VINSCHGER THEMA
Badhaus mit neuer Funktion Wo einst Soldaten entlaust wurden, wird jetzt gezeigt, unter welchen Bedingungen die Standschützen an der Cevedale-Front ausharren mussten. MARTELL - Alle vier Wochen mussten sich die Soldaten, die während des Ersten Weltkrieges an der Cevedale-Front im Einsatz standen, zur Entlausung melden. „Gereinigt“ wurde sie im Badhaus auf Zufall. Vom „Lausoleum“, wie die „k. u. k. Soldaten Reinigungsstation“ im Militärjargon hieß, waren über Jahrzehnte hinweg nur mehr Reste der Grundmauern übriggeblieben. In den vergangenen Jahren ist es gelungen, das Badhaus im Rahmen eines Leader-Projektes, eingereicht von der Gemeinde Martell, möglichst originalgetreu wiederherzustellen und in ein einzigartiges Museum zu verwandeln. Das Projekt „Badhaus Zufall“ ist nur eines von vielen Leader-Projekten, die im Vinschgau während der Leader-Periode 2014-2020, die um 2 Jahre verlängert wurde, zur Umsetzung kamen. Um auf die bereits durchgeführten Projekte zurückzublicken, auf noch geplante hinzuweisen und sich auf die neue Periode 2023-2027 vorzubereiten, hatten Dieter Pinggera, der Präsident der Bezirksgemeinschaft Vinschgau, und der Marteller Bürgermeister Georg Altstätter am 25. August nicht von ungefähr zu
der Geschäftsführer der GWR (Genossenschaft für Weiterbildung und Regionalentwicklung), Friedl Sapelza, Forstinspektor Georg Pircher und weitere Ehrengäste bzw. Beteiligte. Mahnung für den Frieden
Entlausungsschein
einer Wanderung zum wiederhergestellten Badhaus und zu einem anschließenden Austausch in der Zufallhütte eingeladen. Neben den Mitgliedern der Lokalen Aktionsgruppe (LAG) Vinschgau, die 2015 auf Initiative der Bezirksgemeinschaft für das Management der Leader-Programme gegründet wurde, wanderten auch fast alle Vinschger Bürgermeister und Bürgermeisterinnen über den Plima-Schluchtenweg auf den Zufallboden, sowie auch Landesrat Arnold Schuler, der Abteilungsdirektor des Amtes für Landwirtschaft, Martin Pazeller,
Dies Skulpturen, geschaffen von Hermann Haringer, veranschaulichen, wie es in der „k. u. k. Soldaten Reinigungsstation“ (im Militärjargon „Lausoleum“) zuging.
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DER VINSCHGER 15/22
Zum Auftakt informierten Bürgermeister Georg Altstätter, der Sammler und ausgesprochene Kenner der Ortler-CevedaleFront, Manfred Haringer, der Kurator der Ausstellung, Sebastian Marseiler, sowie Laurin Kofler, der das Ausstellungskonzept erarbeitet hat, über die Entstehung und Umsetzung des Projektes sowie über die Ausstellungsinhalte. Dort, wo während der Kriegsjahre von 1915 bis 1918 Standschützen von Flöhen, Läusen, Wanzen und Krätze befreit wurden, gewähren jetzt historische Fotos, Dokumente, Kriegsrelikte, Modelle, Schautafeln und kurze Lebensgeschichten ausgewählter Kriegs-Persönlichkeiten einen Einblick in zutiefst unmenschlichen Umstände und Bedingungen, unter denen die Soldaten jahrelang ausharren
Im Obergeschoss kommen Kriegs-Persönlichkeiten zu Wort.