Bienenhäuser aus Hanf

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VINSCHGER THEMA

Die Bienen und der Hanf Wie Werner Schönthaler und eine Schweizer Uni auf die Idee kamen Bienenhäuser aus dem Nutzstoff Hanf zu entwickeln.

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EYRS - Alles begann mit einem E-Mail im Winter 2018. Daniel Boschung, von der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich (ETH) meldete sich bei Werner Schönthaler. Die Idee: Bienenhäuser aus Hanf zu produzieren. Sinn und Zweck: Dem Bienensterben entgegenwirken und auf Nachhaltigkeit setzen. „Weniger Honig, mehr Biodiversität“ lautet dabei beim Projekt „Beefriendly homes“ das Motto. Aber der Reihe nach: Der heute 42-jährige Werner Schönthaler setzt schon lange auf Hanf als Nutzstoff, vor allem in der Baubranche. Schönthaler, der im elterlichen Familienbetrieb in Eyrs unter anderem als Bauberater arbeitet, führte bereits vor einigen Jahren den Hanfziegel ins Sortiment des Unternehmens ein. So werden bei der Firma „Schönthaler“ (Betonsteinwerk und Baustoffhandel) industriell Ziegel aus Hanf bzw. Hanfsteine angefertigt. 2016 entstand oberhalb von Tschengls Südtirols erstes Wohnhaus aus Hanf. Schönthaler selbst erfüllte sich hier einen Traum. Dafür kaufte er den Castelatsch-Hof, sanierte das rund 500 Jahre alte Haus, und erbaute sich sein „Hanf-Haus“. Man müsse sich auch Träume erfüllen und dennoch einfach und bewusst leben, erklärt er im Gespräch mit dem der Vinschger. Der 42-Jährige weiß wovon er spricht: 2002 hatte er sich bei einem

Ein Bienenstock aus Hanf.

Passt in jeden Garten: Ein eckiges Bienenhaus.

Skiunfall lebensgefährlich verletzt, blieb anfangs querschnittsgelähmt. Monate danach konnte er wieder gehen. Die Wahrscheinlichkeit dafür ist äußerst gering. Der Unfall und die Zeit danach haben ihn verändert. Langsam fand er zurück ins Leben. Heute ist er ein Mensch voller Tatendrang, setzt auf neue Denkweisen und ein nachhaltiges Leben. An der Hofstelle, nahe dem idylli-

schen Wald, hält er nicht nur Workshops zum Thema Hanf, sondern dort wurde auch an den ersten Bienenhäusern gewerkelt. Die speziellen Häuser aus Hanf dürften dabei bisher einzigartig sein.

Die Bienen fühlen sich wohl im Hanf.

Werner Schönthaler beim „Hanfbrechen“.

DER VINSCHGER 04/20

Bienensterben als weltweites Problem „Das Bienensterben stellt auf der ganzen Welt ein Problem dar. Seit rund 200 Jahren gibt es die Massentierhaltung von Bienen. In den vergangenen Jahren gab es diesbezüglich aber immer mehr Probleme“, weiß Daniel Boschung von der ETH. Früher habe die Biene eigentlich in ausgehöhlten Baumstämmen gelebt. Heutige Honigimkerkästen haben laut ETH Zürich oft ein Volumen von bis zu 140 Liter. „Der Imker bricht die Weiselzellen mit den jungen nachwachsenden Königinnen raus, damit das Volk nicht schwärmen kann, dadurch größer wird und mehr Honig eintragen kann“, erklären die Forscher der Universität. Daher arbeiten in solchen, meist zu geräumigen Kästen (auch


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