hoffnung löste sich bald in Luft auf. Als der hochgewachsene blonde Mann im August sein Schweigen brach und sich einer Krankenschwester anvertraute, stellte sich heraus, dass er 20 Jahre alt war und aus der Oberpfalz in Bayern stammte. Nun traf der mediale Wirbel auch seine Familie, die von sensationsgierigen Kamerateams bis in den Kuhstall des eigenen Bauernhofs verfolgt wurde. Wahrheiten wechselten sich weiterhin mit Halb- und Unwahrheiten ab: er leide unter einer schweren Psychose, er imitiere das autistische Verhalten nur, alle Herstelleretiketten seien aus der Kleidung entfernt gewesen, er habe seinen Arbeitsplatz in Paris verloren, der Gedächtnisverlust sei vorgetäuscht, er besitze gar keinen Kehlkopf – das volle Programm. Heute lebt das Mysterium in Z einem Roman und einem Theaterstück fort.

DER VINSCHGER 39-40/20

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