VINSCHGER GESELLSCHAFT
Technikjuwel Schrägbahn LAAS - „Die Laaser Schrägbahn ist ein Technikjuwel Anno 1929. Authentisch, in Funktion bis 2019, mit Alleinstellungsmerkmalen bekannt als längster Bremsberg Europas. Die Bahn ist ein unverwechselbares Industriedenkmal der Transportlogistik.“ Das schreibt Wittfrida Mitterer, die Direktorin des Kuratoriums für Technische Kulturgüter, in einer Aussendung. Bis 2033 müsse die Bahn von der Lasa Marmo gewartet werden. Die äußeren Umstände seien auch durch die Einbettung in den Stilfserjoch Nationalpark ein besonderer Fall. „Der Umgang mit Nachhaltigkeit sollte nicht verwässert werden, wenn die Behauptung ‚der Laaser Marmor ist der am umweltfreundlichsten abgebaute Marmor’ stimmen soll und dies ein Verkaufs- und Qualitätsargument gegenüber China, Indien und der Türkei ist“, so Mitterer. Die Trassenführung der Bahn und die Verbindung mit der Talstation bei der Lasa Marmo sei ein Unikat. Der Vorschlag von IDM, die originale Schrägbahn durch eine moderne Standseilbahn zu ersetzen, „ist keine Verbesserung, sondern eine Verschlechterung des Technikensembles.“ Ein Tourist komme nach Laas nicht nur wegen der Attraktion des Marmorabbaus, „sondern auch wegen der Einzigartigkeit der Schrägbahn und des Nationalparks.“ Denkbar wären die Erhaltung (videoüberwachter unbemannter Betrieb) und manuelle Schautransporte, sowie entlang der Wartungstreppe ein besuchergeschützter Begleitweg, der auch als Rad-Parcours geführt werden könnte. Mitterer: „Die Schrägbahn könnte so als wichtiger und wertvoller Mosaikstein glänzen und gleichzeitig eine transporttechnische Entlastung der Mamorbringung zum Lagerplatz sein.“ Eine moderne Standseilbahn würde aus Sicht des Kuratoriums das Los der Hungerburgbahn nehmen. Die Sanierung der Schrägbahn würde rund 300.000 Euro kosten, „das von IDM präsentierte Projekt sieht Höchstkosten von 35 Mio. Euro vor.“ Die bestehende Schrägbahn könnte unmittelbar nach der Sanierung bis zu einem Drittel der Lasten aufnehmen, um so die Umweltverträglichkeit des Laaser Marmors zu zertifizieren. Das Kuratorium schlägt vor, sich um eine Eintragung der Schrägbahn als UNESCO Weltkulturerbe zu bemühen. RED
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DER VINSCHGER 32-33_KARO/20
„Zuerst offen diskutieren und erst dann planen“ Bedenken zu „großen Veränderungen“ in Laas LAAS - Bereits Ende Juli hatten Franz Waldner und Wolfgang Platter in einem Schreiben an den Gemeinderat und Gemeindeausschuss, an die Eigenverwaltung Laas und an den AVS Laas Bedenken zu „großen Veränderungen“ geäußert, über welche die Eigenverwaltung in der Laaser Gemeindezeitung informiert hatte. Bei der letzten Sitzung des früheren Gemeinderates las der Bürgermeister Andreas Tappeiner das Schreiben vor. Zum Vorhaben, die bestehende Hütte der Oberen Laaser Alm mit entsprechenden Maßnahmen zu einer Schutzhütte umzufunktionieren, halten Waldner und Platter fest, „dass das Laaser Tal für uns Laaser ein einmaliger, schützenswerter Naherholungsraum ist, der sich durch seine Ruhe und unberührte Natur von allen anderen Seitentälern des Vinschgaus abhebt.“ Die bestehende Hütte trage in ihrer Beschaulichkeit und Originalität wesentlich zu diesem einzigartigen Landschaftsbild bei. Eine Übererschließung für touristische Zwecke sei daher „fatal und steht völlig im Widerspruch zum alpinen Umweltschutzgedanken.“ Um den Status einer Schutzhütte zu erlangen, bräuchte es eine bauliche Erweiterung, einen Zufahrtsweg und weitere Maßnahmen. Außerdem würden die Besucherfrequenzen stark zunehmen. „Ist das wirklich der Wille der Laaser Bevölkerung?“, fragen Waldner und Platter. Als Alternative schlagen sie vor, die neue, großzügig erbaute und bis heute fast leerstehende Untere Alm als Schutzhütte zu adaptieren. Bezüglich der Schrägbahn wird die Frage aufgeworfen, warum die Gemeindeverwaltung nicht an einem Erhalt der Schrägbahn als einmaliges, kulturhistorisches Industriedenkmal von europäischem Format interessiert sei. Die Schrägbahn könne im originalen technischen Erhaltungszustand als Besonderheit für den
Gegen die Absicht, die Hütte der Oberen Alm im Laaser Tal in eine Schutzhütte umzufunktionieren, regt sich Widerstand.
