VINSCHGER GESELLSCHAFT
Die Familie Vill und ihr „Bio-Weg“ Die Schlanderser Familie Vill hat sich seit Jahrzehnten ganz dem Bio-Gedanken verschrieben – sowohl in Sachen Landwirtschaft, als auch im Tourismus. SCHLANDERS - „Wir sind überzeugt von dem, was wir tun“, erklären Erich und Kajetan Vill übereinstimmend. Seit jeher widmen sich die beiden ganz der biologischen Landwirtschaft. Wobei sie nicht nur in der Landwirtschaft auf Bio setzen. Im Biolandhotel Anna dreht sich ebenfalls alles um die „biologische Denk- und Arbeitsweise“. Die Familie Vill, mit Vater Erich und Mutter Anna, war aufgrund ihrer ganzheitlichen Arbeit in Sachen Bio unter anderem im vergangenen Jahr für den Ökologiepreis nominiert. „Wir sind aber Realisten, keine Fundamentalisten“, betont Erich Vill. Bio sei für ihn eine Lebenseinstellung. Genauso wie für Sohn Kajetan. Dennoch, „aufdrängen wollen wir das sicher niemandem“, betont Juniorchef Kajetan. Alles begann, als dieser im Jahre 1985 geboren wurde. „Damals habe ich angefangen, den landwirtschaftlichen Betrieb auf Bio umzustellen“, blickt Erich Vill zurück. Er sei damit einer der ersten im Vinschgau überhaupt gewesen. 1989 arbeitete sein Betrieb schließlich komplett biologisch. „Und wir sind sozusagen damit aufgewachsen“, lacht Kajetan, der 2017 den Hof übernommen hat. Auch seine Brüder, Gallus, der in der Schweiz als Patissier arbeitet und Stefan, der derzeit die Klostertalm im Schnalstal bewirtschaftet, haben von klein auf im Betrieb tatkräftig mitgeholfen.
Erich Vill mit einem Elektro-Bike.
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DER VINSCHGER 23-24/20
im Landhotel Anna. „Sogar die Bettwäsche ist Bio“, so Vill. Kein Wunder, dass die Hälfte der Gäste speziell aufgrund der „Bio-Idee“ zu den Vills nach Schlanders kommen. Um das „ganzheitliche ökologische Konzept“, wie es Erich Vill nennt, abzurunden, wurde auch in Zusammenarbeit mit BMW ein Testcenter für Elektro-Motorräder errichtet. Dabei handelt es sich um das erste BMW-E-Testride in Europa. Der Fokus liege hier Die Vills mit (v.l.) Erich, Anna und Kajetan. zwar voll und ganz auf Elektrobikes, im Fuhrpark befinden sich Auch heute noch arbeiten sie ge- beim Konsum sei die Nachfrage jedoch auch zwölf herkömmliche legentlich am heimischen Hof mit, noch nicht in einem großen Aus- Maschinen. vor allem wenn Not am Mann ist maß da. Der Kunde sei demnach wie in Zeiten der Coronakrise. nicht immer bereit, höhere Preise „Lange herrschte Ungewissheit“ Erstmals erwähnt wurde der Hof für Bio-Produkte zu bezahlen. im 11. Jahrhundert als „Hof am Hier kritisiert Erich Vill auch Mals. Aufgrund der CoronavirusSand“, da er am Schlandraunbach „Unter Druck umstellen zu müssen, Krise sei es in touristischer Hinlag. Im 16. Jahrhundert kaufte das ist ein Blödsinn. Und auch in sicht zuletzt schwierig gewesen. Richter Steinberger den Hof und Mals wird nicht vermehrt auf bio- „Lange herrschte Ungewissheit, gab ihm seinen Namen. Seit etwa logische Produkte zurückgegriffen. wann man überhaupt öffnen 1960 bewirtschaftet die Familie Sowohl im Konsum, als auch im kann“, blickt Anna Vill zurück. Vill den Hof, mittlerweile in der Anbau, liegt Mals in Sachen Bio Geöffnet habe man das Landvierten Generation. hinter Schlanders“, betont der hotel Anna schließlich mit Ende 60-Jährige. In Mals brauche es Mai, aufgrund der bis Anfang Juni auch den „zertifizierten Konsu- geschlossenen Grenzen blieben „Der richtige Weg“ menten, der beweist, dass er sich die Touristen jedoch anfangs aus. „Bio ist der richtige Weg. Aber biologisch ernährt, erst dann darf Auch für Juni gab es noch reihenes ist ein weiter Weg“, weiß der er das vom Bauern nebenan for- weise Absagen. „Seit Mitte Juli heute 35-jährige Kajetan Vill. Die dern.“ Erich Vill und seine Familie ist unser Haus zum Glück wieder Vills sind sich sicher: Vom Apfel wollen ihren eigenen „Bio-Weg“, voll“, freut sich Erich Vill. Auch bis zum Fleisch, eine komplett bio- mit einem respektvollen Mitein- für August und September gebe es logische Ernährung wäre sinnvoll – ander, fortsetzen. beinahe täglich neue Buchungen. und möglich. Sie wissen aber auch: Gäste der Vills kommen etwa aus „Auf die Konsumenten kommt es Bio vom Essen bis zur Wäsche Süddeutschland, aber auch aus an“, wie Erich Vill betont. Und Schweden, Norwegen, Österreich Neben dem landwirtschaftli- und der Schweiz. Heuer erwarte chen Hof der Vills, zu dem neben man aufgrund der Coronavirusder Apfelwirtschaft auch ein Rei- Pandemie zudem vermehrt Gäste terhof mit zwölf Pferden gehört, aus den italienischen Regionen. findet man das Biolandhotel Anna. „Sollte es keine zweite InfektionsDas Hotel wurde nach Anna Vill fälle geben, sind wir mit einem benannt - der Großmutter von blauen Auge davongekommen“, Erich und die erste am Hof mit so Erich Vill. Somit können sich dem Namen Vill, den ihr Mann die vielen Gäste ein Bild von der August aus Gries mitbrachte. Die Schlanderser „Bio-Familie“ maFamilie von Erich Vill hat den Be- chen und mit den Vills bei einem herbergungsbetrieb im Jahre 2010 Bio-Apfelsaft oder dem hofeigeübernommen und sofort auf Bio nen Apfelschaumwein „Cidre“ umgestellt. „Biologisches Essen über den lokalen „Bio-Weg“ disund Trinken sind die Voraus- kutieren. setzung für ein Biohotel“, erklärt Erich Vill. Doch damit nicht genug MICHAEL ANDRES