VINSCHGER GESELLSCHAFT
Schutz der Wiesenbrüter
Foto: Joachim Winkler
MALS/GRAUN - Es ist ein Interreg-Projekt, das Begeisterung bei den teilnehmenden Bauern geweckt hat und auch langfristig – weit über die Projektdauer hinaus – den Schutz der Wiesenvögel auf der Malser Haide ermöglichen will: Das Interreg Programm V-A Italien - Österreich 2014 – 2020, Nr. V7: „Wiesenbrüter in der Terra Raetica“, wofür die Gemeinde Mals die Trägerschaft übernommen hat. Gemeinsam mit der Gemeinde Galtür/A und in Zusammenarbeit mit der Arbeitsgemeinschaft für Vogelschutz und Vogelkunde (AVK), der Schweizerischen Vogelwarte und dem Beratungsring Berglandwirtschaft (BRING) möchte das Projekt einen konkreten Schritt in Richtung Förderung der Artenvielfalt machen. Die Malser Haide gilt trotz besorgniserregendem Rückgang von Wiesenbrütern in Südtirol auch heute noch als wichtiges Brutgebiet für die Feldlerche, das Braunkehlchen, die Wachtel oder den Wachtelkönig. 20 Bauern aus den Gemeinden Mals und Graun unterstützen ab diesem Sommer diese Arten, indem sie ihre Wiesen deutlich später mähen, um dadurch die Aufzucht der Jungen zu ermöglichen. Die derzeitige Freiwilligkeit der teilnehmenden Bauern könnte sich in den kommenden Jahren auszahlen: Gemeinsam mit dem Beratungsring BRING erarbeiten die Beteiligten ein Modell, das die Grundlage für ökologische Ausgleichszahlungen darstellen soll. Die Mitarbeiter sehen in diesem grenzüberschreitenden Projekt einen Schritt in die richtige Richtung: „Die freiwillige Teilnahme der Bauern in diesem Jahr ist ein wichtiger Impuls und ein deutliches Zeichen, dass diesen Bauern die Artenvielfalt am Herzen liegt. Langfristig braucht es ein konsequentes Anwenden ökologischer Ausfallszahlungen, um den Schutz der Wiesenvögel zu gewährleisten. Für den Bestand der Feldlerche in Südtirol ist die Malser Haide als Brutplatz unRED abdingbar“.
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DER VINSCHGER 23-24/20
„Ein zweischneidiges Schwert“ Hugo Daniel: „Weitere Lockerungen im Bürgerheim noch nicht absehbar.“ SCHLANDERS - Sie sind groß, die psychischen und zum Teil auch körperlichen Belastungen, denen nicht nur die über 80 Bewohner des Bürgerheims in Schlanders seit Monaten ausgesetzt sind, sondern auch ihre Angehörigen und nicht zuletzt die Pflegekräfte im Haus. „Die Menschen sind nach so vielen Monaten stuff, denn die Belastungen sind zum Teil wirklich groß“, bestätigt Hugo Daniel, Arzt für Innere Medizin im Krankenhaus Schlanders und ärztlicher Leiter des Bürgerheims. Ihm und auch den Führungskräften des Heims sei die schwierige Lage durchaus bewusst, „doch wir haben es mit einem zweischneidigen Schwert zu tun.“ Um das Auftreten von Corona-Fällen zu vermeiden, seien strengste Abschirmungsmaßnahmen unerlässlich. Daniel: „Wir haben das Bürgerheim frühzeitig zugesperrt und weitere Maßnahmen gesetzt. Im Gegensatz zu anderen Heimen im Land, wo die Situation eskaliert ist, konnte im Bürgerheim und in anderen Heimen im Vinschgau eine Verbreitung des Virus verhindert werden.“
