Hilfe zum Leben

Page 7

VINSCHGER GESELLSCHAFT ICH SETZTE DEN FUSS IN DIE LUFT UND SIE TRUG. (HILDE DOMIN)

Zum Tod von Benny von Spinn Benny ist tot. Der dumpfe Schlag nimmt den Atem. Die Farbe weicht aus den Dingen. Stillstand. Erschöpfung. Leere. Benny war ein Träumer, in einer Gesellschaft, in der dies als Schimpfwort gilt: „Du Träumer! - Du träumst doch! - Träum weiter!“ In harter und ausdauernder Arbeit verwandelte er seinen Bunker, der einst zu Mussolinis kriegerischer „Linea non mi fido“ gehörte, in einen Ort der Gastfreundschaft, der Kreativität, des poetischen Spiels. Den betonblanken Schädel dieses vormals düsteren Zerrbilds militärischer Männer-Phantasien umfasste er mit einer hölzernen Zaun-Krone und verlieh ihm so tänzerische Leichtigkeit: Ihre Form folgt der Soundwave von John Lennons musikalischer Liebeserklärung an das Leben: „Give Peace a Chance“. Überhaupt die Musik. Vielleicht war sie seine wirkliche Heimat. Ich

besuchte Benny immer wieder gern mit meinen Matura-Klassen. Meine Schüler/innen sollten einen Eindruck davon gewinnen, welch unterschiedliche Lebensentwürfe es gibt, welche Freiheiten das Leben eröffnet, wenn man bereit ist, auch den Preis dafür zu bezahlen, den eigenen, vielleicht riskanteren Weg abseits ausgetretener Pfade gehen zu können. Benny war ein wunderbarer Gastgeber. Die Schüler/innen spürten seine Liebe für die Menschen und die reichte bis ins

kleinste mit unerschöpflicher Gestaltungsfreude konzipierte Detail seines Bunkers Susa 23. Ein zufriedenes Lächeln blitzte in seinem Gesicht auf, wenn er, der DJ aus unseren Jugendjahren sah, wie die Schüler/innen es genossen, dass die wummernden Bässe den Bunker zu einer großen Sound-Machine machten. Bennys Bunker war eine Plattform für alles Denkbare, eine Startrampe für Außer-Ordentliches, seine schiere Existenz wirkte heilsam und bestärkend in einer Landschaft ringsum, der - Betonsäule nach Betonsäule - alle guten Geister ausgetrieben werden. Jetzt … lastet bleierne Traurigkeit auf dem verwaist zurückgelassenen Gemäuer. „Wer ein Leben rettet, rettet eine ganze Welt“, weiß ein jüdisches Sprichwort. Gleichwohl gilt, das müssen wir jetzt erneut erfahren: Geht ein Leben verloren, geht eine ganze Welt

verloren. Klanglos verhallen unsere Fragen: Wie konnte das passieren? Warum ist es passiert? Was hätten wir tun können, um es zu verhindern? (…) Was können wir jetzt tun, künftig tun, um „es“ zu verhindern? Wir müssen wieder in Bewegung kommen. Einen Fuß vor den andern setzen. Schritt für Schritt, aufeinander zu. Wir müssen lernen, unverstellt miteinander zu reden. Wahrhaftig sein, versuchen, in jedem Augenblick ganz da zu sein. Uns in unserer Gesamtheit mitteilen. Uns ohne Furcht auch unseren Schmerz zeigen. Keine Angst haben, um Hilfe zu bitten, wenn wir Hilfe brauchen. Keine Scheu haben, Hilfe anzubieten. Uns aneinander wärmen. Weiter träumen. Träum weiter, Benny! THOMAS STROBL

Nationalpark Stilfserjoch wird ausgezeichnet VINSCHGAU - Die Dachorgani-

sation der europäischen Großschutzgebiete Europarc verleiht dem Nationalpark Stilfserjoch die „Europäische Charta für nachhaltigen Tourismus in Schutz-

gebieten“. Die Preisverleihung erfolgt am 2. Dezember in Brüssel zusammen der Auszeichnung einiger anderer italienischer und europäischer Schutzgebiete. Es handelt sich um eine besondere

Auszeichnung von europäischer Tragweite. Die Dachorganisation Europarc vernetzt über 600 geschützte Gebiete in 28 europäischen Ländern. „Diese Auszeichnung bestätigt den von

uns eingeschlagenen Kurs, den Nationalpark Stilfserjoch zu einer ‚Modellregion für nachhaltiges Leben in den Alpen’ zu machen“, freut sich Landesrätin Maria Hochgruber Kuenzer. LPA

LESERBRIEFE

Sehr geehrter Landesrat Schuler Wir waren erfreut zu hören, dass Sie sich für eine Bioregion Obervinschgau aussprechen. Sehr gerne unterstützen wir dieses Projekt. Wir hoffen, dass es diesmal konkret wird und die notwendigen Schritte dazu gesetzt werden, wie dies auch der Vinschger Bauernbundobmann Prugger in den Medien verlauten ließ. Dafür haben Sie unsere volle Unterstützung. Damit solch ein Vorhaben Realität werden kann, erachten wir es als sinnvoll, den oberen Vinschgau zur Pilotregion

für dieses Vorhaben zu deklarieren, ein 10-jähriges begleitetes Pilotprojekt durchzuführen und in dieser Zeit jeglichen Ausbau konventioneller (nicht biologischer) Bewirtschaftungsformen zu unterbinden und den Umstieg zur biologischen Landwirtschaft zu fördern und ein Miteinander verschiedener Kulturen zu ermöglichen. Ohne diese Maßnahme ist ein Pilotprojekt unseres Erachtens nicht ernsthaft und auch nicht machbar, da es unweigerlich zu einem Verdrängungskampf führt, bei dem die biologische Landwirtschaft das Nachsehen hat und aufgeben

müsste. Eine Bioregion Obervinschgau ist für uns eine vielfältige Region, welche für die Landwirtschaft im ländlichen Raum eine wichtige Alternative darstellt und den Einheimischen und Gästen Lebensqualität bietet. Auch das Thema der Landschaft, der Veränderung derselben und der (Über)Nutzung spielt dabei eine wichtige Rolle. Nicht nachvollziehbar ist für uns, wieso Sie die Idee Bioregion an einen Rekursverzicht der Gemeinde Mals koppeln. Haben doch beide dasselbe Ziel, die biologische Bewirtschaftung und das Nebeneinander unterschiedlicher Kul-

turen zu fördern. Der Einsatz der Gemeinde Mals im Auftrag ihrer Bürger für die Gesundheit ist eine Unterstützung für eine Bioregion. Wir hoffen, dass Sie Ihre Ankündigung in den Medien demnächst in Angriff nehmen und sind jederzeit zu einem Treffen bereit. ADAM UND EPFL - BÜRGERINITIATIE; GRUPPE „MALSER WEG“ (PROMOTORENKOMITEE FÜR EIN PESTIZIDFREIES MALS); HOLLAWINT - BÜRGERINNENINITIATIVE; UMWELTSCHUTZGRUPPE VINSCHGAU, MALS, 21.10.2019

DER VINSCHGER 37/19

7


Turn static files into dynamic content formats.

Create a flipbook
Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.