VINSCHGER GESELLSCHAFT
„Schneller zu Fuß in Sta. Maria als mit dem Auto in Schlanders“ Bevölkerung von Taufers kann die Notfallversorgung im „Center da sandà Val Müstair“ in Anspruch nehmen.
Gruppenbild vor dem „Center da sandà Val Müstair“ (v.l.): Dieter Pinggera (Präsident der Bezirksgemeinschaft Vinschgau), Richard Theiner, Judith Fasser, Roselinde Gunsch, Theodor von Fellenberg, Anton Theiner, Chasper Stuppan (kniend), Florian Zerzer, Gabrielle Binkert-Becchetti, Albrecht Plangger, Martin Matscher und Gottfried Federspiel (Verwaltungskoordinator des Gesundheitsbezirkes Meran).
ler Krankenhäuser gebracht. Längere stationäre Aufenthalte sind sich Bürgerinnen und Bürger im „Center da sandà“ allerdings der Grenzgemeinde Taufers im nicht möglich. Nach höchstens Münstertal für medizinisch indi- drei Tagen erfolgt eine Verlegung zierte Erste-Hilfe-Leistungen an nach Südtirol. das „Center da sandà Val Müstair“ in Sta. Maria wenden. „Zu Fuß Über 17 Jahre Vorlaufzeit ist man von Taufers bis hierher schneller als mit dem Auto in Am 23. Juni sprachen die TauSchlanders,“ brachte Theodor von ferer Bürgermeisterin Roselinde Fellenberg, der Chefarzt des kleins- Gunsch, die Gemeindepräsidentin ten Gesundheitszentrums der des Val Müstair, Gabriella BinkertSchweiz, den Sinn der grenzüber- Becchetti, die Direktorin und der schreitenden Zusammenarbeit mit Präsident des „Center da sandà“, dem Südtiroler Sanitätsbetrieb auf Judith Fasser und Chasper Stupden Punkt. Offiziell vorgestellt pan, der Generaldirektor des Südund besiegelt wurde die Verein- tiroler Sanitätsbetriebes, Florian barung am 23. Juni im „Center da Zerzer, der ehemalige Direktor sandà“. Um die Notfallversorgung der Betriebsabteilung für Gesundim Gesundheitszentrum, das nur rund 4 Kilometer von Taufers entfernt ist, in Anspruch zu nehmen, brauchen die Einwohnerinnen und Einwohner der Gemeinde Taufers nur ihre Gesundheits- und Identitätskarte vorweisen. Abgerechnet werden die Leistungen zwischen der Schweizer Klinik und dem Südtiroler Sanitätsbetrieb. Den Krankentransport übernehmen in der Regel die Südtiroler Ret- Das „Center da sandà Val Müstair“ tungsvereine. Falls eine chronische in Sta. Maria, wo auch viele Krankheit diagnostiziert wird und Vinschgerinnen und Vinschger aufwendige instrumental-diagnos- arbeiten, ist zwar klein, bietet aber tische Untersuchungen notwendig viele Dienste an. Die Palette reicht sind, werden die Patientinnen und von der ambulanten Praxis und Patienten in das Krankenhaus nach dem Pflegeheim bis hin zu vielen Schlanders oder in andere Südtiro- medizinischen Angeboten.
VAL MÜSTAIR/TAUFERS IM MÜNSTERTAL - Schon seit Mai können
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DER VINSCHGER 12/22
heitsleistungen und wohnortnahe Versorgung des Sanitätsbetriebes, Martin Matscher, Theodor von Fellenberg sowie auch Landeshauptmann und Gesundheitslandesrat Arno Kompatscher, der per Video zugeschaltet war, von einem Freudentag und einem Meilenstein der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit, ließen aber nicht unerwähnt, wie schwierig und steinig der Weg bis hin zur konkreten Zusammenarbeit gewesen ist. Über 17 Jahre lang war auf die Vereinbarung hingearbeitet worden. Es gab immer wieder Rückschläge, Neunanfänge und auch Phasen des Stillstandes. Viel Energie musste in die Überwindung bürokratischer Hürden auf Kantonsebene in der Schweiz und noch mehr auf Staatsebene in Rom gesteckt werden. Mitgeholfen hat in Rom während der Endphase der Kammerabgebordnete Albrecht Plangger. Mehrfach hervorgehoben wurde der Einsatz des ehemaligen Gesundheitslandesrates Richard Theiner und des früheren ärztlichen Leiters des Krankenhauses Schlanders, Anton Theiner. Sie seien zusammen mit Martin Matscher die treibenden Kräfte der Zusammenarbeit gewesen.
Landeshauptmann und Gesundheitslandesrat Arno Kompatscher war per Video zugeschaltet.
die Dienste des „Center da sandà“ schätzt. Die Möglichkeit, bei akuten medizinischen Problemen rasch und unkompliziert Hilfe zu bekommen, sei auch insofern wichtig, als dass der Vinschgau mit einem Hausärztemangel zu kämpfen habe. Die jetzige Vereinbarung sehe einfache und konkrete Angebote vor. „Auch hier hat sich gezeigt, dass weniger oft mehr ist“, resümierte die Bürgermeisterin. Arno Kompatscher wertet die Vereinbarung als weiteren Baustein in der Sicherstellung der medizinischen Grundversorgung im ländlichen Raum. Angesichts des Ärzte- und Pflegekräftemangels sei das wichtiger denn je. „Wir sind froh, dass wir gemeinsam dieses Angebot für die Tauferer Bevölkerung schaffen konnten“, sagte Florian Zerzer. Das Pilotprojekt ist bis Ende 2024 ausgelegt: „Wenn es sich bewährt, führen wir es gerne fort“, so Zerzer. Angehen wolle man auch einen zweiten Schritt, nämlich den Ausbau der Zusammenarbeit, sodass auch die Bevölkerung der Gemeinde Val Müstair medizinische Leistungen in Südtiroler Krankenhäusern zu Lasten ihrer Krankenversicherung in Anspruch nehmen kann. Zum jetzigen Dienst meinte von Theodor von Fellenberg: „Alle Tauferer „Weniger ist oft mehr“ können zu uns kommen. Wir sind Roselinde Gunsch bestätigte, für alle da, 24 Stunden am Tag und dass die Bevölkerung von Taufers 365 Tage im Jahr.“ SEPP