Im Kulturkampf

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VINSCHGER GESELLSCHAFT

„Ich kann die Miete nicht mehr bezahlen“ Barbara Gutgsell: „Nur Versprechungen helfen uns nicht weiter. Lasst uns endlich arbeiten.“ SCHLANDERS - Die Hotellerie und Gastronomie gehören zu jenen Bereichen, die von der CoronaPandemie und den damit zusammenhängenden Einschränkungen und Maßnahmen besonders hart betroffen sind. Wie Barbara Gutgsell, die Pächterin der „Alten Post“ (Bar, Cafè und Eissalon) in der Fußgängerzone in Schlanders dem der Vinschger in einem Gespräch am 30. März bestätigte, ist die Lage mehr als prekär. Sie macht keinen Hehl daraus, dass sie nicht mehr imstande ist, die Miete zu zahlen. Barbara ist Gastwirtin mit Leib und Seele: „Ich liebe meine Arbeit, weiß aber so langsam nicht mehr, wie es weitergehen soll.“ Die Nachricht, wonach die Gastbetriebe möglicherweise auch nach Ostern nicht öffnen dürfen, „hat das Fass zum Überlaufen gebracht.“ Nach über einem Jahr voller Tiefen und nur weniger, kurzer Lichtblicke sei die Situation gelinge gesagt untragbar geworden. Einen ersten großen Rückschlag gab es während des ersten Lockdowns von Mitte März bis Mitte Mai 2020. Während des Sommers 2020 durfte man zwar mit Einschränkungen und Vorschriften arbeiten, „aber der Sommer war anders als in den Jahren zuvor. Es waren grundsätzlich weniger Menschen unterwegs, und zeitgleich mit dem Beginn der Sperrstunde standen oft die Ordnungshüter vor der Tür,“ erinnert sich Barbara.

ronomie und Schulen keineswegs als „Infektionsherde“ einzustufen. Da sei die Infektionsgefahr in anderen Bereichen merklich höher. So manche Maßnahmen und Einschränkungen hätten weder Hand noch Fuß und widersprächen dem Hausverstand. Zur Diskussion rund um den Impfpass gibt sich Barbara kategorisch: „Ich werde nie bereit sein, in meinem Betrieb Barbara Gutgsell und ihre Tochter Sabrina in der „Alten Post“ in Schlanders. die ‚Polizistin’ zu spielen und die Kunden zu fragen, ob sie geimpft relativ gut über die Runden zu und des Landes aussieht, braucht oder getestet sind. Ist es überhaupt kommen“, stimmen Barbara und die Gastwirtin nicht lange nachzu- gerecht, dass nur Geimpfte einSabrina überein. Jedenfalls sei es denken: „Vom Staat gab es zweimal treten können und alle anderen in der Zeit vor Corona noch mög- diese famosen 600 Euro und vom nicht?“ Insgesamt gesehen habe lich gewesen, einmal im Jahr für Land bisher nichts.“ Sie könne es die Corona-Pandemie die Gastrogut zwei Wochen mit der gesam- nicht mehr ertragen, wenn von nomie ein weiteres Mal stark geten Familie auszuspannen, ohne Seiten des Landes Versprechungen schwächt, „denn es ist nicht zu verdabei irgendwelchen Luxus zu gemacht und Hilfen angekündigt gessen, dass wir schon vor Corona genießen.“ Sei es im Vorjahr noch werden, „denen dann aber keine neue Herausforderungen stemmen möglich gewesen, eine Hilfskraft Taten folgen.“ mussten, Stichwort Rauchverbot, für 4 Arbeitsstunden pro Tag zu strenge Alkohol-Kontrollen und bezahlen, „müssen wir uns diese Wo bleiben die Taten? anderes mehr.“ Die „Alte Post“ in Mithilfe heuer wohl abschminken Schlanders ist nur ein Beispiel und selbst von der Früh bis zum Buchstäblich zur Weißglut trei- etlicher Gasthäuser und Betriebe Abend im Betrieb arbeiten, wenn be sie dann Diskussionen und im Vinschgau, denen die Coronadas denn überhaupt möglich sein Debatten um die Erhöhung von Pandemie arg zusetzt und sie an wird,“ geben Barbara und Sabrina Politikergehältern: „Ist das noch die Grenzen bringt. Was überall Solidarität? Ist das noch gerecht? besonders fehlt, ist eine sichere zu bedenken. Was ist von Schlagwörtern wie Perspektive. Barbara: „Obwohl ‚Wir werden niemanden im Regen wir bisher vieles geschluckt und Kein Geld für Hilfskraft stehen lassen’ übriggeblieben?“ Mit hingenommen haben, kann uns Sabrina hat zwei Kinder und Aufschüben und Aussetzungen bis zum heutigen Tag (30. März, ihr Mann, der ebenfalls im Gast- von Gebühren und Zahlungen Anmerkung der Redaktion) noch gewerbe arbeitet, ist derzeit eben- lasse sich der Kern des Problems immer niemand verbindlich sagen, falls ohne Job. „Es ist schon trau- nicht lösen, „denn was helfen mir was ab wann und wie möglich sein rig, wenn man sich unverschuldet die Aufschübe, wenn dann später wird.“ * SEPP verschulden muss, um überhaupt alles auf einmal kommt? Muss ich arbeiten zu können“, blickt Bar- dann erneut Schulden machen, * Wie es am 30. März seitens des bara zurück. Sei dem Spätherbst um den Zahlungen nachzukom- Landes hieß, wolle man Mitte April Kleiner Familienbetrieb 2020 bis jetzt sei so gut gar nichts men?“ Einen wirklichen Ausweg Restaurants und Bars öffnen, „wenn Sie hatte 2002 als Angestellte in hereingekommen. Nicht gefehlt aus diesem Kreislauf sehen Barbara es die Zahlen zulassen.“ HGV-Chef der „Alten Post“ begonnen. 2015 haben allerdings die Spesen und und Sabrina nur in einer baldmög- Manfred Pinzger gab sich bitter enthat sie den Betrieb gepachtet und Ausgaben: „Miete, Strom, Wasser lichsten Öffnung der Gastrono- täuscht. Die Gastronomiebetriebe führt ihn seither mit ihrer Tochter und Abwasser, Versicherungen mie: „Lasst uns arbeiten und wir würden erneut auf der Strecke bleiSabrina in Eigenregie. „Wir sind ein und andere Rechnungen und Ge- werden uns schon wieder selbst ben, obwohl speziell Restaurants kleiner Familienbetrieb. Das, was bühren.“ Über die Frage, wie es mit so langsam aufrappeln.“ Wenn sicher seien. Auch mit Kritik an der wir mit harter Arbeit verdienen, den bisherigen betrieblichen Un- bestimmte Regeln eingehalten Corona-Politik des Landes sparte erlaubt es uns, in normalen Zeiten terstützungen seitens des Staates werden, seien die Bereiche Gast- Pinzger nicht. DER VINSCHGER 11-12/21

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