VINSCHGER GESELLSCHAFT
Betreuer/innen gesucht SCHLANDERS - Nach dem Vorbild des Angebotes in Meran hat nun auch in Schlanders der Sonntagsdienst für Menschen mit Beeinträchtigung begonnen. Der Dienst wird vom landesweit tätigen Verein adlatus EO BezirkPro Juventute organsiert und wird in den Räumen der Lebenshilfe in Schlanders angeboten. Das Angebot richtet sich in erster Linie an Menschen mit kognitiver Beeinträchtigung und bietet den Angehörigen einige Stunden Entlastung bei der Betreuung und Pflege. Die Teilnehmer verbringen einen Tag in Gemeinschaft, spielen und kochen zusammen und machen Ausflüge. Es werden durchschnittlich 6 bis 7 Teilnehmer von 3 bis 4 Betreuern durch den Tag begleitet, der Betreuerspiegel wird dem Betreuungsbedürfnissen der Gruppe angepasst.
Die Angehörigen schätzen neben der fachgerechten Betreuung die familiäre und sozialkompetenzfördernde Atmosphäre. Als großen Vorteil empfinden viele auch, dass der Dienst jeweils nach Bedarf und telefonischer Anmeldung genutzt werden kann. Um auch weiterhin den wertvollen Dienst gewährleisten zu können und auf Grund der regen Nachfrage ist man auf der Suche nach Betreuern. Es handelt sich nicht um eine rein ehrenamtliche Tätigkeit, sondern der Dienst wird entsprechend vergütet. Gesucht werden Personen, die entweder eine entsprechende Ausbildung haben, eine bestimmte Erfahrung im Bereich Betreuung mitbringen oder sozial engagiert sind und bereit sind, sich auf etwas Neues einzulassen. Ob Studenten, Teilzeitangestellte oder Pensionisten, man freut sich über jede Bewerbung. Interessierte können sich unter Tel. 0473 211423 (Büro RED adlatus) melden.
12 DER VINSCHGER 07/23
Schatzkammer belichtet „Marienberg vor und hinter der Linse“
Einige der ausgestellten Fotos von Pater Josef Joos und Pater Augustin Gutweniger. SCHLINIG - Die am 31. März eröffnete Ausstellung „Marienberg vor und hinter der Linse“ zeigt die eingehende Beschäftigung der Abtei mit der Fotografie. Abt Markus erklärte in seinen Worten anlässlich der Eröffnung, dass das Stift Marienberg vieles bewahre: „Aus der umfangreichen Sammlung kann immer wieder geschöpft werden“. Die Schöpfkelle dieser Ausstellung bediente sich der Digitalisierung und des Druckens, auch etliche Tasten wurden gedrückt, während die Texte von David Fliri, Initiator und Co-Kurator der Ausstellung, Gestalt annahmen. Die Geschichte der Fotografie im Vinschgau ist eng mit dem Kloster verbunden. Dieses kaufte unter der Leitung von Abt Leo Maria Treuinfels 1896 und 1897 zwei Fotoapparate und fand von Anfang an in Pater Augustin Gutweniger, Lehrer für Sprachen und Mathematik, einen Fotografen, der die Landschaft von Reschen bis Meran in eindrucksvollen Bildern einzufangen wusste. Später wurde auch der Archivar des Klosters, Pater Josef Joos (1913-2006), ein begeisterter Benutzer der neuen Technik, leidenschaftlicher Fotograf. Sein Nachlass umfasst Tausende von Dias und Fotografien, die, so David Fliri „eindrucksvolle Schlaglichter auf den Alltag und das Leben in und um Marienberg werfen“. Des Paters Neffe, Roman Wiesler, hat den Fotobegeisterten sogar mit
der Kamera um den Hals bei einer Bergwanderung in den 1990er Jahren auf Film festhalten können. Ein eigener Fotografenstand Frankreich hatte mit den ersten Fotografien in den 1820er Jahren begonnen, erste Fotos machte 1855 und 1860 der durch Tirol durchreisende Franzose Athanase Clouzard mit der Technik der Stereofotografie, er hinterließ einige der ältesten Fotodokumente der Region. Im Vinschgau etablierte sich in den folgenden Jahrzehnten ein eigener Fotografenstand. Unter den ersten Begeisterten wie Johann Kurz, Alois Müller, Ludwig Pöll, Ignaz Spielvogel oder Anton Zoderer befand sich eine Frau: Anna Nollet aus Schlanders, die 1882 nach dem Tod ihres Mannes das Geschäft weiterführte und sich vor allem der Landschaftsfotografie widmete. Von Heuarbeit bis Stelzenlaufen Die Fotografien von Pater Joos und Pater Gutweniger sprechen von Heuarbeit an steilen Berghängen, vom Schachspiel der Pater, von Stelzenläufen der Klosterschüler, zeigen Nahaufnahmen einer geschnitzten Jesus-Figur, Innenansichten heiliger Räume, wütende Wellen einer aufgewühlten Passer, gemeinsame Bergwanderungen. David Fliri, Archivar am
Staatsarchiv in Wien, kuratierte den inhaltlichen, Hannes Egger übernahm den gestalterischen Teil der Ausstellung. Die Schau ist in fotografische Inhalte und technische Aspekte aufgeteilt; etliche Kameras von ihren Marienberger Anfängen bis ins Heute sind dort ausgestellt; ein Portrait in Öl spannt den Bogen von den Vorläufern der Fotografie bis ins Heute, wo der Künstler Michael Fliri ein Selbstportrait schuf, das auf eigensinnige Weise zu einer Landschaftsdarstellung mutiert. Etliche der Fotografien sind digitalisiert worden. Sie entstammen den rund 1.000 Glasplatten, die, versteckt hinter einem Kamin, Jahrzehnte unentdeckt blieben. Die Ausstellung auf den Weg gebracht hat natürlich auch das Team des Museums, das von Sara Fliri geleitet wird. Zwei Fotobücher ermöglichen Eindrücke von den vielseitigen Fotografien von Pater Josef Joos und Pater Augustin Gutweniger. Wer die kleine Ausstellung verlässt, kann einen Blick auf eine großzügige Schenkung an das Kloster werfen. Acht großformatige Gemälde von Karl Plattner (1919-1986) überließ der Meraner Architekt Walter Gutweniger (1939-2022) der Abtei, die der Maler aus dem Oberen Vinschgau selbst mehrmals fotografierte. KATHARINA HOHENSTEIN