Frauenpower in Laas

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VINSCHGER GESELLSCHAFT

Beim LOVT Camp für Familien mit Kindern und Jugendlichen mit Beeinträchtigung im Sommer 2020 in Martell. LOVT steht für „Lösungs-Orientiertes Verhaltens-Training“.

Selbsthilfe, aber nicht nur Arbeitskreis Eltern Behinderter (AEB) will Tabus brechen. Klare Forderungen an die Politik. VINSCHGAU - Seit seiner Gründung im September 1979 unter dem Vorsitz von Gertrud Calenzani setzt sich der Arbeitskreis Eltern Behinderter, kurz AEB, dafür ein, betroffene Eltern zu informieren, zu beraten und zu stärken. Aber auch die Integration der Menschen mit Behinderung im Kindergarten, in der Schule und in der Arbeitswelt ist dem Arbeitskreis ein großes Anliegen. Außerdem will der Verband auf die Politik Einfluss nehmen, um die Probleme und Schwierigkeiten, denen betroffene Eltern leider immer noch gegenüberstehen, einer Lösung zuzuführen.

Noch viel Nachholbedarf „Einige Dinge haben sich im Lauf der Jahre, auch auf Druck des Verbandes, zwar langsam gebessert, aber in bestimmten Bereichen gibt es noch immer erheblichen Nachholbedarf“, stimmten Claudia Moser aus Laas, die AEB-Ansprechpartnerin für den Ober- und Mittelvinschgau, sowie ihre Stellvertreterin Anna Maria Bernhard Jörg aus Schluderns in einem Gespräch mit dem der Vinschger überein. Im Oberund Mittelvinschgau zählt der Verband derzeit rund 60 Mitgliedsfamilien. In allen Familien werden Kinder, Jugendliche oder Erwachsene mit körperlichen oder kogniti8

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ven Beeinträchtigungen unterschiedlichen Grades betreut.

Menschen mit Behinderung. Die Sommerpause von 6 Wochen ist eine viel zu lange Zeit, beanstanden Claudia und Anna Maria. Auch die täglichen Öffnungszeiten müssten Oft rund um die Uhr gefordert verlängert werden. Schließlich haben auch Nicht zu unterschätzen sei laut den AEB- die Eltern von Kindern mit BeeinträchtiAnsprechpartnerinnen, dass betroffene gungen das Recht und das Bedürfnis, entEltern oft rund um die Uhr gefordert sind, lastet zu werden und ‚aufzuschnaufen’“, so „und das über viele Jahre, ja Jahrzehnte hin- die AEB-Vertreterinnen. weg.“ Der Großteil der Arbeit werde nach wie vor von den betroffenen Eltern geleistet, „Wohnmöglichkeiten sind unerlässlich“ „obwohl viele von ihnen berufstätig sind.“ Während zum Beispiel bei der Betreuung Ein weiteres großes Anliegen ist dem älterer Menschen ein Teil der Pflegearbeit Arbeitskreis Eltern Behinderter die Schafvon einer „Badante“ erbracht werden kann, fung von Wohnmöglichkeiten. Auch im „lastet die Betreuung von Menschen mit Vinschgau sollte es gelingen, Wohnräume Behinderung fast ausschließlich auf den zu schaffen, in denen mehrere Betroffene betroffenen Familien.“ Erschwerend hinzu das selbstständige Wohnen lernen können komme, dass Hand in Hand mit dem Heran- mit entsprechender Betreuung. Mit Hilfe wachsen der betreuten Kinder und Jugend- von Wohngruppen könnte erreicht werlichen auch die Eltern älter werden. Claudia den, dass die Loslösung beeinträchtigter Moser: „Es kommt auch vor, dass Eltern in Menschen von ihren Familien zu einem diesen Situationen bis an die Grenzen ihrer angemessenen Zeitpunkt erfolgen kann, Kräfte gehen. Sie machen solange weiter, bis „und nicht erst, wenn das Limit erreicht oder es buchstäblich nicht mehr geht.“ gar schon überschritten ist“, wie es Claudia auf den Punkt bringt. „Betreuungslücke schließen“ „Wir sind keine Bittsteller“ Zu den wichtigsten Forderungen des Arbeitskreises gehört schon seit einiger Zeit Befreien will sich der Verband auch die verlängerte Öffnung der Werkstätten für vom Bittsteller-Image und der falsch ver-