VINSCHGER GESELLSCHAFT
16. Oktober: Welternährungstag Für 832 Millionen Menschen war es vielmehr ein Welthungertag Quelle: www.ardmediathek.de/ard/player
LATSCH - An die 450 Schüler haben
ihn gesehen und am Abend saßen gut 100 Interessierte, Landwirte, Mitarbeiter der VI.P, Vertreter von Genossenschaften und Gemeindeverwalter vor der Leinwand. Sie alle ließen sich auf Einladung der Sozialgenossenschaft Weltladen bewegen und aufrütteln. Genossenschaftsobmann Richard Theiner hatte zum Welternährungstag, der für Millionen Menschen ein Welthungertag war, die Filmreportage „Europas dreckige Ernte“ von Vanessa Lünenschloß Lamin, 23, wurde aus Heidelberg nach Italien zurückgeschickt und meinte zu seinem Leben als Erntehelfer in Kalabrien: und Jan Zimmermann ins Tal ge- „Man lebt wie Tiere. Alle Europäer schauen zu. Niemand macht gar nichts.“ holt. Mit ihrer Reportage hatten sie unglaubliche Zustände in Spa- und den mafiösen Umtrieben in Sepp Wielander zeigte sich scho- de sich erst dann etwas ändern, nien und Italien aufgedeckt. Über Süditalien. Stefan Luther sah eine ckiert, aber man solle nicht von wenn es akzeptiert werde. Wenn Sklavenhalter-Methoden, durch komplexe Problematik. Er fragte Italien und Spanien, sondern von jemand kaum über die Runden Ausbeutung und Erpressung von sich, wer ist denn eigentlich der Almería, Kalabrien und Sizilien komme, könne man niemandem Migranten und Flüchtlingen als Schuldige und wo entsteht das reden. Mit einem gewissen Stolz vorschreiben, anders einzukauErntearbeiter werden Tiefstpreise ganze Problem, gab aber zu, keine möchte er behaupten, dass es so fen. Zum Thema Zertifizierungen bei landwirtschaftlichen Produk- Antwort zu haben. Susanne Elsen etwas bei uns nicht gegeben habe und Qualitätssiegel konnte Sepp ten erzielt. Mit dem Lohn- und war nicht nur betroffen, sondern und nicht geben werde. Wielander auf einen reichen ErPreisdumping gelingt es Dis- auch wütend, weil der Weltmarkt fahrungsschatz zurückgreifen. Er zeigte sich überzeugt, dass in countern und Supermärkten, den die Landwirtschaft immer mehr Kulturwandel statt Kontrollen Südtirol alle geforderten PunkMarkt in Europa nach Gutdünken erpresst. Da werde bewusst wegGefordert sei der Staat und te eingehalten würden. Dass die zu beherrschen und kleinere Be- geschaut, von Seiten der EU. Das triebe oder selbstständige Bauern bedeute aus ihrer Sicht Miss- nicht der Konsument, der weiß Ketten immer mächtiger werbrauch öffentlicher Gelder. Der ja nicht, wie die Ware produziert den, liege an den unterschiedin den Ruin zu treiben. Hebel sei auf höchster Ebene der worden ist. Das Problem sei, dass lichen Lohnniveaus in der EU. Politik und bei der Kontrolle an- es heute noch Menschen gäbe, Dies wüssten die Ketten schamlos Betroffen und wütend zusetzen. Maria Hochgruber Ku- die einfach ausbeuten. Aus dem auszunützen. Susanne Elsen beIm Anschluss bat Theiner die enzer hat der Satz eines Arbeiters Publikum kam eine Erklärung, richtete von organisierten KonsuLandesrätin Maria Kuenzer, die „Niemand macht nichts“ betroffen dass der Bürger wegen über- menten, die wüssten, was läuft. Professorin für soziale Land- gemacht. Das heiße, jeder einzel- teuerter Lebenshaltungskosten Dörfer, ja ganze Städte hätten sich wirtschaft Susanne Elsen, den ne trage Verantwortung und sei zum Billigeinkaufen gezwungen schon zusammengeschlossen, um Direktor der Abteilung Arbeit aufgerufen, etwas zu tun. Richard werde. Der Ausdruck „Teufels- den einzelnen Bauern zu schüStefan Luther und den ehemali- Theiner mache „etwas“ mit dieser kreis“ wurde immer wieder ge- tzen. Solche „Selbsthilfegruppen“ gen Direktor des Verbandes der Veranstaltung. Sie kam auf die nannt. Es müsse Geld in die Hände würden sich inzwischen auch in Obst- und Gemüseproduzenten Lebensmittelverschwendung zu der Menschen kommen. Stefan Italien organisieren. SensibiliVI.P Sepp Wielander um eine Stel- sprechen, die direkt mit indust- Luther sieht Lösungen nicht in der sierungskampagnen für Schüler lungnahme zu den katastrophalen rieller Produktion, also mit billig Menge der Kontrollen, sondern seien wichtig und würden nicht Zuständen im spanischen Almerìa und Masse zu tun habe. Auch in einem Kulturwandel. Es wer- wirkungslos bleiben. Wir können nicht achselzuckend weitermachen, weil alles so weit weg sei, warnte Maria Kuenzer. Auch sie leitete in ihr Spezialgebiet über, den Landschaftsschutz: „Nur wenn wir Landschaft und Freiflächen bewahren, bewahren wir uns Unabhängigkeit und Möglichkeiten, Lebensmittel zu produzieren und in unseren Dorfläden Zum Welternährungstag geladen Mit regionalen Produkten verabschiedet wurden anzubieten.“ hatte der Obmann des Weltladens Latsch, Richard Theiner.
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DER VINSCHGER 36/19
Sepp Wielander, Maria Hochgruber Kuenzer, Susanne Elsen und Stefan Luther (v.l.).
GÜNTHER SCHÖPF