Geben und Nehmen

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VINSCHGER GESELLSCHAFT

Ist Schlanders lebenswert? Was funktioniert gut in Schlanders, wo gibt es Verbesserungsbedarf? SCHLANDERS - Es mag wohl am schönen Herbstnachmittag gelegen haben, dass nur sehr wenige Personen im Kulturhaus von Schlanders kamen, um über dieses und andere Themen zu Umwelt- und Klimaschutz zu diskutieren. Der Bildungsausschuss von Schlanders unter der Leitung von Gudrun Warger hat die neue Veranstaltungsreihe „Lebenswertes Schlanders – Was ist gut, was wollen Sie anders?“ ins Leben gerufen und gleich beim Auftakt den Direktor des Amtes für Landschaftsplanung, Peter Kasal als Referenten und die RAI-Journalistin Gudrun Esser als Moderatorin in das Kulturhaus geladen. „Es geht in erster Linie um Themen zu Umwelt- und Klimaschutz in der Gemeinde und um Gegebenheiten, die gut funktionieren bzw. wo es Verbesserungsbedarf bedarf“, erklärte die Präsidentin Gudrun Warger zu Beginn der Veranstaltung. Erfreulich war die Anwesenheit zahlreicher Mitglieder der Gemeindeverwaltung.

Umwelt & Menschheit

Im Rahmen der Veranstaltung „Lebenswertes Schlanders“ stellte die Bildungsausschuss-Präsidentin Gudrun Warger ihren Ausschuss vor (v.l.): Gudrun Warger, Ingeborg Nollet, Rosmarie Santer, Susanne Hofer, Ingrid Karnutsch und Günther Vanzo

ist. Auf 1.000 Einwohner fallen 950 Autos, im Vergleich von 593 Autos in Deutschland, 12 in China und 0,9 in Äthiopien! Radikale Veränderungen Angesichts des Klimawandels brauche es hier radikale Veränderungen, so Peter Kasal. Es genüge nicht, Fahrradwege für die Freizeit zu schaffen, sondern die Radmobilität für Pendler und für die täglichen Besorgungen attraktiver zu gestalten und verschließbare Raddepots und –abstellplätze anzubieten. Ein weiterer Kritikpunkt war die Zersiedlung, das ständige und unkontrollierte Wachsen der Siedlungen und der Verbrauch von Kulturlandschaft. „Wenn unsere Orte längerfristig lebenswert bleiben sollen, müssen die unterschiedlichen Inter-

Peter Kasal hatte seinem Referat den spannenden Namen „Wohlfühlen im urbanen Raum – wie die Umwelt die Menschheit beeinflusst“ gegeben und warf dabei einen Blick zurück auf die Geisteshaltung früherer Epochen, mit der man an die Natur herangegangen sei. Von der Urbarmachung des Bodens bis zur Romantisierung der Landschaft hatte der Mensch immer auch die Ökosystemleistungen von Natur und Landschaft im Hinterkopf. Heute sei Nachhaltigkeit das Schlagwort in allen umweltpolitischen Fragen, wenngleich Nachhaltigkeit ein Begriff aus der Forstwirtschaft ist. Wenn Ressourcen nicht ständig nachwachsen, kann man nicht von Nachhaltigkeit sprechen, und bestimmte Ressourcen seien nun mal nur im begrenzten Maße vorhanden. Besonders ressourcenraubend ist der Individualverkehr, der in Südtirol besonders hoch Gudrun Esser und Peter Kasal 18

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essensgruppen zusammengeführt und gemeinsame Ziele erarbeitet werden.“ Der Blick von außen Peter Kasal warf einen Blick von außen auf die Marktgemeinde Schlanders und bescheinigte ihr ein allgemein gutes Gestaltungsbild mit schönen, straßenbegleiteten Baumalleen und einer überlegten Platzgestaltung. Auch die historisch gut erhaltenen Gebäude und das viele Grün im Gemeindegebiet hob er hervor. „Orte leben von spontaner Natur, wo auch einmal etwas wild wachsen darf“, sagte er. Rege Diskussion In einer regen Diskussion kamen allerhand Anliegen der

Anwesenden zur Sprache: so ist besonders der Durchzugsverkehr eine große Belastung für die Anrainer, aber auch der Verkehr in sensiblen Zonen habe zugenommen. Als problematisch sahen einige Personen die derzeitige Zufahrt zum Campingplatz durch die Erholungszone beim Skaterpark. Ein junger Familienvater bezeichnete Schlanders als sehr lebenswert für Familien. Großes Augenmerk legen die Schlanderser Bürger auf schöne, ausladende Bäume, auch als Nistplätze für Vögel, weiters auf die Waale als schützenswerte Kulturgüter und auf eine Entwicklung der Gemeinde im Sinne der 17 Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen. Bürgermeister Dieter Pinggera versprach für Schlanders einen ausführlichen Bürgerbeteiligungsprozess in Sachen Nachhaltigkeitsnetzwerk und Gemeindeentwicklungsplan, der in den nächsten Jahren mit der Bevölkerung erarbeitet werden soll. Bleibt zu hoffen, dass in Zukunft mehr Menschen die Möglichkeit einer Bürgerbeteiligung und Mitsprache nutzen, ansonsten ist der Eindruck berechtigt, dass die Bürgerbeteiligung zwar immer gefordert, aber das konkrete Angebot dazu nur mäßig angenommen wird! INGE


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