Der Klimaspiegel

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VINSCHGER GESELLSCHAFT

Lernen auf Augenhöhe „Peer-Education-Projekt“ zum Thema „Drogen und psychische Erkrankungen“ VINSCHGAU - Die Jugendlichen hören gebannt zu, wie Frank und Paula (Namen von der Redaktion geändert) aus ihrem Leben erzählen. Was sie alles durchgemacht haben und wie schlecht es ihnen teilweise ergangen ist, sieht man ihnen heute nicht mehr an. Die beiden haben schwierige Zeiten hinter sich, psychische Krisen durchlebt und überwunden. Seit 2019 absolvieren sie außerdem eine Ausbildung zum bzw. zur „EX IN–Genesungsbegleiter*in“. „EX IN“ steht für „Experienced Involvement“ und bezieht sich somit auf die Einbeziehung von Experten aus Erfahrung. Als solche können Frank und Paula Menschen in ähnlichen Situationen auf derselben Augenhöhe begegnen und begleitend unterstützen. Stattfinden konnte diese Begegnung im Rahmen des „Peer-Education-Projektes“, das im Herbst 2019 bereits zum vierten Mal begonnen hat. Kooperationspartner des Projektes sind das Real- und Sprachengymnasium Schlanders, das Sozialwissenschaftliche Gymnasium Mals sowie die beiden Jugenddienste Mittelvinschgau und Obervinschgau. 12 Teilnehmer*innen aus den 3. Klassen der beiden Schulen haben sich

gemeldet und sich gemeinsam für das Thema „Drogen und psychische Erkrankungen“ entschieden. Mit der Unterstützung der beiden Jugendreferentinnen der Jugenddienste wurden vier Tage Expertenunterricht organisiert. Während die Gruppe sich beim ersten Teil im November hauptsächlich mit dem Thema „Drogen“ auseinandersetzte, wurde beim zweiten Teil im Jänner das Thema „Psychische Gesundheit & Erkrankungen“ genauer unter die Lupe genommen. Die Teilnehmer*innen waren bei beiden Workshops sehr interessiert dabei, haben viele Fragen gestellt, Aussagen auch kritisch hinterfragt und sich intensiv mit den Themen auseinandergesetzt. Nach diesen vier Tagen

mit Expert*innen aus den unterschiedlichen Bereichen bereiten die Teilnehmer*innen nun ein Programm für die Schüler*innen ihrer Parallelklassen vor, zu dem sich diese wiederum freiwillig anmelden können. Nicht urteilen, sondern respektieren „Es ist auf jeden Fall für alle Menschen wichtig, mehr über diese Themen zu wissen. Man sieht den Menschen ihre Geschichte einfach nicht an. Wir sollten als Gesellschaft weniger schnell über andere Menschen urteilen und solchen, die einen Weg aus der Drogensucht oder einer psychischen Erkrankung gefunden haben, mehr Respekt

entgegenbringen“, so der Tenor der Teilnehmer*innen. „Peer Education“ ist ein englischer Begriff, der sich aus „Peer“ und „Education“ zusammensetzt: „Peer“ (engl. gleichgestellt, gleichrangig, gleichaltrig) wird im wissenschaftlichen Kontext für Kinder- oder Jugendgruppen verwendet, welche alters- und meist auch statusmäßige Ähnlichkeiten aufzeigen. „Education“ bedeutet übersetzt so viel wie Erziehung, Bildung. „Peer Education“ befähigt junge Menschen, sich zu einem selbstgewählten Thema zu informieren und dieses Wissen anschließend an Gleichaltrige weiterzugeben. Die Jugendlichen werden also zu Multiplikatoren, die ihr Wissen auf Augenhöhe verbreiten können. RED

Betriebsnachfolge als Herausforderung KASTELBELL-TSCHARS - Das Handwerk bietet viele spannende Tätigkeiten mit optimalen Zukunftsperspektiven. Es muss aber weiterhin viel Sensibilisierungsarbeit geleistet werden, um Eltern und junge Menschen für die praktischen Berufsmöglichkeiten zu begeistern. Die Betriebsnachfolge war zentrales Thema der lvh-Ortsversammlung in Kastelbell-Tschars zu der Ortsobmann Alfred Defatsch (im Bild) kürzlich eingeladen hatte. Der Mangel an Fachkräften ist bereits in vielen Sparten spürbar und zahlreiche Betriebe suchen

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DER VINSCHGER 08/20

dank der guten wirtschaftlichen Auslastung nach zusätzlichen Mitarbeitern. „Berufswettbewerbe wie die WorldSkills oder die Landesmeisterschaft sind wichtige Initiativen für die Wirtschaft und für die Gesellschaft. Dort haben gerade die Südtiroler die Möglichkeit ihr Können zu zeigen und sich als Qualitätshandwerker zu beweisen. Gleichzeitig erhalten Eltern und Jugendliche einen Einblick in die

vielseitige Handwerkswelt“, betonte Defatsch. Auch lvh-Vizepräsident Giorgio Bergamo unterstrich die Notwendigkeit eines Umdenkens, damit die praktische Ausbildung eine noch höhere Aufwertung erhalte: „Gerade jetzt gibt es so viele Entwicklungsmöglichkeiten wie noch nie im Handwerk“. Bergamo verwies in diesem Kontext auf die Imagekampagne „Generation H“, die heuer unter dem Motto „Wähle Handwerk“ steht. Um die Betriebsnachfolge zu sichern, müsse – so die einhellige Meinung der anwesenden Handwerker – gerade das Hand-

werk in der Peripherie gestärkt werden. Derselben Meinung war auch Gemeindereferent Manfred Prantl. Ein Lob und Dank für die gute Zusammenarbeit sprach den Handwerkern Bürgermeister Gustav Tappeiner aus. Gleichzeitig richtete er einen Appell an die Versammlungsteilnehmer, sich verstärkt in der Gemeindepolitik einzubringen: „Die Wirtschaft benötigt einen starken Vertreter, der die Interessen des Handwerks vor Ort vorantreibt. Kandidaten für die Gemeinderatswahlen können sich bis zum 20. März 2020 RED melden“.


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