VINSCHGER GESELLSCHAFT
Nachhaltige Mobilität als Basis BASIS-Stammtisch über effiziente Mobilität und Nachhaltigkeitsansätze SCHLANDERS - Die Initiatoren von BASIS Vinschgau hatten sich während der Coronavirus-Krise dazu entschlossen, ihre Stammtische zu Themen, die bewegen, vorerst in digitaler Form abzuhalten. So wurde auch das „Online-Treffen“ Mitte Juni mit rund 30 Personen zu einem vollen Erfolg. „Stabil mobil“ lautete das Motto, Nachhaltigkeit und Mobilität standen im Fokus. Linda Schwarz und Carmen Geyr stellten das Projekt „Protect Our Winters“ vor. Die 2007 in den USA gegründete Initiative hat mehrere Standorte auf der ganzen Welt. Die Non-Profit-Organisation hat es sich zur Aufgabe gemacht, „die Winter zu schützen“, brachte es Geyr auf den Punkt. Nun wolle man mit dem Projekt auch in Südtirol Fuß fassen. Man befasse sich dabei vor allem mit dem Klimawandel und dem notwendigen Klimaschutz. Aktivisten, engagierte Unternehmen und viele weitere Personen arbeiten daran, Lösungen zu finden, um einen Wandel in Gesellschaft, Wirtschaft und Politik zu bewirken.
70% weniger Schnee bis 2099 Laut Studien werden die Alpen bis zum Jahre 2099 rund 70% weniger Schnee haben. Dies gelte es zu verhindern. „Die Hauptursache dafür ist der Verkehr“, erklärte Geyr. Dieser, mit u.a. An- und Rückfahrten, sei bei Skigebieten der größte Treibhausgasproduzent und mache rund 60% der Belastung aus. Es gelte, die Co2Emissionen zu reduzieren und den Schneerückgang aufzuhalten. Man wolle die Menschen mobilisieren und sensibilisieren, u.a. mit Workshops, offenen Diskussionsformaten, Lobbying, Beratung und Events. „Unsere drei Säulen sind die grüne Mobilität, die regionale Entwicklung und der Slow Tourism“, betonte Linda Schwarz. Man solle sich an sieben Empfehlungen halten: „Ernähre dich regional, engagiere dich, informiere dich, lebe einfach, nutze deine Stimme, gib dein Geld bewusst 24
DER VINSCHGER 22/20
Wenn man den Verkehr schon nicht vermeiden könne, gelte es, diesen zu verlagern. Hierbei seien die öffentlichen Verkehrsmittel und die Radmobilität die zentralen Themen. Für die Verkehrsverlagerung sei auch ein Umdenken in der Gesellschaft notwendig. So habe man z.B. früher nach dem 2. Weltkrieg auf autogerechte Städte gesetzt. Daran erinnerte Reiterer mit Bildern vom damals vollgeparktem Bozner Waltherplatz. „Das wäre heute unvorstellbar“, betonte er. Als dritten Schritt in der Pyramide gelte es, „den Verkehr zu verbessern“. Der verbleibende Verkehr müsse demnach optimiert werden. Für die Radfahrer gilt es mehr Platz zu schaffen. Dabei sei vor allem auf die E-Mobilität setzen. Hierbei habe Südaus, reise verantwortungsvoll.“ Der alpine Mobilität“ zu werden. Das tirol gute Voraussetzungen, da im Verein BASIS Vinschgau, der gene- Maßnahmenpaket dazu wurde be- Land mehr Strom produziert als rell Raum für Wirtschaft, Bildung, reits im Oktober 2016 beschlossen. gebraucht wird. Das Land wolle u.a. Kultur und Soziales bieten will, Ursprünglich sollten diesbezüg- auch Elektro-Autos unterstützen. unterstützt das Projekt „Protect lich rund 10 Millionen Euro pro Our Winters“ bei der Gründung Jahr zur Verfügung gestellt werden. Gut ausgebaute Radwege in Südtirol. Noch in den nächsten Dies sei jedoch bisher nicht reaMonaten sind erste Events geplant. lisiert worden. „Nun müssen wir Bei der Diskussion wiesen auch schauen, nach und nach eine Fi- die Teilnehmer vor allem auf die „Verkehr nervt am meisten“ nanzierung zu finden“, so Reiterer. Wichtigkeit nachhaltiger Mobilität hin und forderten u.a. gut ausgebaute Radwege. Dies sei in SüdHarald Reiterer, Leiter vom Be- Pyramide nachhaltiger Mobilität tirol nicht immer gewährleistet. In reich „Green Mobility“ in der Südtiroler Transportstrukturen AG, Die Grundlage der Konzepte Sachen Verkehrsvermeidung sei es informierte über die Tätigkeiten sei dabei stets die so genannte im ländlichen Raum oft schwierig, des Landes im Bereich der nach- Pyramide der nachhaltigen Mo- auf Autos zu verzichten, so der Einhaltigen und „grünen“ Mobilität. bilität mit den drei Elementen wand eines Zuhörers. Hier nannte „Wir kümmern uns um nachhaltige „Verkehr vermeiden, Verkehr ver- Reiterer E-Bikes als mögliche AlMobilität allgemein, abseits vom lagern, Verkehr verbessern“. Als ternative. Neben guten Angeboten öffentlichen Personennahverkehr“, erste Stufe gelte es, den Verkehr in Stadt und Land brauche es geso Reiterer. Es gehe es vor allem zu vermeiden. „Der beste Verkehr nerell eine nachhaltige Einstellung um Elektromobilität, Radmobilität ist derjenige, der nicht entsteht“, zum eigenen Mobilitätsverhalten, und Mobilitätsmanagement. „Ins- erklärte Reiterer. Hierbei spiele die brachte es ein weiterer Teilnehbesondere aufgrund der Corona- Urbanistik eine wichtige Rolle. In mer der Diskussion auf den Punkt. Krise wurden einige dieser The- dichten Siedlungsgebieten könne Moderatorin Carina Matscher men wieder aktueller“, so Reiterer. man etwa in der Nähe sämtliche bedankte sich abschließend für Künftig wolle man vermehrt auf Bedürfnisse erfüllen, wie z.B. die die vielen Ideen und wies auf die Radwege und dergleichen setzen. Erledigung der regelmäßigen Ein- Wichtigkeit der Zusammenarbeit „Der Verkehr nervt die Südtiroler käufe. „Ein weiteres Stichwort verschiedener Organisationen hin. am meisten“, betonte Reiterer und zur Verkehrsvermeidung, was Als BASIS Vinschgau wolle man verwies auf eine ASTAT-Studie. zuletzt sehr aktuell wurde, ist das solche Initiativen weiterhin unterDer Verkehr „nerve“ aber nicht nur Homeoffice“, erklärte Reiterer. stützen. Der nächste Stammtisch die Menschen, sondern er sei auch Während der Coronavirus-Krise ist für Ende Juli geplant und findet für rund 50% der Emissionen in habe man gesehen, dass es funk- voraussichtlich wieder direkt vor Südtirol verantwortlich. Das Ziel, tionieren könne. Außerdem seien Ort in der BASIS in Schlanders das sich die Landesregierung mit etwa Fahrgemeinschaften gute statt. dem Klimaplan gesetzt habe, sei Möglichkeiten zur VerkehrsverMICHAEL ANDRES es, „Modellregion für nachhaltige meidung.