VINSCHGER GESELLSCHAFT
Schlanders nimmt Fahrt auf
Fotos: Archiv Uli Weger
Der Gemeinderat wurde über den Stand des Gemeindeentwicklungsprogramms informiert.
Mehr als 100 Jahre liegen zwischen den beiden Aufnahmen mit Blick vom Hauptplatz in Schlanders Richtung Schwarzer Adler. Ein klassisches Ensemble. SCHLANDERS - Es sollte eine Art Simulation der Bürgerversammlung am Mittwoch, 31. Jänner, werden. Den 12 Gerechten, die Bürgermeister Dieter Pinggera um sich geschart hatte, und den 2 Gemeindesekretären wurde eine Fülle von Erkenntnissen zugemutet. Als Koordinator des Gemeindeentwicklungsprogrammes stellte Bürgermeister Pinggera Architekt Ulrich Weger vor und versprach eine „spannende Analyse der Siedlungsentwicklung. Die Analyse sei zusammen mit dem „Kommunaldialog Niederösterreich“ und der Firma „rcm solutions“ (Marktforschung, Beratung, Umsetzung) entstanden, berichtete Weger. In seiner Übersicht startete Weger von der frühesten, systematischen Erhebung der Jahre 1858/1860. Er lokalisierte die Gemeinde Schlanders zwischen den Schuttkegeln Gadria und Fallerbach und berichtete von der übergemeindlichen Zusammenarbeit mit Latsch, Martell und Kastelbell in den drei Fachbereichen „Angebot an öffentlichen Diensten, Flächen, Nahversorgung und Arbeitsplätze, Verkehrsberuhigung und Förderung von Fuß- und Radmobilität“ und „Tourismusentwicklungskonzept“.
38 DER VINSCHGER 02/24
Geschlossene Dorfkerne als Chance
eingehalten worden war. Die Themenbereiche „Mobilität und Erreichbarkeit“ wurde von der In einem „Schwarzplan“ zeigte „Kommunaldialog Raumplanung“ Weger „die kompakte Siedlungsfi- in Niederösterreich bearbeitet gur“ und definierte dies als „Stär- und präsentiert. Sie trat im Geke und wichtiges Element des meinderat mit der Einblendung Gemeindeentwicklungsplanes auf „…die Raumordnung ist ein (GEP)“. Durch die Vergleiche Teil der Ortsentwicklung, die im von historischen mit aktuellen Wesentlichen im Kopf der BeAufnahmen des Schlanderser und völkerung stattfindet!“ Es wurde Kortscher Dorfkerns entfuhr dem festgestellt, dass 60% der SchlanArchitekten die Bemerkung: „Ich derser Bevölkerung den Bahnhof, verstehe nicht, dass man diese 80% eine Bus-Haltestelle zu Fuß Ansichten nicht im Ensemble- erreichen. Es wurden Stärken Schutz findet“. In seiner Analyse und Schwächen der Bereiche von „Stärken und Schwächen“ Landschaft, Grün- und Freiöffentlicher Plätze kam Archi- räume analysiert. Als wichtigste tekt Weger zum Kernpunkt des Stärke wurde das Freizeit-und GEP, nämlich die Abgrenzung Tourismusangebot ausgemacht; des Siedlungsgebietes als ständige die Schwächen fand man im InKontrolle des Bodenverbrauchs tensivobstbau mit Monokulturen und auf das Thema Erreichbar- und im Zustand der Lebensräume. keit. Erwähnt wurde auch der Eingehend befasste man sich u.a. Masterplan für Schlanders aus mit der „Siedlungsdurchgrünung“ dem Jahre 2003, der durchwegs und dem „Biodiversitätsverlust“.
Bürgermeister Dieter Pinggera und Architekt Ulrich Weger (rechts) erklärten den Stand der Vorarbeiten zum Gemeindeentwicklungsplan
Die Bürgermeisterfrage Hellhörig wurde die Zuhörerschaft im Ratssaal bei der Präsentation der Ergebnisse einer Bürger- und „Emotionsbefragung“ durch die „rcm solutions“. Während Christoph Koch auf die Bedeutung von positiven Emotionen wie Hoffnung, Freude, Mitgefühl, Stolz und negativen wie Angst, Leid, Schadenfreude und Scham auf den Ausgang einer Befragung einging, bezog sich sein Partner Mathias Brugger im Schnelldurchlauf auf 1.438 abgegebene Befragungsbögen von Bürgerinnen und Bürger der Fraktionen Schlanders, Kortsch, Göflan, Vetzan, Sonnen- und Nördersberg. Es kam zu Überraschungen und unerwarteten Ergebnissen. Spannungsfelder – im Klartext: strittige Punkte - tauchten auf, wo man sie nicht erwartet hätte - nicht nur zum Thema Kasernenareal. „Über 1.400 Stimmen muss man ernst nehmen“, stellte Bürgermeister Dieter Pinggera fest. Eine Frage von „rcm“ lautete: „Was würde ich mit Sicherheit ändern, wenn ich Bürgermeister von Schlanders wäre?“. Es kam zu 12 Vorschlägen von 533 Schlanderser Bürgermeisterinnen und Bürgermeistern. GÜNTHER SCHÖPF