VINSCHGER THEMA
skepTisch rüttelt auf Zwei junge Vinschger gründeten skepTisch, eine Bühne für Experten und ein Sprachrohr für brisante Themen im Vinschgau. Erstes Thema: Der Klimawandel. SCHLANDERS - Müssen wir uns, geschützt in unseren Bergen, überhaupt Sorgen machen, dass der Meeresspiegel steigt und das Wetter verrücktspielt? Dass die Zugvögel ihre Zugbahnen verändern und die Warmwasserkorallen zerstört sind? Vier namhafte Gäste haben die Jugendlichen Damian Eberhöfer und Valentin Zangerle, beide aus der Gemeinde Laas, eingeladen, um über die „hoaße Soch“ Klimawandel zu diskutieren. Für die Wissenschaft ist die Faktenlage eindeutig: Der menschengemachte Klimawandel findet statt, und er berührt alle Facetten des Lebens.
„Nettonull bis 2050“ Ein erstes Szenario zeichnete Univ. Prof. Georg Kaser, Glaziologe und Professor an der Universität Innsbruck und einer der einflussreichsten Klimaforscher weltweit auf. „Wir haben in den Jahren 1950 bis 2020 ca. 1 Jahr Sonneneinstrahlung zusätzlich an Energie auf unsere Erde geholt; das entspricht der Energie von ca. 1 Mio. Wasserstoffbomben. Wir haben allerhöchste Zeit, die Reißleine zu ziehen!“, so Georg Kaser. Ziel müsse eine Reduzierung der CO² Emissionen von 50 Prozent bis 2030 und Nettonull bis 2050 sein! Auch in Südtirol messbar
Georg Kaser, Glaziologe und Uni.Prof. in Innsbruck
Elisabeth Präauer vom Terra Institute
mehr Pilze und Parasiten, vorgezogene Blüte, längere Vegetationsperioden, mehr Massenbewegungen wie Muren, Steinschlag und Überflutungen u.a.m. Für die Gesellschaft bedeutet der Klimawandel häufige Hitzewellen, mehr Sommertourismus, mehr Kunstschnee, mehr Konflikte ums Wasser, Unterbrechungen von Straßen und Bahnlinien, mehr Krankheiten durch Zecken und Mücken, frühere Ernte usw.
tiroler nicht aus“, bedauerte Marc Zebisch. Aber auch jeder einzelne kann etwas zum Klimaschutz beitragen. „Wir haben täglich die Wahl: was ist gut für mein Haus? für meine Kinder? für meine Heimat? Unsere tägliche Ernährung beispielsweise wirke sich auf die Zukunft unserer Kinder aus, gab Zebisch zu bedenken. „Denke global, kooperiere regional und handle lokal“, war dann auch sein Leitspruch, den er den Zuhörern mitgab.
Der Mensch als Hauptverursacher
Den Hauptgrund für den Klimawandel Für Marc Zebisch, Klimaforscher und sieht Marc Zebisch in der vom Menschen Leiter des Instituts für Erdbeobachtung verursachten Emission von Treibhausgasen, an der EURAC Bozen, ist der Klimawandel deren Konzentration in der Atmosphäre auch in Südtirol messbar. Im Alpenraum zunimmt. Der größte Anteil des Tempesind die Temperaturen seit den 70er Jahren raturanstiegs ist durch die Freisetzung von um 2° gestiegen. Ursache für die stärkere Kohledioxid (CO²) verursacht, das bei der Erwärmung der Alpen ist ihre Lage in der Verbrennung von fossilen Brennstoffen Mitte Europas, da sich Kontinente stär- und bei industriellen Prozessen entsteht. ker erwärmen als Ozeane. In der Natur Methan-Emissionen aus der Landwirtsind folgende Beobachtungen zu machen: schaft tragen ebenfalls zum Treibhauseffekt Rückgang des Permafrosts, geschrumpfte bei. „Das Bewusstsein für den Klimaschutz Gletscher, kürzere Schneebedeckung der ist da und auch das Engagement; aber so Berge, neu eingewanderte Insektenarten, richtig Druck auf die Politik üben die Süd4
DER VINSCHGER 08/20
Plädoyer für Kreislaufwirtschaft Elisabeth Präauer stellte das vom Schlanderser Günther Reifer mitgegründete Brixner Unternehmen Terra Institute vor. „Unternehmen dabei zu begleiten, einen nachhaltigen Weg zu gehen, gibt mir die Möglichkeit, meine große Leidenschaft, die Nachhaltigkeit, nicht nur privat zu leben, sondern auch in meiner beruflichen Karriere zu verfolgen. Nur gemeinsam können wir das System nachhaltig verändern und damit die Erde mit ihren endlichen Ressourcen schützen.“ Elisabeth Präauer hat strategisches Management mit Fokus auf Nach-