VINSCHGER GESELLSCHAFT stünden in einer großen Verantwortung: „Unseren Familien, Betrieben, Mitgliedern und der Umwelt gegenüber, aber immer mehr auch der Gesellschaft gegenüber. Die Gesellschaft beobachtet unser Kaufverhalten und sie beobachtet unsere Arbeit, die sie leider oft zu wenig kennt“, so Ingeborg Rechenmacher. Es liege an den Bäuerinnen, „Aufklärung zu leisten und mit der Gesellschaft ins Gespräch zu kommen.“ Vieles habe sich in den vergangenen 40 Jahren verändert: „Die Frauen von heute sind anders als die Frauen vor 40 oder vor 20 Jahren. Sie haben alle einen Beruf erlernt, den sie auch ausüben wollen, viele haben ein Studium abgeschlossen, möchten ihr Wissen umsetzen, viele wollen außerhalb des Hofes arbeiten, sich selbst verwirklichen, und viele müssen arbeiten, weil es der Hof nicht hergibt, weil
sie für das Alter abgesichert sein müssen, falls der Bezirksobmann des Bauernbundes, weil ein Einkommen allein heute nicht mehr Raimund Prugger. Abschließend kündigte ausreicht.“ Ingeborg Rechenmacher an, dass sie noch bis Februar 2023 im Amt sein wird und rief die Bäuerinnen dazu auf, sich rechtzeitig um „Macht weiter so“ eine Nachfolgerin und um weitere Mitglieder Die Landesbäuerin Tona Egger dankte al- für den Bezirksbäuerinnenrat umzuschauen, len bisherigen und jetzigen Funktionärinnen „denn es geht um eure Standesvertretung im für ihren Einsatz und rief die Bäuerinnen Bezirk und im Land.“ Sie selbst habe neben dazu auf, sich weiterhin zu engagieren, sich der Aus- und Weiterbildung stets großen möglichst in allen Gremien einzubringen Wert auf die Vernetzung mit anderen Frauund mit ihren Ansichten und Meinungen enorganisationen gelegt und auch darauf, nicht hinter dem Berg zu halten. Zu den „dass unsere Frauen und Bäuerinnen zuEhrengästen des 40-Jahr-Jubiläums gehör- sammenkommen, sich austauschen, etwas ten u.a. auch die Bezirksbäuerin von Bozen, gemeinsam erleben und gestalten können.“ Veronika Stampfer, die Bezirksbäuerin von Abschließend wurde von allen BezirksbäueMeran, Heidi Innerhofer, und ihre Stellver- rinnen und der Landesbäuerin ein wundertreterin Elisabeth Thuille. Leider nicht dabei schöner Geburtstagskuchen angeschnitten. sein konnte wegen eines kleinen Arbeitsun- SEPP
Hezilo und die Freien von Tschengls TSCHENGLS - Über die Helizonen,
die älteren Herren von Tschengls, und die jüngere Line, die Freien von Tschengls, war bisher wenig bekannt. Mit dem Buch „Hezilo und die Freien von Tschengls Von Kanzlern, rätischen Urkunden, Freien im Vintschgau und einer adeligen Grablege“ wurde diese Lücke geschlossen. Das Buch ist als Band 49 der „Veröffentlichungen des Südtiroler Landesarchivs“ erschienen. Herausgeber ist Rainer Loose aus Mössingen in Deutschland, Südtirolkenner und Experte der historischen Landeskunde Südwestdeutschlands, von dem auch das Hauptkapitel des im Universitätsverlag Wagner erschienenen Buchs stammt. Loose beleuchtet die Geschichte der Herren von Tschengls sowie des „Kanzleramtes und der Freien im Vintschgau“. David Fliri aus Taufers im Münstertal, Mitglied des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung und Archivar im Haus-, Hof- und Staatsarchiv in Wien, hatte sich auf die Suche nach Urkunden zur Geschichte der Freien von Tschengls gemacht. Wie schon Rainer Loose, wies auch David Fliri bei der gut besuchten Buchvorstellung am 8. April im Kultursaal Tschengls darauf hin, dass es nicht leicht war, Quellen zu den Freien von Tschengls zu finden.
Verena Tröger
Christine Roilo
„Recht wohlhabend waren die Freien von Tschengls nicht“, sagte Loose. David Fliri ist es trotz „dünner Quellendecke“ gelungen, das Leben und die 3 Hochzeiten einer interessanten Dame aus der niederadeligen Familie nachzuzeichnen, nämlich die Geschichte von Anna von Eschenloch, Gräfin aus Ulten, Ehefrau des Hilprand von Tschengls und Mutter des Sigmund von Tschengls. Der Kunsthistoriker und Denkmalpfleger Leo Andergassen befasst sich in seinem Kapitel mit der Geschichte, den gotischen Fresken und weiteren Wandmalereien der Kirche St. Johann in Prad, der Begräbniskirche der Freien von Tschengls. Die Laaser Bürgermeister Verena Tröger freute sich, dass es dank dieses Buches gelungen ist, „Licht in die hochbis spätmittelalterliche Geschichte von Tschengls und seiner Herren zu bringen.“ Einzelne Angehörige der adeligen Familie traten als Grafschaftskanzler und
Rainer Loose
David Fliri
im Dienst der Bischöfe von Chur sowie der Grafen von Tirol hervor. Über Heiratsverbindungen wurden verwandtschaftliche Beziehungen zu anderen churrätischen und tirolischen Geschlechtern sichtbar. Heimsteuern und fehlender Zugewinn schmälerten die wirtschaftliche Basis, und der letzte Erbe übergab, weil ohne männliche Erben, das Mannlehen Tschengls an die mit ihm verschwägerten LiechtensteinKarneid. Grußworte bei der von Gustav Pfeifer (Südtiroler Lan-
Leo Andergassen
desarchiv) moderierten Buchvernissage überbrachten auch Christine Roilo, die Direktorin des Südtiroler Landesarchivs, sowie Herbert Raffeiner, den Rainer Loose im Vorwort als „spiritus rector“, sprich „lenkenden Geist“ würdigt. Gedankt wurde auch dem Bildungsausschuss Laas, der zusammen mit dem Landesarchiv zur Buchpräsentation eingeladen hatte. Unter dem zahlreich erschienenen Publikum befand sich auch die Landeskonservatorin Karin Dalla Torre. SEPP
DER VINSCHGER 07/22
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