VINSCHGER GESELLSCHAFT
Nicht ins Kino, sondern zum Test
Am 28. Februar bildeten sich vor dem Testzentrum im Kulturhaus in Schlanders zum Teil lange Warteschlangen. MALS/SCHLANDERS/PARTSCHINS -
Die Gemeinde Mals hatte es schon einige Tage vorher erwischt. Für die Gemeinden Schlanders und Partschins kam die Hiobsbotschaft am 27. Februar: auch in Schlanders und Partschins wurden Fälle der hochansteckenden südafrikanischen CoronavirusVariante festgestellt. Nun stand fest, dass es ab dem 1. März auch für das Betreten oder Verlassen dieser Gemeinden ein negatives Testergebnis brauchen wird. Bereits am 27. Februar setzten die Gemeindeverwaltungen von Schlanders und Partschins alles daran, um noch am Sonntag, 28. Februar, Testmöglichkeiten anzubieten. In Schlanders standen an diesem Tag im Kulturhaus 5 Testlinien bereit. Der Andrang
war vor allem am Vormittag und frühen Nachmittag groß. Hunderte Personen standen an. Ohne den außerordentlichen Einsatz der Koordinatorin Sonja Gorfer und vieler weiterer Mitarbeiter*innen wäre es laut Bürgermeister Dieter Pinggera nicht möglich gewesen, in kürzester Zeit ein Testzentrum mit 5 Linien einzurichten. Viele, die sich am letzten Februartag testen ließen, waren Auswärtige, darunter viele Personen, die am nächsten Tag von auswärts nach Schlanders zum Arbeiten mussten. Die Stimmung unter den Wartenden war unterschiedlich. Die Kommentare reichten von „Jetzt ist aber bald genug!“ und „Warum kann man sich nicht bei allen Hausärzten und in allen Apotheken testen
lassen?“ bis hin zu „Man predigt uns täglich Abstand zu halten und jetzt stehen wir hier in einer Menschenmenge“, „Das bringt eh alles nichts!“ und „Wenn es schon sein muss, werden wir auch das noch schaffen.“ Besonders scharf reagiert haben gegen die Einstufung der Gemeinde Schlanders als „Sperrzone“ die Ratsmitglieder der Süd-Tiroler Freiheit, die sich bereits am 28. Februar „klar und deutlich gegen die Schließung der Gemeindegrenzen von Schlanders“ aussprachen. Man verstehe nicht, „welchen Plan die Landesregierung mit dem Einsperren der Bürger beabsichtigt, da bisher nur bei einer einzigen Person die sogenannte ‚südafrikanische Mutation’ nachgewiesen werden konnte.“ Die Tatsache,
„dass immer mehr Gemeinden betroffen sind, zeigt zudem, dass die Sperrung einzelner Gemeinden nichts mehr bringt.“ Im Vergleich zum 28. Februar (von 1.077 Antigen-Tests, die allein an diesem Tag durchgeführt wurden, waren 4 positiv) waren die Warteschlangen vor dem Kulturhaus am 1. März nicht mehr so lang. Ab dem 2. März wurde in der Großraumturnhalle in Schlanders getestet. Der negative Test darf nicht älter als 72 Stunden sein (Testtag plus 3 ganze Tage). Die Teststation in Partschins wurde im „Geroldsaal“ in Rabland eingerichtet. Auch dort konnte man sich bereits ab dem 28. Februar testen lassen. SEPP
Politische Erklärungen – und die Jugend? OBERVINSCHGAU - Die Gemeinderatswahlen im September haben frischen Wind in die Gemeindestuben gebracht. Die Fachstelle zur Förderung der Jugendarbeit des Jugenddienstes Obervinschgau hatte bereits vor dem Urnengang die Wahlkampfbroschüren der Gemeindelisten analysiert und folgendes festgestellt: „Die Jugend war Thema“. Rund ein halbes Jahr später stehen die Gemeindeausschüsse fest und die Vorhaben für die kommenden viereinhalb Jahre wurden definiert. Vom Wahlkampf nun zum Programmatischen Dokument: Wie sollen junge Menschen in den nächsten Jahren Berücksichtigung finden? Die Programmatischen Erklärungen der Bürgermeister*innen des Obervinschgaus liegen in der
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DER VINSCHGER 07-08/21
Zwischenzeit vor. Glurns wird den Gemeinderat im Frühjahr neu wählen und konnte demnach nicht berücksichtigt werden. Der Umfang der Dokumente ist in den einzelnen Gemeinden sehr verschieden, was einen Vergleich erschwert. Das Programmatische Dokument der Gemeinde Mals liest sich im Unterschied zu jenen der Nachbargemeinden wie ein Manifest, das „unsere Gemeinde wirtschaftlich stärken und an Lebensqualität reich erhalten“ soll. Die weiteren Gemeinden im Obervinschgau sind im Dokument hingegen bemüht, Maßnahmen für die Weiterentwicklung festzulegen. Wie steht es nun um die Jugend? Bleibt sie die vielzitierte „Zukunft“ oder findet sie sich auch
jetzt schon in den politischen Schwerpunktsetzungen wieder? Quantitativ wurde „die Jugend“ in jedem Programm mindestens einmal berücksichtigt. Geteilt werden von allen Gemeinden die Vorhaben, leistbare Wohnraum und eine verbesserte Mobilität (Öffentlicher Nahverkehr, Radwege und Verkehrsberuhigung) zu schaffen. Auch die Förderung der Jugendarbeit in Vereinen und in den Räumlichkeiten der Offenen Jugendarbeit findet sich in fünf von sechs Gemeinden wieder. Spezifische Gedanken zu einer jugendfreundlicheren Gemeinde wurden jedoch nur in zwei Gemeinden verschriftlicht. Dort sollen Begegnungsorte im Dorf, qualitative Veranstaltungen und Beteiligungsmöglichkeiten
für junge Menschen geschaffen werden. Letzteres wurde in den Wahlkampfbroschüren noch mehrheitlich genannt, in den Programmatischen Erklärungen kommt es hingegen mit einer Ausnahme nicht mehr vor. „Die Notwendigkeit der Jugendbeteiligung scheint noch nicht erkannt worden zu sein. Jugendbeteiligung bedeutet, junge Menschen als gleichwertige Bürger*innen anzuerkennen und ihnen die Expertise über ihre Lebenswelt zuzuerkennen. Beteiligung schafft Ergebnisse mit Bestand, Identifikation mit dem Dorf und mündige Persönlichkeiten. Gemeinden sind gut beraten, in ihre jungen Mitbürger*innen zu investieren“, schlussfolgert Tobias Stecher vom Jugenddienst Obervinschgau. RED