VINSCHGER GESELLSCHAFT
Ein Vollblutmaler in Kastelbell Die Herbstausstellung ist bis 30. Oktober eine Personale des Schweizer Künstlers Bruno Ritter.
Begrüßung und Eröffnung durch Gerold Tappeiner
Interaktionen zwischen Mensch und Tier
KASTELBELL - Er habe dem Kuratorium Schloss Kastelbell mit Obmann Gerold Tappeiner „einen „virtuosen Maler und Zeichner“ vorgeschlagen, erklärte der Kunstexperte Beat Stutzer. Gemeint war Bruno Ritter, der Wahlgraubündner aus dem Bergell, der über ein „vielschichtiges, faszinierendes und mittlerweile immenses Schaffen verfüge“ und zum ersten Mal in Südtirol mit einer „Personale“ ausstelle. Man könne „wahrlich von einem Vollblutmaler sprechen“, so Stutzer. Es fiel dem Fachmann nicht schwer,
vom „subtilen bis zupackendem, aggressiven Pinselduktus, von pulsierenden gestischen Pinselzügen und von vibrierender Bewegtheit“ zu sprechen. Die Besucher hatten schon im Eröffnungssaal zu feinen Klarinetten- und QuerflötenKlängen von Benjamin Blaas und Josef Kofler die Möglichkeit, Beat Stutzers Ausführungen zu folgen. Sie hatten Ritters zupackende Gestalten vor Augen und konnten sich vom souveränen Beherrschen der Farbe überzeugen. Mehrere Besucher waren der Meinung: „Als wären die Bilder für das Schloss
Bruno Ritter zwischen „Frau“ und „Gruppe B“, 2021, Öl auf Jute
gemalt….“. 46 aktuelle Werke waren für die Ausstellung ausgewählt worden, verteilt nach 4 Werkgruppen bei fließenden Übergängen in 5 Sälen. Den meisten Platz nahmen die Menschenpaare und –gruppen in ihren mannigfachen Beziehungen untereinander bis hin zum Grotesken ein. Den sich verrenkenden Körpern „auf der Suche nach Schlaf“ ging wohl auch ein Ringen des Künstlers um Perspektive und Verhältnis voraus. Stutzer nannte als Stilmittel Ritters die Groteske. Als würde der Maler – der üblichen Formen
überdrüssig - nach neuen Motiven suchen, entstanden wohl die „Schattenfiguren“. Aus der Begegnung mit Tieren entwickelten sich in „direkter Derbheit“ Formen der Interaktion. Erholsam wirken die Gartenbilder, die Ritter scherzhaft Dschungel-Bilder nennt, wo aber beruhigende, malerische Aspekte im Vordergrund stehen. Zugänglich ist die Ausstellung von 14-18 Uhr von Dienstag bis Samstag und von 11-18 Uhr an Sonn- und Feiertagen. GÜNTHER SCHÖPF
Depression - viel mehr als Traurigkeit VINSCHGAU/SÜDTIROL - Die Welt-
gesundheitsorganisation nimmt an, dass die Depression 2030 die weltweit bedeutendste aller körperlichen und seelischen Erkrankungen sein wird. Die Corona-Pandemie hat diese Tendenz eher beschleunigt. Keine andere Störung raubt der Menschheit derzeit so viele gesunde Lebensjahre. Schätzungen zufolge leiden weltweit etwa 350 Millionen Menschen unter einer Depression. Dabei sind Frauen doppelt so häufig betroffen wie Männer. Aus Schamgefühl, Verdrängung oder Unwissenheit suchen viele Betroffene keinen Arzt auf. Viele davon 24
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sind sich deshalb auch nicht sicher, ob sie unter der psychischen Erkrankung leiden. Generell ist Depression eher ein Tabuthema, weshalb die meisten Menschen sie nicht verstehen können. Sind Schlafstörungen schon Vorboten einer Depression? Ab wann ist Trauer pathologisch? Und können Störungen der Merkfähigkeit auch depressive Symptome sein? – „Depression - viel mehr als Traurigkeit - Depression erkennen, verstehen und die richtige Behandlung für mich finden“ heißt das Buch des Psychiaters Roger Pycha, das kürzlich im AthesiaTappeiner Verlag erschienen ist,
am 12. Oktober Trends der biologium 20 Uhr in der schen Psychiatrie, Landesbibliothek der sozialen Maß„Dr. Friedrich Teßnahmen und der mann“ in Bozen Psychotherapie. vorgestellt wird Am 1. Oktober und in der Folge wird der Euroim gesamten deutpäische Tag der schen Sprachraum Depression mit erhältlich sein wird. breit gestreuten Pycha klärt im Buch Aufklärungskamüber die Ursprünge pagnen auch in dieser Erkrankung Südtirol beganauf, über Kennzeigen. Am 10. Okchen und Symptotober ist Welttag me, über Vorsorge, Hilfen und der psychischen Gesundheit und Behandlungsmöglichkeiten. Da- am15. Oktober ist der Nationale bei behandelt er auch neueste Tag der Depression angesagt. RED