VINSCHGER GESELLSCHAFT
Wertvolle Streuobstwiesen gesucht VINSCHGAU/SÜDTIROL - Eine Streuobstwiesenmeisterschaft der Initiative Baumgart will wertvolle Streuobstwiesen in Südtirol prämieren. Alle Besitzer/innen eines „Pangerts“ oder eines „Obstangers“, wie Streuobstwiesen genannt werden, sind eingeladen, am Wettbewerb teilzunehmen. Streuobstwiesen, also Wiesen mit verstreut stehenden Obstbäumen, sind malerische Elemente der heimischen Kulturlandschaft. Sie sind außerdem sehr wertvolle Lebensräume für zahlreiche Tiere und Pflanzen. Schließlich haben Streuobstwiesen in Südtirol noch ein weiteres Merkmal: sie verschwinden zusehends. Oft sind Anger noch in Hofnähe zu finden, wo sie von Bauern und Bäuerinnen gepflegt und genutzt werden. Doch auch im städtischen Raum und im Dorfbereich gibt es noch schöne Bestände von Obstbäumen, die oft wie eine grüne Oase zwischen den Häusern fungieren. Um dem Trend entgegenzuwirken und zu verhindern, dass Streuobstwiesen weiter zurückgedrängt werden, haben acht Institutionen (Roter Hahn, Bioland, Sortengarten, Heimatpflegeverband, Obstbaumuseum, Amt für Natur, Dachverband für Natur- und Umweltschutz, Eurac Research) 2021 die Initiative Baumgart gegründet. Für heuer stehen wieder einige Aktionen im Programm der Initiative, durch die sie den Wert von Streuobstwiesen hervorheben will. Eine dieser Aktivitäten ist eine Streuobstwiesenmeisterschaft, zu der alle Südtiroler/innen, die einen Obstgarten besitzen, aufgerufen sind. Zu gewinnen gibt es tolle Preise. Eine Jury wird die gemeldeten Baumgärten nach verschiedenen Kriterien bewerten. Daneben gibt es noch eine ganz besondere Kategorie: auch Besitzer/innen von neu angelegten Streuobstwiesen bzw. Obstgärten können sich melden. Alle Interessierten können das Anmeldeformular (zu finden auf https:// baumgartinitiative.wordpress. com/) bis zum 15. Mai an Julia Strobl unter baumgart@outlook.it senden. Die Preisverleihung findet RED im September statt.
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DER VINSCHGER 08/22
„Dok in Pension“ SCHLANDERS - „Endlich jeden Tag
aufstehen und das tun, worauf ich spontan Lust habe oder was ich seit langer Zeit vor mir herschiebe.“ Es ist diese Freiheit, die Hansjörg Gluderer seit dem 16. April in vollen Zügen genießt und auf die er sich lange gefreut hat. Am 15. April war der langjährige Gemeindearzt noch in der Praxis im Plawennpark 11 anzutreffen. Er räumte zusammen mit seiner Frau Veronika seine sprichwörtlichen sieben Sachen zusammen, darunter auch das Hinweisschild am Eingang, und sperrte die Tür hinter sich zu. Ein Anflug von Wehmut war zwar dabei, verflog aber im Nu, als ihn 7 Männer des MGV Schlanders vor dem Eingang mit einem selbst „gestrickten“ Abschiedslied überraschten. „Dok in Pension“ stand auf dem schwarzen MGV-Taxi geschrieben, mit dem Hansjörg und Veronika sodann von der Praxis zu ihrem Haus chauffiert wurden. Seit 1991 war Hansjörg Gluderer mit viel Herzblut Gemeindearzt in Schlanders. Zuvor war er 3 Jahre lang als
Der 15. April war der letzte Arbeitstag des Gemeindearztes Hansjörg Gluderer. Beim Ausräumen der Praxis half seine Frau Veronika mit.
Hausarzt in Schnals tätig gewesen. Rückblickend auf die vielen Jahre meinte der bald 66-Jährige, dass es ihm stets ein Anliegen war, mit den Patientinnen und Patienten den direkten Kontakt zu pflegen. Er habe sich in diesem Sinn stets als Urbild des Hausarztes verstanden, nämlich als einer, der mit den Leuten spricht und sich in sie hineinfühlt. Und was wünscht er den Patientinnen und Patienten? Hansjörg Gluderer: „Ich wünsche allen Gesundheit und ein biss-
chen Geduld.“ Geduld in dem Sinn, „dass man auch der Gesundheit Zeit geben muss.“ Mittlerweile sei es leider oft so, „dass viele nur mehr fordern und nicht bitten. Sie wollen Pillen, Spritzen und Medikamente und unterlassen andere Dinge, die gut für die Gesundheit sind, zum Beispiel Bewegung oder gesundes Essen.“ Auf die Frage an Veronika, was sie jetzt mit dem Neo-Rentner zu Hause machen wird, scherzte sie: „Badante spieSEPP len.“
Der MGV Schlanders verabschiedete sich auf seine Art vom langjährigen „Dok“.
Bald kein Gemeindearzt mehr SCHLANDERS - Nach der Pensionierung von Hansjörg Gluderer werden sich im Laufe des Monats Mai auch die zwei provisorisch angestellten Gemeindeärzte Mario Scafuro und Alexis Kodo von Schlanders verabschieden. Damit wird es in der nächsten Zeit überhaupt keinen Gemeindearzt mehr in Schlanders geben. „Die Situation ist leider akut und prekär“, räumte Bürgermeister Dieter Pinggera auf Anfrage ein. Obwohl die Einstellung von Hausärzten nicht in die Zuständigkeit der Gemeinde fällt, sondern dem Sanitätsbetrieb
obliegt, habe die Gemeindeverwaltung alles, was sie tun könne, unternommen, um neue Gemeindeärzte nach Schlanders zu holen. Auch das zuständige Amt des Sanitätsbetriebes habe sich stark bemüht, allerdings ohne Erfolg. „Es wurden zwar rund 120 Ärztinnen und Ärzte kontaktiert, doch niemand war bereit, als Gemeindearzt in Schlanders tätig zu werden“, so Pinggera. Die Lage sei nicht nur im Vinschgau, sondern im ganzen Land prekär: „Von 290 Planstellen sind derzeit an die 80 vakant.“ Was die rund 1.700 Patientinnen und
Patienten, die bisher Hansjörg Gluderer betreut hat, betrifft, so wurden bzw. werden sie auf fixe Hausärzte im Mittelvinschgau verteilt, sprich auf Ärzte in Latsch, Laas und Kastelbell-Tschars. Trotz der derzeit akuten Phase ist der Bürgermeister zuversichtlich, dass sich die Lage ab dem Winter 2022/2023 entspannen wird: „Es laufen bereits jetzt Vorgespräche mit mehreren Ärzten, die bereit sind, in Schlanders zu arbeiten, die Tätigkeit aber aus verschiedenen Gründen erst im Winter aufnehmen können.“ SEPP