VINSCHGER GESELLSCHAFT
„Reinigungsstation“ nachgebaut GÖFLAN - Die Soldaten, die während des Ersten Weltkrieges an der Cevedale-Front im Einsatz standen, mussten sich nach jeweils 4-wöchigem Dienst in der „k. u. k. Soldaten Reinigungsstation“ auf Zufall in Hintermartell in eigenen Bädern einem gründlichen Reinigungsprozess unterziehen. Das sogenannte Badhaus, von dem nur noch einige Mauerreste übriggeblieben sind, wird nun von der Gemeinde Martell im Rahmen eines Leader-Projektes wiederhergestellt (siehe der Vinschger Nr. 26/2020). Als Projektant wurde Architekt Uwe Rinner aus Latsch beauftragt. Wie das Gebäude, das den Soldaten einst auf 2.265 Höhenmetern als Badhaus diente und das im Militärjargon „Lausoleum“ genannt wurde, aussah, zeigt das Modell, das Manfred Haringer aus Göflan mit viel Liebe zum Detail angefertigt hat. Haringer ist ein profunder Kenner der Kriegsgeschehnisse an der
Mit viel Liebe zum Detail hat Manfred Haringer das ehemalige Badhaus auf Zufall im Modell nachgebaut. Der Dachstuhl des Badhauses war infolge eines Kaminbrandes dem Feuer zum Opfer gefallen.
Ortler-Cevedale-Front. Für das Abschnittskommando Zufall waren einst viele kriegstechnische Bauten errichtet worden. Zum Barackendorf auf Zufall gehörten neben 2 großen Soldatenbaracken u.a. auch das Waschhaus, das Badhaus, Pferdeställe, eine Schneiderei, ein Schlacht-
haus, ein Munitionsdepot, eine Andachtskapelle sowie eine Seilbahn von Zufritt bis hinauf unterhalb der Eisseespitze. Die Bergstation lag auf ca. 3.000 Höhenmetern. Im Badhaus soll im Anschluss an die Wiederherstellung ein Museum untergebracht werden. Der Themenschwer-
punkt ist die Geschichte des Ersten Weltkrieges. Nicht auszuschließen ist laut Haringer, dass im Zuge der Arbeiten, speziell bei den vorgesehenen Grabungen zur statischen Sicherung, neue Relikte und Zeugnisses des Krieges zu Tage treten könnten. SEPP
LESERBRIEFE
Problem Straßenverkehr in Prad Endlich komme ich wieder dazu, ein paar Tage im Oberen Vinschgau zu verbringen. Und was ich bisher an touristischen Veränderungen gesehen habe, das verdient meine Hochachtung. Die großartige Landschaft hat inzwischen eine Entsprechung erhalten, die kaum noch zu toppen ist. Wie kam es aber, dass am nächsten Tag all meine Glückseligkeit verflogen war? Welch böser Traum kam mit Brausen über mich und raubte mir mit Gebrumm und Geknatter die ersehnte Ruhe? Es war der Straßenverkehr, der an meinem wunderschönen Hotel in Prad zum Stilfserjoch verbeiführt. Nun frage ich mich, wie heute dafür immer noch keine Lösung gefunden wurde - in einem Land wie Südtirol, das sich bislang noch immer auf Probleme eine Antwort erarbeitete? Vielleicht liegt es „nur“ an einer Einigung? Vielleicht gibt
es schon längst Pläne, die aber noch keine allgemeine Zustimmung fanden? So appelliere ich hiermit an alle meine Südtiroler Freunde: Gebt eurem Herzen einen Ruck und packt gemeinsam an. Denkt an eure Zukunft und die eurer Kinder. Ich bin sicher, dass es einen baldigen Konsens geben kann und wünsche euch dafür Gottes Segen. - Außerdem: Bei einem Besuch des Ortes trifft man auf viele verlassene Bauernhäuser. Schnell mag der Eindruck entstehen, diese seien es nicht mehr wert, erhalten zu werden. Eine Umfahrungsstraße würde sich somit auch erübrigen. Doch welche Schätze sind hier verborgen! Es handelt sich um eine historische Bausubstanz, die es durchaus wert ist, unseren Nachkommen erhalten zu werden. Ein Jammer, wenn sie dem ewigen Verderb preisgegeben würde. HORST LEX, IMMENSTADT/ALLGÄU (D), 15.09.2020
Verträgt sich ein Klettersteig mit dem Konzept eines Naturparks? Im Zieltal, oberhalb der Nasereithütte, wurde heuer im Frühsommer in aller Eile ein Klettersteig in die Zielschlucht gebaut. Auf Anfrage der Grünen Fraktion hat Landesrätin Maria Hochgruber-Kuenzer geantwortet, dass das Genehmigungsverfahren rechtmäßig abgewickelt worden sei. Allerdings räumt die Landesrätin ein, dass der Führungsausschuss Naturpark Texelgruppe nicht zu Rate gezogen wurde, womit das Gremium eindeutig übergangen wurde. Zukünftig möchte sie die Beteiligung des Führungsausschusses verpflichtend einführen. „Diese Absicht ist absolut notwendig“, sagt Hanspeter Staffler von den Grünen „aber es verbleibt der fahle Beigeschmack, dass die Landesregierung eine mögliche kritische Stellungnahme des
Führungsausschusses gar nicht hören wollte“. Der Klettersteig wurde aus lokalen wirtschaftlichen Interessen vorangetrieben und die Landschaftsschutzkommission hat das Projekt mit einer Gegenstimme genehmigt. Nun stellt sich die grundsätzliche Frage, ob die Interessen der Privatwirtschaft über die Interessen des Naturschutzes zu stellen sind. „Im Prinzip nein“, stellt Hanspeter Staffler fest und fügt hinzu: „Solche Projekte können nur durch Anhörung aller Stimmen bewertet werden, was in diesem Fall nicht passiert ist“. Die Führungsausschüsse der Nationalparks verfügen über ein hohes Maß an lokalem Wissen und Naturschutzkompetenz, daher ist es unumgänglich, dass sie zukünftig bei solchen Projekten in Genehmigung, Gestaltung und Entwicklung involviert werden müssen. GRÜNE FRAKTION IM LANDTAG, BOZEN, 17.09.2020
DER VINSCHGER 32-33_KARO/20
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