VINSCHGER THEMA
Waldeigentümer sind gefordert Georg Pircher: „Hitze und Trockenheit schwächen die Bestände zusätzlich.“ VINSCHGAU - Nicht nur am Sonnenberg
sind schon seit einiger Zeit abgestorbene Baumgruppen und „braune“ Waldflächen zu beobachten, sondern auch auf der Nörderseite des Vinschgaus, wo vor allem Fichten wachsen. Der größte „Feind“ der Fichten, der sich in vielen Waldgebieten des Tals rasant ausbreitet, ist der Buchdrucker, der „Große Achtzähnige Fichtenborkenkäfer“. Aber nicht nur dieser Forstschädling setzt den Baumbeständen in besorgniserregendem Ausmaß zu, sondern auch der Lärchenborkenkäfer, der sich in einigen Lärchenwäldern im Vinschgau erstmals großflächig ausbreitet und ganze Bestände befällt. Worunter der „Patient Wald“ neben der außergewöhnlich starken Vermehrung von Forstschädlingen zusätzlich leidet, sind die extremen Hitze- und Trockenperioden, die heuer besonders stark ausgeprägt sind. Buchdrucker ist das größte Sorgenkind In der rasanten Ausbreitung des Fichtenborkenkäfers sieht Georg Pircher, der Amtsdirektor des Forstinspektorates Schlanders, das derzeit größte Problem für die Waldbestände im Vinschgau. Mit 44 Prozent ist die Fichte die am weitesten verbreitete Baumart im Einzugsgebiet des Forstinspektorates, das mit Ausnahme von Schnals und Naturns das ganz Tal umfasst. Die Lärche folgt mit 39 Prozent. Die Hauptursachen für die Massen-
Grüne Nadeln am Boden sind ein Zeichen dafür, das der Buchdrucker „zu Gast“ ist.
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DER VINSCHGER 14/22
56.000 Festmeter Holz umgerissen.“ Auf rund 130.000 Festmeter wird die Schadholzmenge geschätzt, zu der es 2019 und 2020 infolge von Schneedruck gekommen ist. In den vergangenen Jahren war man auch im Vinschgau vornehmlich damit beschäftigt, Schad- und Fallholz aus den Wäldern zu bringen. „Im Vergleich zum normalen Jahreshiebsatz von ca. 50.000 Festmeter sind das gewaltige Mengen“, gibt der Forstinspektor zu bedenken. „Guter Nährboden“ für Schädlinge Gepaart mit Hitze- und Trockenperioden finden Schädlinge, allen voran der „Auch Fichten, die noch kerngesund wirken, Buchdrucker, beste Voraussetzungen können befallen sein“, sagt für Massenvermehrungen. Wie arg die Forstinspektor Georg Pircher Lage derzeit in vielen Waldgebieten im Vinschgau ist, zeigte Georg Pircher dem vermehrung des Fichtenborkenkäfers sind der Vinschger bei einer Begehung eines einerseits der Jahrhundertsturm „Vaia“ von Fichtenwaldes am Nördersberg in Schlanders, 2018 und die Schneedruckschäden der Jahre der der Fraktion Schlanders gehört und wo 2019 und 2020 und anderseits die zunehmen- derzeit befallene Fichten vorsorglich gefällt de Hitze und Trockenheit. Um die Mengen und aus dem Wald gebracht werden. des Schad- und Fallholzes im Vinschgau zu veranschaulichen, wartet Georg Pircher mit „Rechtzeitigt entfernen“ Zahlen auf: „In ‚normalen’ Zeiten werden im Einzugsgebiet unseres Inspektorates im Das Gebot der Stunde im Kampf gegen die Zuge der nachhaltigen Waldbewirtschaf- weitere Ausbreitung des Fichtenborkenkäfers tung rund 50.000 Festmeter Holz pro Jahr ist die rechtzeitige und möglichst rasche Entgeschlägert. Der Sturm ‚Vaia“ hat allein bei fernung befallener Bäume. Georg Pircher: uns im Vinschgau in jener famosen Nacht „Auch wenn sich die Fichten nach außen oft vom 29. auf den 30. Oktober 2018 geschätzte noch völlig gesund präsentieren, kommt es
Eine Lärche oberhalb von Göflan, die dem Lärchenborkenkäfer zum Opfer gefallen ist.
Die Waldarbeiter Thomas Heinisch aus Matsch (links) und Arnold Lechner aus Prad, die beim Forstbetrieb des Andreas Schöpf aus Stilfs arbeiten.