VINSCHGER GESELLSCHAFT
Weidehaltung, Tierwohl und mehr Über Herausforderungen, Chancen und Risiken der Weide im Berggebiet wurde in der Fürstenburg diskutiert. BURGEIS - Auf die Landwirtschaft kommen einige Dinge zu, denen man sich aber nicht verschließen dürfe. Es seien Herausforderungen, die es zu meistern gelte – so seien in den vergangenen Jahren die Weidehaltung und das Tierwohl immer weiter in den Fokus gerückt, wie Christian Plitzner, Geschäftsführer des BRING (Beratungsringes Berglandwirtschaft Südtirol), einleitend zu den Vorträgen des Vinschger Berglandwirtschaftstags in der Fürstenburg in Burgeis am 10. November unterstrich. Auch deshalb stand die Tagung unter dem Motto „Weide im Berggebiet“.
Siegfried Steinberger von der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft referierte über die Grundlagen einer professionellen Weideführung. Eine solche werde in Zeiten steigender Produktionskosten, geringer Milchauszahlungspreise und erhöhten Umweltauflagen immer wichtiger. Die Weidehaltung könne große Vorteile bringen, wenn sie richtig betrieben wird, so Steinberger. Es gelte, das Fachwissen konkret umzusetzen. „Was Kälbchen nicht lernt, lernt Kuh nimmermehr“, betonte der Referent im Hinblick auf die Wichtigkeit, bereits das Jungvieh weiden zu lassen. Die Kuh sei ein Gewohnheitstier und „möchte immer das Gleiche“. Daher gelte es, die Tiere „zum Weiden zu
Herausforderung auf der Weide stelle allerdings die Fütterung dar. Prinzipiell beinhalte frisches Gras noch alle Inhaltsstoffe. Man müsse aber „die verschiedenen Aufwuchsphasen berücksichtigen und durch Raufutter, Kraftfutter sowie Mineralstoffe ausgleichen“. Dies stelle die Grundlage zur Vermeidung von fütterungsbedingten Zahlreiche Interessierte verfolgten die Tagung. Erkrankungen dar. Weitere Risiken der Weidehaltung seien bakterielle erziehen“. Steinberger erklärte Weide und Tiergesundheit Erreger und Parasiten sowie die dabei auch „das magische DreiGefahr von Verletzungen. Das eck der Almbewirtschaftung“: Tierärztin Melanie Reger sprach Risiko für die Klauenrehe sei etwa Rechtzeitiger Auftrieb, gelenkte über die Weide aus Sicht der Tier- höher, daher sei eine funktionelle Weideführung und die Anpas- gesundheit und analysierte dabei Klauenpflege etwa vier Wochen sung der Tierzahlen. Es gelte Chancen und Risiken. Die aus dem vor Weideaustrieb wichtig. Viele auch, die klimatischen Verände- Allgäu stammende Deutsche, die Risiken können durch ein gutes rungen zu beachten. Die Vege- seit rund zehn Jahren in Südtirol Weidemanagement minimiert tation starte vielerorts zwei bis lebt und mit ihrem Mann einen werden. drei Wochen früher. „Es ist ein Hof oberhalb von Brixen, am EinFehler, an fixen Auftriebstagen gang des Pustertals bewirtschaf- Innovation und Nachhaltigkeit festzuhalten“, so der Referent. tet, sagte: „Die Weide hat in der Wenn das magische Dreieck be- öffentlichen Wahrnehmung ein Der junge Marteller Julian Perkachtet werde, dann funktioniere gutes Bild, man verbindet sie mit mann referierte über seine Matuauch die Weidehaltung. Diese Tierwohl. Aber es gibt auch Risiken rarbeit zum Thema „World Wide bringe zahlreiche Vorteile, auch die es im Stall nicht gibt“. Rinder Sennalmen“. Dabei hatte er eine was Kosteneinsparungen betrifft. seien Weidetiere. Hier können Internetseite für die ArbeitsgeWährend der Vegetation können sie ihr arteigenes Verhalten aus- meinschaft der Vinschger Senndie Kosten beispielsweise über leben, eine stabile Herdenstruktur almen erstellt, auf der die Almen die Fütterung beeinflusst wer- aufbauen und sind mehr in Be- übersichtlich präsentiert werden. den. Können sich Rinder von wegung, womit die Weidehaltung Werner Alexander Pfeifer von der frischem Futter auf der Weide auch mehr Tiergesundheit biete. Raiffeisenkasse Obervinschgau ernähren, so entfallen freilich Im Stall hingegen, wo sich viele berichtete über Nachhaltigkeit Kosten für Futtereinlagerung Tiere auf engem Raum befinden, und Finanzierungen in der Landoder Kosten für besondere Ar- sei die Ansteckungsgefahr größer. wirtschaft und die Aufgabe der beitsschritte wie dem Mähen, Im Freien werde nicht zuletzt ein Banken diesbezüglich. So werden Schwaden etc. „Die Weide ist fas- gutes Immunsystem aufgebaut, die auch im Bankwesen zunehmend zinierend. Wenn man es richtig Tiere sind robuster und weniger die ökologischen Auswirkungen macht, ist es ein selbsterhalten- anfällig für Infektionskrankhei- auf die Umwelt berücksichtigt. des System“, erklärte Steinberger ten. Die Weide wirke sich positiv in seinem Fazit. auf die Produktqualität aus. Eine MICHAEL ANDRES
Julian Perkmann
Werner Alexander Pfeifer
Professionelle Weideführung
20 DER VINSCHGER 21/23
Melanie Reger
Siegfried Steinberger