VINSCHGER GESELLSCHAFT „Eine schwierige Situation“
Vinschgau. „Wildes“ Camping sei grundsätzlich im ganzen Vinschgau verboten. Dass es in Sulden keine Kontrollen bezüg- Auch in der Gemeinde Stilfs gebe es eine lich des „wilden“ Campens gebe, stimmt entsprechende Verordnung. Schwierig gelaut Bürgermeister Franz Heinisch nicht: stalte sich die Sachlage deshalb, weil es laut „Es wird seitens der Ortspolizei Vinschgau der italienischen Straßenverkehrsordnung durchschnittlich einmal pro Woche kontrol- juridisch gesehen kein Unterschied zwiliert.“ Außerdem werde zusätzlich zu einem schen Autos und Wohnmobilen gebe: „Mit Verbotsschild an der Dorfeinfahrt dem- einem Camper darf ich ebenso irgendwo nächst ein weiteres Schild beim Parkplatz parken, wie mit einem Auto.“ Erst, wenn der Seilbahn angebracht. Dies bestätigte Wohnmobile am Boden „verankert“, Trepauch Klaus Obwegeser von der Ortspolizei pen ausgefahren oder Tische aufgestellt
werden, sei es erlaubt, Verwaltungsstrafen zu verhängen. Ist das nicht der Fall, „kann ein Camper genauso parken wie ein Auto.“ Die Situation in Sulden sei daher schwierig „und ich habe Verständnis für beide Seiten“, so Klaus Obwegeser. Ein ausschließliches Parkverbot für Camper sei nicht möglich. Das sei auch der Grund, „warum zum Beispiel beim Parkplatz Pitz an der Talstation der Seilbahn Schöneben in der Gemeinde Graun für alle Fahrzeuge ein kostenfreies SEPP Parken untersagt ist.“
„Mit 180 in den Verkehrsinfarkt“ PARTSCHINS - Der Obmann der Freiheitlichen, Andreas Leiter Reber, informierte sich mittels einer Anfrage bei der Landesregierung über eine nachhaltige Lösung der Verkehrsproblematik im Vinschgau. Insbesondere die Entschärfung des Nadelöhrs im Bereich Töll/Rabland könnte nicht nur die Verkehrssituation entlasten, sondern auch die Umwelt, so Leiter Rebenr. Dennoch schiebe die Landesregierung das Problem auf die lange Bank. „Keine Planungs- und Projektierungsaufträge“, „Ausschreibung ist noch nicht erfolgt“ und „keine Gelder“: So lässt sich laut der freiheitlichen Vizeparteiobfrau Sabine Zoderer die Auskunft der Landesregierung zu einem der größten verkehrstechnischen Probleme im Land zusammenfassen. „Nach wie vor ist das dringende Vorhaben einer Umfahrungsstraße für den Bereich Rabland-Töll-Forst nicht über eine Machbarkeitsstudie hinausgekom-
In Rabland sind die Verkehrsbelastungen besonders arg.
men. Dies bedeutet erneut viel verlorene Zeit auf Kosten der Verkehrsentlastung, der Lebensqualität und der Umwelt“, gibt Zoderer zu bedenken. „Noch im September 2019 verkündeten die ehemalige SVP-Landtagsabgeordnete Jasmin Ladurner und Mobilitätslandesrat Daniel Alfreider in einer gemeinsamen Pressemitteilung großspurig, dass der Bau einer Rablander Umfahrung ‚oberste Priorität‘ habe und man die bereits auf dem Tisch liegenden Vorschläge rasch be-
werten wolle, um ‚möglichst bald mit der Projektierung beginnen‘ zu können“, ruft Zoderer in Erinnerung. Stattdessen sehe die Situation heute so aus, „dass Staus die Regel und nicht die Ausnahme sind, dass die Bauarbeiten bei der Vinschger Bahn stillstehen, was zu noch mehr Verkehr führt, und dass keine Lösungen auf dem Tisch liegen.“ Besonders bemerkenswert seien die kürzlich getätigten Aussagen der Gemeindeverwaltung von Partschins, dass bereits ein
Ideenwettbewerb ausgeschrieben worden sei. Gemäß der Auskunft des zuständigen Landesrates sei die Durchführung eines Ideenwettbewerbes angedacht, aber die Ausschreibung sei noch nicht erfolgt. Zoderer: „Hier weiß anscheinend eine Körperschaft nicht, was die andere macht.“ Neue Ankündigungen im Wahljahr 2023 könne sich die SVP getrost sparen, „denn das Burggrafenamt und der Vinschgau haben wertvolle Jahre mit dieser Situation eingebüßt.“ Auch der angekündigte Kreisverkehr im Kreuzungsbereich bei Partschins/Töll sei keine langfristige Lösung. In der Beantwortung der Anfrage hatte Alfreider u.a. mitgeteilt, „dass im aktuellen Dreijahresprogramm der Abteilung Tiefbau derzeit keine Gelder für eine Umfahrungslösung ForstTöll-Rabland vorgesehen sind. Unabhängig davon können Studien und Analysen jederzeit in Auftrag SEPP gegeben werden.“
AUFGESPÜRT & AUSGEGRABEN (86)
Sprachspaghettata Ganz ehrlich. Wann haben Sie denn das letzte Mal ein Tschelatti gegessen? Oder vielleicht eine Kartabolatta unterschrieben? Die bis heute umstrittene Inschrift am Bozner Siegesdenkmal, nach der die Italiener die Südtiroler „lingua legibus artibus“, also in Sprache, Gesetzgebung und Künsten unterrichtet hätten, ist de facto gar nicht einmal so weit hergeholt. Die Kunst, sich schmackhaft-mediterranem Essen aktiv wie passiv hinzugeben, bei Geschwindigkeitsübertretungen auf der Vinschgerstraße nach italienischem Recht bestraft zu werden und die Möglichkeit, den eigenen Wortschatz mit italienischen Wörtern zu erweitern, verdanken wir tatsächlich den Italienern. Manche Begriffe sind so in Fleisch und Blut übergegangen, dass man sogar auffällt, wenn man Autokennzeichen statt Targa sagt oder mit dem Übungsführerschein statt dem Folliorosa fährt. Überhaupt ist der automobile Bereich sehr ergiebig. Da macht man schon einmal einen Giro mit dem Furgone, in der Hoffnung dass man keine Multa bekommt
oder der Wagen gar sequeschtriert wird. Andere Ausdrücke hingegen sind weitgehend verschwunden, weil der Hintergrund nicht mehr existiert. Der letzte eingewechselte Tschettone wird einige Jahre her sein, ebenso die mäßige Begeisterung junger Männer für die Naja oder die Freude bei überstandener ebensolcher über den Kontschedo. Auch das Zählen der Schgatti beim Telefonieren gehört dank weitverbreiteter Flatrate der Vergangenheit an. Dass der eine oder andere Brief rekommandiert, statt eingeschrieben ist (trotz PEC-Adressen), gehört hingegen immer noch zur Lebenswirklichkeit der Südtiroler. Genau wie die Hitze zu Ferragoschto, die Pelati beim Kochen und ein Grattaewintschi auf dem Weg aus dem Kondominium in die Villa – und sell in an Z attimo. Magari.
DER VINSCHGER 13/22
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