Schweres Gerät aus Südtirol

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VINSCHGER GESELLSCHAFT

4 Jahre, einen Monat und 11 Tage auf der Walz Am 27. Juni kehrte Johannes Abart in sein Heimatdorf Schleis zurück und legte die Kluft, die typische Kleidung der Wandergesellen, wieder ab. SCHLEIS - 2016 hatte sich der gelernte Fliesenleger Johannes Abart dem „Freien Begegnungsschacht“ angeschlossen. Dies ist eine von mehreren Vereinigungen von Handwerkern, die nach mittelalterlicher Tradition auf die Walz gehen, um im Beruf und fürs Leben zu lernen. Sie verpflichten sich, in dieser Zeit nur von dem zu leben, was sie für ihre Arbeit oder geschenkt bekommen. Kein Geld darf für das Reisen und für Übernachtung ausgeben gegeben werden.

Bannkreis von 50 Kilometern Um den Heimatort wird ein 50 Kilometer weiter Bannkreis gezogen, der während der gesamten Zeit der Walz nicht überschritten werden darf. Auch auf moderne Errungenschaften wie beispielsweise ein Handy verzichten sie. Jeder Wandergeselle verpflichtet sich für mindestens 3 Jahre und einen Tag. Johannes Abart hatte sich entschieden, auf den Tag genau 4 Jahre, nachdem er aufgebrochen war, am 16. Mai 2020 wieder nach Hause zurückzukehren. Doch Corona machte ihm einen Strich durch die Rechnung.

Johannes Abart (links) mit seinem Vater Lorenz.

Reschenpass gelangt. Tag für Tag Warten am Schleiser Ortsschild ging es näher Richtung Schleis. Von Reschen über Graun nach St. Am Samstag, 27. Juni, war es Valentin a.d.H. und in die Spinaid, dann so weit: Familie, Freunde wo die Gruppe bei herrlichem und Bekannte erwarteten um Sommerwetter ein paar Tage 16 Uhr Johannes Abart und die verbrachte. Wandergesellen am Schleiser

Corona verzögert „Heimgeherei“ Wegen der geschlossenen Grenzen hätte er ohne die Begleitung anderer Wandergesellen alleine die Bannmeile überschreiten und nach Hause zurückkehren müssen. Damit hätten auch alle die Rituale nicht vollzogen werden können, die mit der so genannten „Heimgeherei“ verbunden sind. So entschloss er sich, noch etwas zuzuwarten und erst am 27. Juni heimzukehren. Bereits eine Woche zuvor hatte er gemeinsam mit 7 Wandergesellinnen und -gesellen die Johannes auf dem Ortsschild von Bannmeile überschritten und Schleis. Familie und Freunde warten, war über das Obere Gericht zum bis er sich herunterfallen lässt. 10

DER VINSCHGER 25/20

Ortsschild, wo ein paar Aufkleber noch heute an seine „Losgeherei“ im Jahr 2016 erinnern. Doch alle mussten sich gedulden. So wie vor 4 Jahren der Abschied von Familie und Freunden hinausgezögert worden war, so wurde nun der Abschied von den Wandergesellen in die Länge gezogen. Denn ist ein Wandergeselle erst über das Ortsschild geklettert und hat sich auf der anderen Seite von Familie und Freunden auffangen lassen, dann ist die Zeit der Walz vorbei. So war es auch für Johannes Abart. Vergrabene Schnapsflasche hervorgeholt

Die Flasche mit den vielen guten Wünschen kam nach 4 Jahren wieder an Tageslicht.

Zu den Ritualen einer „Heimgeherei“ gehört auch, dass die Schnapsflasche wieder ans Tageslicht geholt wird, die anlässlich der „Losgeherei“ in der Nähe des Ortsschildes vergraben worden war. Diese Arbeit mussten dieses Mal die Junggesellen Josephina, Johanna und Felix verrichten. Die Drei waren von Johannes in die