VINSCHGER GESELLSCHAFT
Anti-MobbingDienst aktiv SÜDTIROL/VINSCHGAU Mobbing am Arbeitsplatz hat viele Gesichter und äußert sich in systematischen Abwertungen, Anfeindungen und Schikanen. Diese können von Vorhaltung von Informationen bis hin zu offenen Gewalthandlungen gehen. Beim Straining hingegen reicht eine einmalige Degradierung, die permanent auf das Opfer wirkt. Mobbing und Straining haben für die Betroffene und das Unternehmen weitreichende Folgen. Betroffene entwickeln nicht selten psychosomatische Symptome wie z. B. Schlafstörungen, Angstzustände, die nicht nur die Arbeitsleistung reduzieren, sondern das gesamte Privatleben beeinflussen. Oftmals kommt es zu krankheitsbedingten Ausfällen, die wiederum Kosten für das Unternehmen produzieren. Es gilt: Betroffene Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer sollten sich so früh wie möglich Hilfe und Beratung holen! Seit September 2021 ist ein AntiMobbing-Dienst, angesiedelt beim Büro der Gleichstellungsrätin, aktiv und für alle Bürger/ innen zugänglich. Dieser bietet Beratung und Hilfestellung in Fällen von Mobbing und Straining an, für Arbeitnehmer/innen und Arbeitgeber/innen. Der Dienst bietet folgende Dienstleistungen an: Information, Beratung und Mediation für Arbeitnehmerinnen, Arbeitnehmer sowie für Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber; Sensibilisierung der Öffentlichkeit in Zusammenarbeit mit Vereinen und Institutionen; Informations- und Bildungsmaßnahmen für Arbeitnehmerinnen, Arbeitnehmer, Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber; Organisation von Konferenzen und Tagungen in Zusammenarbeit mit Institutionen, Interessensverbänden und Vereinen. Das Beratungsangebot ist kostenlos und kann anonym in Anspruch genommen werden. Beratungstermine werden nach Vereinbarung in Bozen, Meran, Brixen und Bruneck angeboten. Kontakt: www.gleichstellungsraetin-bz.org; E-Mail: info@gleichstellungsraetinRED bz.org; Tel: 0471 946003.
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DER VINSCHGER 02/22
Geburtskultur Interessante Wanderausstellung im Frauenmuseum
Bis Ende November 2022 zeigt das Frauenmuseum in Meran die Ausstellung „Birth cultures. Vom Gebären und Geboren werden“.
Sigrid Prader (links) und ihre Nachfolgerin Sarah Trevisiol
MERAN/VINSCHGAU - Bis Ende November 2022 zeigt das Frauenmuseum in Meran die Wanderausstellung „Birth cultures. Vom Gebären und Geboren werden“. Ziel ist es, das traditionelle Wissen und die Praktiken in Zusammenhang mit Geburt und Mutterschaft als Teil des immateriellen europäischen Kulturerbes zu erhalten und zu verbreiten. Die Bezirkszeitung der Vinschger hat mit der bisherigen Leiterin Sigrid Prader und ihrer Nachfolgerin, der Sozial- und Kulturanthropologin Sarah Trevisiol, ein interessantes Gespräch über dieses EU-Projekt geführt.
Eine Geburt war lange Zeit hauptsächlich Frauensache, Hebammen kümmerten sich zu Hause um die Gebärenden vor und nach der Niederkunft. SIGRID PRADER: Geburt und Tod
der Vinschger: Eine Geburt ist eine private Angelegenheit. Warum nimmt das Thema in der Geschichte der Menschheit dennoch eine zentrale gesellschaftspolitische Rolle ein? SIGRID PRADER: Geburt geht uns
alle an. Wie der Tod betrifft sie ausnahmslos jeden Menschen. Die Bedingungen, die eine Schwangerschaft und Geburt begleiten, prägen unser Leben. Geburt ist ein kreativer Akt, bei dem eine Frau ihr Innerstes nach außen kehrt. Alles dreht sich um Geborgenheit, Vertrauen und Hingabe. Nur wer sich in Sicherheit weiß, kann sich wirklich öffnen, hingeben, gebären. Wie eine Frau eine Geburt erfährt, kann die Gesundheit der Frau und jene ih-
res Kindes fördern oder schaden. Geburtskultur ist also die Art und Weise, wie der Start ins Leben von einer Gesellschaft gestaltet wird und welche Rahmenbedingungen geschafft werden.
waren bis vor kurzem noch eng miteinander verbunden. Bis ins 20. Jh. starben 5 bis 7% der Kinder bei der Geburt oder unmittelbar danach. Mit der industriellen Revolution lösten medizinische Geburtenhilfen immer mehr das traditionelle Hebammenwissen wichtig, dass das Thema Geburt ab. Dennoch liefen die beiden einen Platz in der gesellschaft- Wissen immer parallel weiter und lichen Debatte aufnimmt, damit heute finden wieder viele Frauen wir gemeinsam verstehen können, Gefallen an Hausgeburten. welche Freiheiten und Möglichkeiten wir unseren Frauen, Familien Teils recht kuriose Rituale und Kindern zur Verfügung stellen rund um Schwangerschaft, können. Die Ausstellung „Geburts- Geburt und Wochenbett kulturen“ hinterfragt die Bedeu- finden sich in fast allen Getung der Geburt innerhalb einer sellschaften. Welche Bedeubestimmten Gesellschaft. Es geht tung haben sie? um die Haltung zum menschlichen SARAH TREVISIOL: Rituale rund um Leben und zur Natur und um die die Geburt verbinden Mütter mit Auseinandersetzung mit Wissen- ihrem gesellschaftlichen Umfeld schaft und Spiritualität. Es geht und geben ihnen Sicherheit. Daaber auch um den Frauenkörper, bei entwickelt jeder Kulturkreis um die Stellung der Geschlech- die eigenen Rituale. In unserer ter und der Familien und um die westlichen Gesellschaft gingen Gestaltung des gesellschaftlichen viele Traditionen, vorwiegend in Zusammenlebens. Diese können Folge der medizinischen Errununterschiedliche Formen und Be- genschaften und weit verbreiteten deutungen in verschiedenen Kul- Hospitalisierung verloren, darturkreisen finden, der Drang nach unter sowohl altes HebammenRitualen und Schöpfungsmythen wissen als auch christliche Rituale. rund um die Geburt scheint aber INTERVIEW: INGEBORG RECHENMACHER ein Bedürfnis aller zu sein.
„Birth cultures“ ist eine historische Zeitreise der Geburtskulturen durch verschiedene Epochen und Länder. Lässt sich am Ende dieses Ausflugs ein gemeinsamer Nenner entdecken? SARAH TREVISIOL: Für uns ist es