VINSCHGER THEMA
Von Goldrain bis in den Iran Acht Monate, 25 Länder, über 30.000 Kilometer mit dem Motorrad GOLDRAIN - Spricht man mit dem 35-jährigen Goldrainer Manuel Gluderer, dann merkt man schnell: Er hat die Abenteuerlust im Blut. Das Reisen ist für ihn eine Leidenschaft. Seit jeher. Vor rund zehn Jahren unternahm er seine erste große Reise. Gluderer, der beim heimischen Betrieb im Goldrainer Kräuterschlössl arbeitet, machte sich 2009 für sechs Monate auf den Weg nach Australien – mit Rucksack ohne Ziel und ohne Plan. Es war der Start einer langen Reise und zeitgleich die Geburt einer Idee. Der Idee eines ganz besonderen Abenteuers. Aber der Reihe nach: Aus einer zufälligen Begegnung in Australien wurde eine Freundschaft. „In den Weiten des Landes sah ich einen Mann mit einem leeren Benzinkanister an der Straße stehen. Ich nahm ihn mit bis zur nächsten Tanke“, erinnert sich der Landwirt. Nach einem kurzen Smalltalk betonte jener Mann, ein Australier namens Eugene, Gluderer in seinem Kräuterschlössl besuchen zu wollen. Und er machte seine Ankündigung wahr.
mitzuarbeiten, um später in Australien selbst ein solches Projekt auf die Beine zu stellen. In diesem Zeitraum hätte Gluderer die Welt erkundet. Doch daraus wurde nichts. Im Dezember 2016 erreichte den Goldrainer die schreckliche Nachricht. „Eugene wurde tot in seiner Wohnung in New York aufgefunden. Er war nicht einmal 40 Jahre alt“, erzählt er. Eines stand zu diesem Zeitpunkt jedoch sofort fest: „Meine Reise sollte dennoch stattfinden. Eine Reise für uns zwei“. So machte er sich im Jänner 2017 auf den Weg. „Und aus einem Traum wurden acht Monate, 30.000 Kilometer und 25 Länder mit den schönsten Erlebnissen und Geschichten, die man nicht besser hätte schreiben können“, betont der Abenteurer.
Zu Gast bei Nomaden in den Bergen von Armenien. „Desto weniger sie selbst hatten, desto mehr gaben sie“, erzählt Gluderer.
Der mittlerweile verstorbene Eugene und seine Schwester auf Besuch in Goldrain.
der 35-Jährige. Die richtige Reise sollte nun beginnen. Durch Österreich ging es den Balkan entlang. Vor allem an der Küste war er dabei unterwegs, aber auch Fahrten durchs Landesinnere durften nicht fehlen. So blieben freilich kuriose Erlebnisse nicht aus. „Ich habe viel auf der Reise selbst gelernt. Vorbereitet habe ich mich eigentlich gar nicht“, erzählt Gluderer. So wurde ihm erst bei der Einreise in den Kosovo bewusst, dass er diesen nur über die serbische Grenze problemlos passieren könne. „Ein Geschichtsignorant wie ich bin, wusste ich zu dem Zeitpunkt noch nicht mal, dass der Kosovo ein eigener Staat ist“, lacht Gluderer. Durch Krisengebiete in den Iran
Ohne Vorbereitung
Weiter ging es bergauf und bergab bis nach Griechenland. Dann nach Bulgarien und Mit seiner Maschine, einer rund 30-jäh- Rumänien und anschließend die Küste des rigen Honda Africa Twin, machte sich Glu- Schwarzen Meeres entlang durch die Türkei derer erst auf den Weg von Goldrain über bis nach Georgien, hinauf bis zur russischen Genua, die französische Cote d’Azur, über Grenze, in den Kaukasus. „Mitten in der Andorra, weiter die spanische Küste entlang, georgischen Einöde ging die Kupplung des quer durch Portugal und Frankreich und Motorrads kaputt“, schildert Gluderer. Ein Wiedersehen in Goldrain schließlich über die Schweiz wieder zurück Mechaniker? Weit und breit nicht in Sicht. Aus einem ersten Wiedersehen in Goldrain nach Goldrain. Rechtzeitig zu Großvaters Ein Einheimischer verstaute das Motorrad wurden regelmäßige, fast alljährliche Besu- 90. Geburtstag am 14. Februar war er wieder schließlich in seinem Pkw und machte sich che. Eine Idee nahm immer und immer mehr daheim – vorerst. Denn, es sollte nur ein mit Gluderer auf den Weg in die Hauptstadt Form an. „Er wollte die Arbeit mit Kräutern Zwischenstopp werden. „Es ging darum zu Tiflis. Für die Strecke von rund 1.000 Kiloam Hof erlernen, ich wollte mir die Welt an- sehen, ob die Maschine hält und Umbauten meter habe der Einheimische gerade mal sehen“, erklärt Gluderer. Der Plan von Eugene gemacht werden müssen. Ich habe einige 100 Euro verlangt und sich über den „Geldsei es gewesen, ein Jahr am Hof in Goldrain Teile gewechselt und weiter ging es“, erzählt segen“ gefreut. Von Tiflis ging es weiter nach
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DER VINSCHGER 38/19
Die Iranerin und der Goldrainer beim Marmorund Marillenfest in Laas.