Große Belastungen Zur Frage, ob es angesichts der Tatsache, dass nicht wenige Heimbewohner während dieser endlosen Monate psychisch, geistig und auch körperlich zum Teil stark abgebaut haben und dass auch die Situation für viele Pflegekräfte, die Angst davor haben, das Virus in das Heim zu tragen bzw. es mit nach Hause zu bringen, zum Teil unerträglich geworden ist, endlich Lockerungen einzuführen, meinte der Arzt: „Wir haben das, was uns die jeweiligen Beschlüsse und Verordnungen des Landes vorgeben bzw. erlauben, umgesetzt. Ob es in Kürze weitere Lockerungen geben wird, können wir heute (14. Juli, Anmerkung der Redaktion) nicht vorhersehen.“ Vor über einem Mo-
scheitert. Hugo Daniel: „Nun wird es so gehandhabt, dass Pater Max, der selbst Bewohner im Heim ist, abwechselnd in den Stockwerken eine Messe zelebriert.“ Was vielen Seniorinnen und Senioren abgeht, ist der körperliche Kontakt mit Angehörigen und Freunden. „Es ist nicht dasselbe, ob man einander durch eine Plexiglaswand anschaut bzw. aus einer bestimmten Entfernung miteinander spricht, oder ob man jemanden umarmen oder ihm zumindest die Hand Hugo Daniel, der ärztliche Leiter des Bürgerheims in Schlanders schütteln kann,“ bestätigt der ärztliche Leiter. Außerdem sei nicht zu nat wurde im Eingangsbereich des vergessen, dass sich ältere MitbürHeims ein Besucherraum mit einer ger im Umgang mit Telefon oder Plexiglaswand errichtet. Dort kön- Handy schwer tun. nen Bewohner und Angehörige einander nach vorheriger Termin- Körperlicher Kontakt fehlt vielen vereinbarung treffen. Außerdem wurde die Möglichkeit von BeZusätzlich zu seiner Arbeit im gegnungen im Garten geschaffen, Krankenhaus und der Tätigkeit wobei natürlich ebenfalls darauf als ärztlicher Leiter hat Daniel geachtet wird, dass die Abstände seit dem Ausscheiden des Geund hygienischen Covid-19-Vor- meindearztes Oswald Tappeiner gaben eingehalten werden. Über- auch die ärztliche Betreuung jener wacht und koordiniert werden Bürgerheim-Bewohner übernomdie Treffen und Begegnungen von men, die von Tappeiner betreut Andreas Wiesler, der in normalen worden waren. Wann sich die Lage Zeiten im Bürgerheim für die Frei- in den Heimen entspannen wird und wann es zu weitreichenderen zeitgestaltung zuständig ist. Lockerungen kommen wird, wagt Daniel nicht abzuschätzen: „Dar„Normal“ ist noch vieles nicht über entscheiden nicht wir, son„Normal“ ist im Bürgerheim seit dern die Landesregierung.“ Zu den dem Ausbruch der Pandemie vie- wenigen Neuigkeiten gehöre die les nicht mehr. So bleiben etwa die Tatsache, dass seit kurzem wieder Bewohner der einzelnen Stockwer- neue Heimbewohner aufgenomke weiterhin abgeschirmt. „Wenn men werden können. Auch hierbei in einem Stockwerk ein Virusfall gelten strenge Vorgaben, etwa ein auftrifft, kann damit die Ausbrei- negativer Covid-19-Test, der nicht tung auf die anderen Stockwerke älter als 4 Tage sein darf. Vorerst unterbunden werden“, sagt Hugo unverändert bleibt die VerantworDaniel. Nach wie vor bestehen tung, die auf den ärztlichen Leitern bleibt ein isolierter Bereich im der Seniorenheime lastet. Laut dritten Stock, wo stets 5 Betten der derzeitigen Regelung müssen für eventuelle Covid-19-Patienten sie im Extremfall auch mit ihrem frei bleiben. Der Versuch, für die privaten Vermögen haften. Vorerst Bewohner unter der Einhaltung ausgesetzt bleiben im Bürgerheim der strengen Sicherheitsvorgaben in Schlanders auch der Barbetrieb, eine gemeinsame Messfeier in der der Einsatz der Freiwilligen und Kapelle zu ermöglichen, sei ge- weitere Aktivitäten. SEPP