Schatzinsel Planeil

Page 22

VINSCHGER GESELLSCHAFT

Nur die Bahn kann es richten

VINSCHGAU - Der gemeinsame Wille von Südtirol, Nordtirol, der Schweiz und der Lombardei ist zwar da und es wird auch geplant und studiert, aber der Weg bis zur Schaffung eines Eisenbahnkreuzes im Dreiländereck, eingebettet in das europäische Schienennetz, ist noch lang und schwierig. Einmal mehr gezeigt hat sich das bei einer Videokonferenz, zu der Mobilitätslandesrat und Landeshauptmannstellvertreter Daniel Alfreider sowie der Präsident der Bezirksgemeinschaft Vinschgau, Dieter Pinggera, am 4. Juli eingeladen hatten. Neben fast allen Bürgermeistern und Bürgermeisterinnen des Vinschgaus sowie Vertretern der Initiativen „Pro Alpenbahnkreuz Terra Raetica“, „Reschenbahn 2.0“ und weiterer Interessensgruppen war auch Professor Konrad Bergmeister zugeschaltet. Bergmeister hatte im Auftrag des Landes bisherige Studien und Vorschläge bezüglich der Schaffung von Eisenbahnverbindungen im Dreiländereck zusammengetragen und ausgewertet.

Foto: LPA/Mobilitätsressort

Bis Ende 2023 sollen vertiefende Studien zum Eisenbahnkreuz im Rätischen Dreieck vorrliegen. Bergmeister: „Realisierung ist vor 2040 nicht möglich.“

Ein Schema möglicher Bahnverbindungen im Dreiländereck

Nord-Süd-Korridore. Zu finden Die Lombardei macht Druck sei laut Bergmeister eine Trasse, Erheblichen Druck macht die für alle 4 Regionen, sprich für die Schweiz, die Lombardei, für derzeit die Lombardei. Konrad Nordtirol und Südtirol die gleiche Bergmeister: „Favorisiert wird ist. Beim Treffen hoher politischer die Variante Bormio-MüstairVertreter aus allen vier Regionen Mals. Für den Neubau der Strecke am 2. März in Scuol sei man zur Tirano-Bormio erhoffe sich die Einsicht gelangt, dass es noch Lombardei Geldmittel aus dem in allen 4 Gebieten vertiefende staatlichen PNRR-Fonds. Grundgeologische und hydrologische sätzlich einig sei man sich darin, Untersuchungen, Probebohrun- dass die neuen Bahnverbindungen sowie auch Erstgespräche be- gen eine Spurweite von 1.435 züglich der Finanzierung braucht. Millimeter (Normalspur) haben Für die Strecke Scuol-Mals gelte sollen. Den Schweizern wäre ein Grenzüberschreitender Konsens gefragt das ebenso, wie für die Strecke meterspuriges Schmalspurnetz Landeck-Scuol bzw. die Reschen- nach dem Muster der Rhätischen Mit Daniel Alfreider stimmte bahn, für die Verbindung Tirano- Bahn zwar lieber, „aber die EU Bergmeister darin überein, dass Bormio-Mals und für die Strecke finanziert keine Schmalspurbahn“, es gelingen muss, einen grenz- von Garmisch-Partenkirchen gab sich Bergmeister überzeugt. überschreitenden Konsens für nach Silz im Inntal. Die vertief- Von welchen Summen die Rede einen Trassenvorschlag zu fin- ten Studien sollen auf Betreiben ist, veranschaulichte er mit groden, der von allen mitgetragen der 4 eigenen Arbeitsgruppen ben Schätzungen: 2.800 Millionen wird und mit dem man dann (Lombardei, Nordtirol, Südtirol Euro für Tirano-Bormio-Mals (71 auch gemeinsam für die Mitfi- und Engadin) erstellt werden und km), 1.500 Mio. für Scuol-Mals nanzierung vor die EU-Gremien bis Ende 2023 vorliegen. (27 km), 1.700 Mio. für Scuoltreten kann. „Wir müssen dahin kommen, dass wir alle vom Gleichen reden“, sagte Bergmeister. Ohne Geldmittel der EU sei die Verwirklichung eines Vorhabens dieser Dimension nicht denkbar. Ebenso klar sei, dass nur dann Geldmittel von der EU zu erwarten sind, wenn die Bahnverbindungen im Dreiländereck in das europäische Eisenbahnnetz eingebettet werden, im Besonde- Auch grobe Kostenschätzungen der möglichen Bahnverbindungen ren in die großen alpenquerenden wurden vorgenommen. 22

DER VINSCHGER 13/22

Pfunds-Landeck (65 km) bzw. 2.100 Mio. für Mals-ReschenLandeck (79 km) sowie 1.200 Mio. für Garmisch-Partenkirchen-Silz (22 km). Zusätzlich zu den Kosten sollen auch die Fahrzeiten in die Gesamtbetrachtungen mit einfließen, ein einheitliches Betriebssystem (25 kV- 50 Hz), die Errichtung von Nebentunnels (Rettung und Wartung), die „Situation Nauders“ (Kehrtunnel Selles im Falle der Reschen-Variante zur Überwindung der Höhenunterschiede dies- und jenseits des Reschenpasses) sowie viele weitere Aspekte. Parallel zu den vertiefenden Studien soll auch eine begleitende Nachhaltigkeitsund Wirtschaftlichkeitsstudie zur Entwicklung von Bahnverbindungen in der „Terra Raetica“ für die Bauphase sowie für eine Betriebsphase von 150 Jahren erstellt werden. Überzeugt gab sich Bergmeister davon, „dass mit der Realisierung eines Vorhabens dieser Dimension nicht vor 2040 zu rechnen ist.“ Das sei auch deshalb klar zu sagen, um nicht unrealistische Erwartungshaltungen zu wecken. „Je früher, desto besser“ „Je früher das Vorhaben angegangen wird, desto besser. Jedes Jahr zählt,“ sagte der Malser Bürgermeister Josef Thurner bei der Diskussion. Nur mit einer guten funktionierenden Bahnverbindung über Mals hinaus werde man imstande sein, dem Verkehr auf der Straße ernsthaft die Stirn zu bieten. „Die Bahn muss zu einer wirklichen Konkurrenz zum Auto werden“, sagte Thurner. Landesrat Daniel Alfreider pflichtete dem Malser Bürgermeister ebenso bei, wie Bezirkspräsident Dieter Pinggera und weitere Diskussionsteilnehmer. „Die Bahn ist in Südtirol die einzige Alternative zum Auto,“ sagte Alfreider und bedauerte in diesem Zusammenhang, dass es bei den Tunnelarbeiten entlang der Bahnstrecke


Turn static files into dynamic content formats.

Create a flipbook
Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.