Marmortransport von Laas vermarktet werden. Der Verlust des Originals wäre nicht ersetzbar. Eine Umrüstung zu einer Personentransportbahn würde ein Gesamtkonzept mit der Schaffung umfangreicher touristischer, verkehrstechnischer, sanitärer und sicherheitstechnischer Infrastrukturen voraussetzen: Zufahrtstraßen, Busparkplätze mit WC-Stationen usw. Laut Waldner und Platter fehlen im Dorf touristische Infrastrukturen zur Bewältigung einer potenzierten Gästefrequenz. Sie fragen sich, „ob das Ganze nur als Tagestourismus konzipiert ist, bei dem die Touristen morgens in Massen zur Talstation gekarrt werden und abends von dort wieder weg?“ Laut Konzept sollten teilweise pro Tag bis zu 1.000 Personen und mehr auf den Bremsberg gebracht werden. Es stelle sich die Frage, ob dieses Vorhaben im Einklang mit dem Dorfentwicklungsprogramm der Gemeinde steht. „Wir sind überzeugt, dass Laas entwickelt werden kann, aber nicht in dieser Größenordnung“, so Waldner und Platter. Ihre Einwände seien nicht als Kritik zu betrachten, „sondern als Wunsch zur offenen Diskussion mit der Dorfbevölkerung.“ Es sollte noch vor dem Beginn konkreter Planungen eine Bürgerversammlung einberufen werden.
„Kein Weg geplant“ In seiner Replik kündigte Andreas Tappeiner eine schriftliche Antwort auf das Schreiben an. Inhaltlich nahm er vorweg, dass die Umwandlung der Hütte der Oberen Laaser Alm im Kontext mit dem Marmorrundweg zu sehen sei, der in Zusammenarbeit mit dem Nationalpark und weiteren Partnern von der Gemeinde Martell als Projektträgerin errichtet wird. Der Bau eines Weges sei nicht geplant. „Im Gegenteil. Dass kein Weg errichtet wird, ist sogar als Voraussetzung festgeschrieben.“ Zum Thema Schrägbahn stellte Tappeiner klar, dass es seitens der Gemeinde keinen Entzug der Ermächtigung zur Nutzung gegeben habe. Dass der Betrieb ausgesetzt wurde, sei ausschließlich auf versicherungs- und sicherheitstechnische Aspekte zurückzuführen. Außerdem spiele die Gemeinde in Sachen Schrägbahn nur eine Nebenrolle: „Die Hauptakteure sind die Eigenverwaltung und die Lasa Marmo.“ Sollte es nicht gelingen, die Schrägbahn im Originalzustand zu erhalten, sei es um sie geschehen. Eher skeptisch äußerte er sich zum touristischen Nutzungskonzept: „Es ist vielleicht besser, den Weg der kleinen Schritte weiterzugehen, als dem bisher Entstandenen ein Riesenkonzept überzustülpen.“ SEPP