VINSCHGER GESELLSCHAFT
Bedarf oder Spekulation? Diskussion im Latscher Gemeinderat: Wiese wird zu Gewerbegebiet. LATSCH - Ein weiteres Landwirtschaftsgebiet wird in Latsch zu einem Gewerbegebiet: Diskutiert wurde bei der Gemeinderatssitzung am 29. Jänner aber nicht aufgrund dieses Umstandes an sich, sondern bezüglich des Bedarfs seitens eines Unternehmens. So will die Karl Pedross AG, einer der internationalen Marktführer in Sachen Sockelleisten und zweifelsohne ein Vorzeigebetrieb, wie sich der Gemeinderat einig war, eine anliegende Wiese erwerben. Dies machte die „Änderungen des Bauleitplans und Landschaftsplans der Gemeinde Latsch“ mitsamt „Erweiterung Hier entsteht das neue Gewerbegebiet. des Gewerbegebietes“ nötig, wie es im Punkt 3 der Tagesordnung flächen sind notwendig, um diesen hieß. 6.820 Quadratmeter sind Herausforderungen gerecht zu betroffen, wobei die Wiese eine werden“, heißt es vonseiten der Lücke zwischen Produktionshal- Pedross AG. len der Firma Pedross sowie dem weiteren Industriegebiet schließt. Kein Bedarf? Die Firma suche bereits seit längerer Zeit nach einem geeigneten Unter anderem SVP-GemeinGrundstück für die Erweiterung derat Joachim Weiss warf in den des bestehenden Betriebes. „Die Raum, keinen Bedarf dafür zu Pedross AG leidet unter den in sehen. Bürgermeister Mauro den letzten beiden Jahren aufge- Dalla Barba stellte jedoch klar: tretenen Lieferkettenproblemen. „Das Prozedere und die GesetzEin logistisches Umdenken ist gebung sehen nicht vor, dass wir erforderlich, zusätzliche Lager- entscheiden, ob es einen Bedarf
Bis 2028 muss Projekt stehen
braucht oder nicht. Es gibt einen Verkäufer und einen Käufer. Und die sind sich einig, der eine möchte verkaufen, der andere die Fläche nutzen“. Die Gemeinde könne sich ausschließlich auf andere Kriterien für eine Bewertung beziehen. „Ob es raumplanerisch ins Konzept passt, ob eine Erweiterung der Zone sinnvoll, die Erreichbarkeit gegeben und eine gute Anbindung vorhanden ist“, so Dalla Barba. Der Bedarf sei jedenfalls „nicht Bestandteil dieser Kriterien und nicht unsere Aufgabe“.
Weiss betonte zwar, das Unternehmen zu verstehen, jedoch besitze dieses derzeit Hallen „die nicht genutzt, sondern vermietet werden“. Gleichzeitig gebe es andere Betriebe, die auf der Suche nach Baugrund seien. Die Gemeinde könne sich hierbei aber nicht einmischen, entgegnete Dalla Barba: „Das lassen die Spielregeln nicht zu. Es ist ein privatwirtschaftliches Geschäft, da tun wir uns schwer“, erklärte Dalla Barba. Auch SVPGemeinderat Robert Zagler übte Kritik. Für ihn handle es sich in dieser Form um „Spekulation“. Er sehe es problematisch, „dass auf dem Grund 15 bis 20 Jahre nichts passieren könnte, während andere bauen möchten“. Hierbei warf Dalla Barba ein, dass laut Zeitplan bis 2028 ein Projekt stehen müsse. Der Bürgermeister betonte zudem: „Gott sei Dank haben wir gesunde Betriebe, die gut funktionieren. Da müssen wir als Gemeinde auch froh sein“. Schlussendlich wurde die Bauleitplanänderung und Umwidmung bei zwei Enthaltungen genehmigt. MICHAEL ANDRES
LATSCH - Einstimmig genehmigt wurde bei der Latscher Gemeinderatssitzung am 29. Jänner auch der Durchführungsplan für das Wohngebiet mit Mischnutzung „Mühlbach“ in den Latscher Auen. Zur Erinnerung: Weil es sich hier um eine Zone mit einer Gesamtfläche von über 5.000 Quadratmetern handelt, war ein Planungswettbewerb ausgeschrieben worden. Diesen hatte, wie berichtet, der Latscher Architekt Florian Holzknecht gewonnen. Neben Neubauten werde auch der Mühlbach revitalisiert. Auf einer Gesamtfläche von 5.300 Quadratmetern So soll die neue Zone aussehen.
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Rendering: HS Architects
Wohngebiet mit Mischnutzung genehmigt stehen 60 Prozent dem geförderten Wohnbau zur Verfügung: Acht geförderte Baulose mit je 319 Quadratmetern Fläche und 661 Kubikmetern Kubatur. Dabei entstehen vier Gebäude mit jeweils zwei Reihenhäusern. Weiters gibt es drei private, jedoch konventionierte, freie Bauten von der Fraktion. Diese errichtet zudem eine Hofstelle. Die Gemeinde habe bewusst auf ein gefördertes Baulos verzichtet, „um dem geförderten Wohnbau mehr Kubatur zu geben“, so Bürgermeister Dalla Barba. Dies, um ein Mehrgenerationenwohnen zu vereinfachen. AM