Geben und Nehmen

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VINSCHGER GESELLSCHAFT

„Rechtzeitig zum Arzt“ Professor Johannes Schnabl: Bei Hörproblemen nicht jahrelang zuwarten SCHLUDERNS - Wenn jemand spürt, dass er Probleme mit dem Hören hat, soll er nicht jahrelang warten, sondern möglichst bald zum Arzt gehen. Das war eine der Kernaussagen des Dozenten und HNO-Facharztes Johannes Schnabl, der am 4. November im Kulturhaus in Schluderns vor rund 30 interessierten Personen über Hörstörungen und deren Behandlung informierte sowie mit Neuigkeiten aus der Forschung und Praxis aufwartete. Johannes Schnabl, aufgewachsen in Bozen, ist nach 15-jährigem Aufenthalt im Ausland – Ausbildung, Weiterbildung und Tätigkeit als HNOArzt an verschiedenen Universitätskliniken für Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde – vor einigen Jahren nach Bozen zurückgekehrt und führt dort eine HNO-Praxis.

Lebensqualität der Betroffenen mit Hilfe von Geräten und Implantaten erhalten bzw. gesteigert werden kann. „Ich bin zu alt, bei mir hilft das alles nichts mehr“: Solche und ähnliche Aussagen widerlegte der Facharzt mit den Ergebnissen einer wissenschaftlichen Studie, wonach die Behandlungen bei älteren Menschen nicht weniger erfolgreich seien wie bei jüngeren Semestern: „Bei Patienten über 60 wurde eine gute Hörverbesserung Der Dozent und Facharzt Johannes Schnabl bei seinem Vortrag ohne Kontraindikation festgestellt.“ im Kulturhaus in Schluderns. Dass sich viele ältere Menschen beim erstmaligen Tragen von Hörhören z.B. der Lärm am Arbeits- informierte der Facharzt auf ein- geräten schwertun, sei verständplatz, der Lärm in den Städten und fache und verständliche Art. Im lich und nachvollziehbar: „Ein Gebei Freizeittätigkeiten, Stress und Zusammenhang mit der Behand- rät kann sich anfangs unfein und lung von Hörstörungen verwies lästig anfühlen. Aber es braucht andere Gründe mehr. Schnabl grundsätzlich darauf, dass einfach eine mehrwöchige Eingedie Technik immer besser werde, wöhnungszeit.“ Auch auf spezielle Viele mögliche Folgen bei Hörgeräten ebenso wie bei und persönliche Fragen aus dem Wenn das Hörvermögen ab- Implantaten und implantierbaren Publikum ging der Facharzt ein. nimmt und nichts dagegen unter- Hörsystemen. Nicht unerwähnt Immer mehr Menschen betroffen nommen wird, kann das zu teils ließ er aber auch die Tatsache, Spende für „Comedicus“ Einleitend schickte Schnabl vo- scherwiegenden Folgen führen. „dass wir es mit einem riesengroraus, dass die Schwerhörigkeit mit Als Beispiele nannte der Facharzt ßen Markt zu tun haben, bei dem Organisiert hatte den Vortagseiner massiven Einschränkung der nicht nur die Depression („Ich es im Hintergrund um viel Geld abend die Bibliothek Schluderns Lebensqualität einhergehen kann. werde alt und schwerhörig …“), geht.“ Derzeit liefern sich die 4 mit Unterstützung des BildungsDass immer mehr Menschen an sondern auch Aggressionen den weltweit größten Implantat-Her- ausschusses und der KFS ZweigHörstörungen leiden, sei auch Gesprächspartnern gegenüber: steller ein Rennen um die Entwick- stelle Schluderns. Die Bibliodarauf zurückzuführen, dass die „Diese Person spricht immer so lung eines Gerätes, das vollständig theksleiterin Magdalena Rinner Menschen immer älter werden. leise, undeutlich und viel zu implantiert werden kann, „sodass dankte dem Referenten für den Weltweit sind ca. 650 Millionen schnell.“ Auch auf die Vereinsa- man von außen nichts mehr sieht.“ aufschlussreichen Vortrag. Dem Menschen betroffen, in Europa mung verwies der Referent, auf die Gewarnt hat der Facharzt davor, Wunsch von Johannes Schnabl, leidet etwa jeder 5. Mensch an bewusste oder unbewusste Scheu, sich ohne ärztliche Visite einfach allfällige Spenden dem Verein Schwerhörigkeit. In Österreich ha- öffentliche Veranstaltungen zu ein Hörgerät anzuschaffen. Noch „Comedicus“ (Clowntherapie in ben rund 1,6 Millionen Personen besuchen, auf ein erhöhtes Un- eindringlicher rief er dazu auf, den Krankenhäusern) zukommen Hörstörungen. An der sogenann- fallrisiko, auf Verfolgungsgefühle nicht jahrelang zu warten, wenn zu lassen, kam die Bibliothek nicht ten Altersschwerhörigkeit leiden („Es wird über mich getuschelt …“) man spürt, dass man schlechter nur nach, sondern hat den eingeca. 40 Prozent aller Menschen ab und auf die Demenz. „Das Risiko, hört: „Wenn das Gehirn über Jahre gangenen Spendenbeitrag sogar dem 65. Lebensjahr. Laut Johannes dass Schwerhörige an Demenz nicht trainiert wird, ist es nicht verdoppelt. SEPP Schnabl sei davon auszugehen, erkranken, ist um das Fünffache mehr in Lage, die Informationen, dass die Zahl von Menschen mit höher“, so Schnabl. Auch über wie sie Hörgeräte vermitteln, zu Hörstörungen weiter zunehmen die verschiedenen Arten von Hör- verarbeiten.“ Nicht ratsam sei es wird. Zu den Ursachen dafür ge- störungen und deren Ursachen auch, mit Wattestäbchen tief in die Ohren einzudringen: „Wattestäbchen sind wie Pfeifenstopfer.“ Es soll nicht versucht werden, mit Nicht sehen trennt den ihnen Ohrenschmalz zu entfernen. In solchen Fällen ist eine OhrenMenschen von den Dingen. spülung beim Arzt angebracht.

Nicht hören trennt den Menschen vom Menschen Immanuel Kant (1724-1804)

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DER VINSCHGER 37-38/21

„Tragen, auch wenn es unfein ist“ Rund 30 Interessierte konnte die

Zum Thema Altersschwerhörig- Bibliotheksleiterin Magdalena Rinner keit hielt Schnabl u.a. fest, dass die zum Vortrag begrüßen.


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