VINSCHGER GESELLSCHAFT Veranstaltung inmitten der Diskussionsrunde abgewürgt. Sehr spannend wären noch weitere Ausführungen der Forscherin Kathrin Plunger zu den Freilandlaboratorien im Obst- und Weinbau gewesen, welche nachhaltige und resiliente Anbausysteme als Forschungsgrundlage haben und in denen neue technologische Entwicklungen getestet werden. Auch ein Statement vom Landesrat für Landwirtschaft zur Digitalisierung und zu den smarten Technologien wäre wünschenswert gewesen. Denn dass die gro-
ße Hoffnung für die Zukunft der Landwirtschaft in der Forschung liegt, war von mehreren Seiten zu hören. Unbeantwortet blieb auch die Frage, welche konkreten Maßnahmen Europe Direct Südtirol für eine nachhaltige Landwirtschaft im ländlichen Raum setzt. Es wäre also noch vieles zu klären; vielleicht folgt irgendwann ein Teil II der Veranstaltung. Im Rahmen der Veranstaltung war es möglich, die neue, vom EFRE im Rahmen des Projektes VERDE finanzierte Versuchsküche in der BASIS zu besichtigen.
in der Veredlungsküche besondere Köstlichkeiten aus Produkten ihres Gemüsefeldes vorbereitet. Musikalisch umrahmt wurde der Abend von der Musikgruppe Kraut & Ruabm der Werkstatt der Bezirksgemeinschaft Vinschgau in Prad unter der Leitung von Maurizio Floridia und Franziska Lisi und Simon vom Greiterhaus Schuler. Das Publikum nutzte das sorgten für kulinarischen Hochgenuss „Get togheter“ für eine rege Disin der Versuchsküche der BASIS. kussion über die aufgeworfenen Themen und offen gebliebenen Elisabeth Prugger und Simon Fragen. Platter vom landwirtschaftlichen Betrieb Greiterhaus in Eyrs hatten INGEBORG RECHENMACHER
„Von diesem Bienenstandort rücke ich nicht ab“ TSCHENGLS - Seit 40 Jahren ist Max Pohl aus Tschengls leidenschaftlicher Imker und seit 30 Jahren steht ein Großteil seiner Bienenstöcke in den Schgumser Mösern. Das Biotop und die unmittelbare Umgebung bieten den Bienen reichlich Nahrung, „auch noch derzeit, kurz nach dem Schleudern“, bestätigte Max Pohl am 6. September dem der Vinschger. In Sorge und verärgert ist er darüber, dass es angeblich Bestrebungen gibt, wonach er seine Bienenstöcke aus dem Naturschutzgebiet entfernen soll. Als Grund dafür sei ihm das Vorkommen von Wildbienen in den Schgumser Mösern zugetragen worden. Als langjähriger Imker und Beobachter könne er behaupten, „dass hier in den Mösern alle leicht Platz haben, Honigbienen ebenso wie Wildbienen.“ Eine offizielle Aufforderung, den Bienenstandort im Biotop zu räumen, habe er zwar noch nicht erhalten, „aber hinten herum bekam ich schon mehrfach zu hören, dass die Honigbienen wegen der Wildbienen entfernt werden sollen.“ Sollte es tatsächlich zu einer Aufforderung kommen, „werde ich mich dagegen wehren.“ Er sei keinesfalls bereit, seinen langjährigen, sehr günstig gelegenen Bienenstandort aufzugeben. Den Rücken stärkt ihm auch der Imkerverein Tschengls mit seinen 27 Mitgliedern. Auch Johann Riedl, Mitglied des Vereinsausschusses, bestätigt, dass es aufgrund des gleichzeitigen Vorkommens von Honig- und Wildbienen keine Probleme gebe. Wie Konrad Tscholl, der Obmann
Max Pohl (rechts im Bild links) und Johann Riedl (Ausschussmitglied des Imkervereins Tschengls) bei den Bienenstöcken von Max in den Schgumser Mösern.
des Imkerbezirks Untervinschgau, auf Anfrage bestätigte, habe es zwar in Deutschland vor einiger Zeit Diskussionen über eine Nahrungskonkurrenz zwischen Honigbienen und Wildbienen gegeben, doch diese Debatte sei abgeflaut, weil offenbar nichts Ernsthaftes dahinterstecke. Auch Konrad Tscholl stellt sich voll hinter die Ansichten von Max Pohl und des Imkervereins Tschengls.
Natur bestätigte hingegen dem der Vinschger, dass es einige Studien gibt, „die darauf hinweisen, dass Honigbienen eine sehr starke Konkurrenz zu anderen nektarsuchenden Insektenarten darstellen.“ Dies gelte besonders für Zeiten mit geringem Blütenangebot. „Die Anzahl an Imkern und die Anzahl an Bienenvölkern steigen in vielen europäischen Ländern und so auch in Südtirol.“ Schutzgebiete sollen dazu beitragen, seltene oder gefährdete Amt für Natur vertieft Thema Lebensgemeinschaften sowie die Giulia Ligazzolo vom Be- heimische Flora und Fauna zu erreich Erhebung, Planung und halten. „Aus diesem Grund kann Monitoring im Landesamt für diese Problematik nicht ignoriert
Auch nach dem Schleudern finden die Bienen in den Schgumser Mösern noch Nahrung.
In der Bildmitte ist die Königin (gelb markiert) eines Bienenjungvolkes von Max Pohl zu sehen.
werden“, unterstreicht Ligazzolo. Das Amt für Natur werde demnächst das Thema vertiefen und die Situation in Südtirol besser unter die Lupe nehmen. Dabei könne nicht ganz ausgeschlossen werden, „dass - falls erforderlich - auch entsprechende Maßnahmen vorgeschlagen und umgesetzt werden.“ Dreister Diebstahl von Waben Auf Empörung in Imkerkreisen in Tschengls und Umgebung stieß unlängst ein dreister Diebstahl. Ein Unbekannter hatte sich kurz vor der Honigernte in den Schgumser Mösern über 6 Bienenstöcke eines jungen Imkers aus Tschengls hergemacht. Er entwendete die vollen Waben und ersetzte sie durch leere. Insgesamt belief sich die Beute auf ca. 90 Kilogramm hochwertigen Honigs. „Diebstähle sind leider keine Seltenheit“, bedauern Max Pohl und Johann Riedl. Auch Königinnen würden immer wieder aus Bienenstöcken gestohlen, „um sie dann für 40, 50 oder mehr Euro zu verkaufen.“ SEPP DER VINSCHGER 16/22
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